Ich bin ein Egoist
Ich bin ein Egoist. Das ist für mich eine klare Sache und ich schäme mich nicht dafür.
Warum auch?
Denn was bedeutet Egoismus mehr, als Eigenliebe und auch Eigenverantwortung?
Warum sollte ich andere Personen und deren Bedürfnisse höher bewerten, als meine eigenen?
Mann muss weder ein Arschloch sein, geschweige denn sich so benehmen, um ein Egoist zu sein, sondern ganz einfach entscheiden, seine eigenen Bedürfnisse an erste Stelle zu stellen. Das bedeutet nicht, dass mir anderer Leute Bedürfnisse egal, oder gar unwichtig sind. Warum auch?
Ich stelle nur anderer Menschen Bedürfnisse nicht über meine eigenen. Persönlich denke ich, dass seine eigenen Bedürfnisse hinter die Bedürfnisse seiner Umgebung zu stellen, einfach dumm ist.
Selbst bei Personen, für die ich Zuneigung, oder gar Liebe empfinde, ordne ich deren Bedürfnisse den meinen unter.
Warum tue ich das?
Ganz klar, weil ich selber meine Bedürfnisse am besten verstehen kann.
Jeder andere Mensch kann meine Bedürfnisse nur erraten, erahnen oder erfragen, aber nicht unmittelbar empfinden. Daher bin ich auch der Einzige, der meine Bedürfnisse erfüllen kann.
Zwar können mir andere Menschen helfen, oder sogar noch konkreter, bin ich auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen, aber zur wirklichen Befriedigung meiner Wünsche muss ich selber die Verantwortung für mein Handeln und die Leitung meines Projektes übernehmen.
Das bedeutet in erster Linie, dass ich zu aller erst meine eigenen Ziele definieren sollte.
Obwohl mir die Gesellschaft schon oft vermitteln wollte, dass ich meine Mitmenschen und meine Umwelt als Faktoren bei der Zielbestimmung einbeziehen sollte, ist mir dieser Weg nun endgültig als ein Irrweg aufgefallen.
Es geht doch um meine Ziele und mein Leben, daher will ich auch zuerst definieren, was genau meine Wünsche und Ziele sind, unabhängig von Erreichbarkeit und Möglichkeit.
Da ich an äußere Grenzen des Machbaren schon früh genug auf meinem Weg stoßen werde, sollte ich diese nicht noch zusätzlich verinnerlichen und mir zu inneren Grenzen aufbauen.
Die Weltgeschichte kennt vor allem die Leute, die Grenzen überschritten haben und das Unmögliche geglaubt haben.
Warum sollte ich mich nicht an den Gewinnern orientieren?
Unsere Gesellschaft mag keine Außenseiter, erst recht nicht, wenn diese auch noch erfolgreich sind und dennoch werden sie als Zeichen des Fortschritts und des Erfolges gefeiert und beneidet.
Schon als Kind wurde ich von meiner Umgebung klein gehalten und es wurde stets versucht, meine Besonderheiten zu verstecken und zu unterdrücken, um mich zu einem konformen Gesellschaftsmitglied zu entwickeln. Natürlich wollte jeder nur mein Bestes und jeder hatte auch eine Vorstellung davon, was das denn sein würde, doch niemand kümmerte sich dabei um meine Gedanken und Ziele.
Selbst in meiner Therapie ging es darum, meine Persönlichkeit dahin zu bewegen, dass ich konformer in die Gesellschaft passe, ein weiterer Grund, warum ich Verhaltenstherapie nicht überzeugend finde.
Seit ich anfange, mich selbst zu entdecken und mich damit zu beschäftigen, was ich möchte und gutheiße, geht es mir deutlich besser.
Als Teenager habe ich die Werke von Nietzsche gelesen und habe darin seine interessante Weltsicht erfahren, die aufgrund des Missbrauches durch das Dritte Reich stark in Verruf gekommen ist. Es geht um die Theorie des Übermenschen und des Untermenschen.
