Sentimente
Ein wunderschöner Nachmittag stimmt den Mausebären leicht sentimental und nachdenklich
Hallo liebe Mausebärfreunde,
Ich hatte heute einen wunderschönen Tag.
Hier sollte mein Bericht jetzt enden und, vielleicht sollte ich diesen Punkt einfach auch so stehen lassen, wären da nicht zwei Punkte, die daran hängen würden und den Mausebären noch an seine Tastatur fesseln.
Der erste Punkt ist, dass ich auch gerne festhalten würde, warum es ein schöner Tag war, und damit fange ich an…
Ein wunderschöner Tag
Heute bin ich bereits mit guter Laune, leicht aufgeregter Vorfreude und gut ausgeschlafen aufgewacht. Nachdem ich den tag mit einer ausgiebigen und erfrischenden dusche begonnen hatte, traf ich die letzten Vorbereitungen, denn heute war der große Tag, an dem ich einen meiner besten Freunde zum Standesamt begleiten würde und als sein Trauzeuge in, an einem seiner schönsten Tage begleiten durfte.
Ich nenne bewusst keine Namen, damit niemand erfährt, wer so verrückt ist, für so etwas einen Mausebären zu engagieren.
Mein innerer Narzisst feierte quasi Geburtstag und Weihnachten gleichzeitig, denn für mich stellt diese Amt eine Ehre dar und ist ein Symbol für eine enge Freundschaft. Ich fühlte und fühle mich davon auch ein klein wenig geschmeichelt, anerkannt und wertgeschätzt.
Doch um mich sollte es gar nicht gehen, also wurde der leicht freudetrunkenen innere Narzisst von anderen Mitglieder des inneren Team (unter Führung des meist ruhigen aber dennoch sehr willensstarken Verantwortungsgefühl) gefesselt geknebelt und auf einen gemütlichen Stuhl in der hinteren Reihe gesetzt.
Für mich in Ordnung (ein Zeichen meiner persönlichen Entwicklung) und auch meiner Vorstellung von Freundschaft gerecht.
Gründlich packte ich meine Sachen, nebst kleiner Aufmerksamkeit für das Paar und setzte mich, dank des treuen Mausebärmobils in Bewegung.
Pünktlich parkte ich auf dem, vom Schicksal optimal hingestellten, freien Parkplatz direkt vor der Tür des Brautpaars, um noch in den letzten Minuten der Vorbereitung mehr oder weniger hilfreich zur Seite zu stehen.
Gemeinsam ging es (im kleinen Kreis) zum malerischen Hochzeitssaal des örtlichen Standesamtes, wo im kleinem Kreis (noch ein Grund für Anonymität) in einer romantischen und anrührenden Zeremonie sich die Beiden glücklich Verliebten das Ja-Wort gaben.
Ein toller Moment und der Mausebär hatte ein-zwei Tränchen im Augenwinkel (Quatsch es war warm, das war nur Schweiß, echte Bären sind nicht so sentimental).
Beim anschließendem gemeinsamen Essen wurde gelacht, geschlemmt und eine gute Zeit miteinander verbracht. Zusammen mit dem frischgebackenem Brautpaar und dem engstem Kreis. Ich fühlte mich wohl, gut aufgehoben und voller Freude, angesteckt von dem Glück der Beiden, welches sie so offen mit uns teilten. Es fühlte sich für mich alles richtig an und ich hatte das Gefühl am richtigem Ort zu sein (nicht so alienmässig, wie ich mich auf manchen Veranstaltungen fühle).
Auch der anschließende Kuchen im noch kleinerem Kreise beim Brautpaar zuhause war eine angenehme Sache mit guter Stimmung und Gemeinschaft.
Heute habe ich mich ein wenig familiär gefühlt, so als „Onkel Thorsten“ und dass hat mir tatsächlich gut gefallen.
Ja, ich habe das Paar und ihre Familie ins Herz geschlossen und werde ihnen als freund zur Seite stehen, wenn sie es brauchen, wollen oder auch einfach nur so, dass ist für mich eine klare Sache.
Wiedermal hat mich dieser Tag eine wunderbare Lektion in Sachen Freundschaft gelehrt.
Doch da war ja noch ein anderer Punkt…
Die dunkle Seite des Tages
Es klingt dramatischer als es ist, aber ich hatte heute auch ein wenig Angst, vor meinen eigenen dunklen Begleitern. Angst vor neid, Angst davor, welche Erinnerungen hochkommen, beim Weg ins Standesamt, den ich selber vor 27 Jahre im Juni angetreten bin und der vor zwei Jahren sein Ende im Tod meiner Frau genommen hatte.
Ich weiß nicht, wie ich in den letzten zwei Jahren die Trauerarbeit bewältigt habe, manchmal glaube ich, dass ich erst jetzt anfange damit abzuschließen und zurück ins Leben komme (noch nicht komplett, aber langsam und zaghaft).
ich wusste nicht was meine Gefühle mit mir machen werden.
Doch es lief alles sowas von glatt, dass ich inzwischen schon fast überrascht bin. ich habe mich einfach für die Beiden und mit den beiden gefreut und fand den tag großartig. kein schlechtes Gefühl, kein eifersüchtiger Gedanke.
Nur auf dem Rückweg ein Moment der Wehmut, still und alleine für mich.
Der kurze Gedanke, dass dieser schöne Abschnitt meines Lebens vergangen ist und ich dieses Glück nicht wieder bekomme (ich hatte es ja schon viele Jahre).
Vielleicht ist diese Erkenntnis auch ein Weg meine Trauer abzuschließen und eine Wunde vernarben zu lassen, die geschlagen wurde.
Kurz überlege ich, ob die Gedanken nicht zu sehr von Selbstmitleid durchzogen sind.
Kurz überlege ich, ob ich vielleicht selbst mir dieses Glück noch ein zweites Mal wünsche (so unrealistisch es sein mag).
Kurz überlege ich, warum mir keine Familie vergönnt ist.
Kurz überlege ich, ob diese Gedanken zu egoistisch sind.
Und alle diese Überlegungen sind Unsinn. Mein Glück und meine Trauer sind Dinge, die einfach passieren. Bei beiden tue ich mich schwer damit, diese Gefühle zu akzeptieren, aber nur wenn ich Beides akzeptiere, werden meine Wunden verheilen und meine Narbe mich nicht behindern und nicht mehr schmerzen, sondern mich nur noch erinnern.
Mein Mausebärenleben ist noch nicht vorbei und ich weiß nicht, was der große Autor meiner Biografie für die nächsten Kapitel so vorgesehen hat.
Ich weiß nur, ich habe gute Freunde, die mich gelehrt haben Freude zu teilen und zu gönnen. Und heute habe ich wieder ein Stück über mich und das teilen gelernt.
Das ist auch ein schönes Stück Glück, welches mir geschenkt wird,
Euer Mausebär
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