Dank des Herrn Adolf H. zieht es jetzt wahrscheinlich bei einigen die Fußnägel nach oben, aber wer sich dennoch traut, einfach mal weiter zu lesen, wird schnell herausfinden, dass es mir weder um den faschistischen Missbrauch dieser Wörter geht, noch um einen Zusammenhang mit dem Herabwürdigen von Menschen.
In der Tat empfinde ich es als eine Art Krankheit unserer Gesellschaft, dass die Erhöhung des eigenen Ichs immer gleich in einem Topf mit der Erniedrigung anderer Menschen geworfen wird.
Nur, weil ich mich gut finde, heißt das doch nicht, dass ich automatisch jemand anderen schlecht finde.
Warum versucht man mir stets einzureden, dass ich mich selbst nur erhöhen kann, indem ich andere Menschen erniedrige?
Komme ich zurück zu dem bösen Ding mit dem Übermenschen und dem Untermenschen.
Nietzsche hat das Ganze schon ganz schön verschwurbelt ausgedrückt. Was ich daraus zu erkennen meine, ist eigentlich wesentlich einfacher zu erklären.
Es gibt zwei Arten von Menschen, die sogenannten „Übermenschen“, oder auch die „Starken“ und die sogenannten „Untermenschen“, also die „Schwachen“.
Die „Untermenschen“ haben sich im Rahmen der Entwicklung zusammen getan, um mit schierer Anzahl den „Übermenschen“ zu unterwerfen. Ihre Werkzeuge waren dabei Gesetze, Moral und Religion.
Der „Schwache“ hat also dem „Starken“ erklärt, dass, wenn er ihm etwas wegnimmt, ihn die anderen „Schwachen“ zur Verantwortung ziehen. Daher leben wir in einer Gesellschaft, die durch die „Untermenschen“ dominiert wird, da die starken „Übermenschen“ ja durch gesellschaftliche Normen und Regeln gebunden werden.
Das ist jetzt die krasse Darstellung, die man vielfach kritisieren kann, vor allem anhand der Frage, was denn jetzt den „Übermenschen“, den „Starken“ ausmacht.
Ich für meinen Teil sehe die Stärke eines Menschen darin, seine natürlichen Talente zu seinem (und seiner Mitmenschen) Vorteil einzusetzen. Unabhängig vom Thema, denke ich, dass jeder Mensch, der dem Weg seines Herzens folgt, unabhängig von der Meinung der Gesellschaft, ein Übermensch ist.
Da ich stets daran geglaubt habe, dass fast jeder Mensch (also außer mir jeder) ein besonderes Talent hat, glaube ich an den Übermenschen in jedem von uns.
Quasi eine geballte Kraft, die jeder von uns in sich trägt.
Jeder, der diese Kraft nicht nutzt, macht sich somit selber zum Untermenschen, beziehungsweise wird dahin „erzogen“ und durch die Werte, Regeln und Normen der Gesellschaft in diesem Status gehalten.
Wird sind philosophisch dann schnell schon fast bei dem guten Herrn Kant, wenn man meinem Gedanken folgt, dass die Erkenntnis unserer eigenen Stärke und das Nutzen unserer Talente der Schritt ist, um uns aus der Unmündigkeit der gesellschaftlichen Zwänge zu befreien.
In einer nahezu idealen Welt der aufgeklärten Menschheit würden meiner Meinung nach folgende Grundsätze reichen und bei Einhaltung sämtliche anderen Gesetze, Normen und Werte obsolet machen:
- Die Freiheit des Einzelnen endet da, wo die Freiheit eines anderen beschnitten wird und erfordert somit einen Kompromiss, dem beide zustimmen können.
- Das eigene Handeln ist nur in dem Umfang akzeptabel, in dem man das selbe Handeln auch anderen Menschen zugestehen kann.
- Ein jeder sollte es sich zur Pflicht machen, seine Mitmenschen so zu behandeln, dass er diese weder behindert noch schädigt.
- Ein Fehler ist dann ein Erfolg, wenn einer oder mehrere Menschen daraus lernen können.
Ich denke, viele Menschen würden mir zustimmen, dass es sich gut mit solchen Werten leben lässt, aber was hält uns davon ab?
Drei mächtige Antagonisten kommen mir gleich vor Augen, nämlich Gier, Neid und Angst.
Viele sehen diese drei Spieler als Teile des Egoismus, den ich ja eingangs erwähnt habe, aber ist es wirklich so?
Lässt uns Angst egoistisch werden oder macht uns Egoismus ängstlich?
Ich denke, die Verbindung zwischen Angst und Egoismus liegt in der negativen Bedeutung, die der Egoismus in der Gesellschaft hat. Ich habe keine Angst egoistisch zu sein, sondern für egoistisch gehalten zu werden.
Das ist ein wahnsinniger Unterschied, denn im Eigentlichen entspringt die Angst nicht dem Bedürfnis nach Egoismus, sondern aus dem Bedürfnis nach Egoismus entspringt die Angst vor der sozialen Verachtung.
Macht mich Egoismus gierig?
Ich persönlich denke das nicht, sondern glaube sogar, dass Gier aus unterdrücktem Egoismus entsteht, denn durch nicht erkannte Ziele, Träume und Wünsche entsteht ein inneres Unglück, welches seinerseits nur durch Betäubung mit Ersatzbefriedigung zeitweise ruhig gestellt wird.
Aber da ja nur das Symptom behandelt wird, ändert sich nichts an dem eigentlichen Bedürfnis und so finde ich mich in einer Spirale der Ersatzbefriedigungen wieder, die zur Sucht verkommen. Und damit meine ich nicht nur materielle Süchte, sondern auch Sucht nach Anerkennung, Macht oder ähnlichem.
Und was ist dann mit dem Neid?
Da frage ich mich doch gleich, wenn ich für die Befriedigung meiner Bedürfnisse sorge, was kümmert mich dann der Erfolg meiner Nachbarn?
Egoismus zielt auf innere Zufriedenheit ab, während der Neid als Hauptziel eine innere Unzufriedenheit hat.
Im Prinzip entsteht Neid als Konsequenz einer Leistungsgesellschaft, die uns weismacht, dass die teuersten Drogen die besten Drogen sind und uns vergessen lassen, dass die besten Drogen überhaupt ganz kostenlos von unserem eigenen Körper produziert werden. Wir müssen nur entdecken, wie wir ihn zur Produktion verleiten können.
Wenn ich einen Text geschrieben habe, fühle ich mich wohl, das habe ich bei mir entdeckt.
Vielleicht ist das meine Stärke? Daher ist es für mich auch wichtig zu definieren, dass ich für mich schreibe, ganz egoistisch.
Wenn jemand das liest und sich dadurch gut fühlt, oder inspiriert, oder es ihm auf andere Weise hilft, dann freut mich das und streichelt auch meine Eitelkeit, aber das ist nicht mein Hauptzweck.
Vielleicht wäre die Welt etwas besser, wenn wir alle Egoisten wären und damit offen umgehen würden.
Euer Mausebär (td)
Ein Kommentar
Vielleicht wäre die Welt etwas besser, wenn wir alle Egoisten wären und damit offen umgehen würden.
Dir is klar das ICH, das nicht so hin nehme. Weil es nun mal da geschrieben steht. Denn sonst Hätte ich geschrieben, Das kann ich so nicht stehen lassen.
Dir ist Klar das, Dein Heutiger Artikel mich anschreit, in einem Flehendlichem Ton, nahezu verzweifelt darum bittet zerfetzt zu werden, wie Kritiker das so tun.
Zum glück bin ich kein Kritiker.
Ich bin nur ein Leser.
Desshalb bedanke ich mich bei dir für diesen Artikel, und sage,mehr davon.
LG. Gandalf