Fastenzeit – Tag 37

Der Donnerstag beginnt doch tatsächlich entspannt mit einem guten und solidem Training – inklusive Sozialkontakte
Hallo liebe Mausebärfreunde,
Angenehm, wenn man, wie der Mausebär heute, kurz vor dem Wecker aufwacht und trotzdem das Gefühl hat, ausgeschlafen zu haben.
Ebenfalls angenehm ist jenes Gefühl, welches einen Mausebär durchströmt, der erkennt, dass heute sein Zeit- und Terminmanagement ein wenig lockerer ist, so dass er ohne Eile an den Tag gehen kann. Gepaart mit dem angenehmen Gefühl seine Sporttasche gestern schon halb gepackt zu haben, so dass nur noch Getränk, Fitnessriegel und Schlüssel (samt Brieftasche und so) ihren Weg in die desselbige finden müssen, lässt ungeahnte Energie sich frei durch den Körper entfalten.
Da heute kein Mittagstermin drängt, habe ich den tag genutzt und mir ein wenig mehr Ruhe und zeit für mein heutiges Trainingsprogramm gegönnt. Dass hieß auch, ein wenig schwatzen, mit den anderen fleißigen Besuchern, einen Atemzug mehr durchatmen zwischen den Übungen und den einen oder anderen Gedanken nicht ganz so schnell zur Seite schieben. Trotzdem wurde mit Effizienz und Elan trainiert und ich war heute nahezu stolz darauf, wie gut ich die eine oder andere Übung im Griff hatte.
nach dem entspannten Rückweg, habe ich mir auch heute ein wenig mehr Zeit mit der Dusche gelassen und den warmen Wasserfall auf meinem Rücken genossen. Es ist für mich als Mausebär besonders wichtig, diesen Luxus, den mein leben erlaubt, auch einmal zu genießen, aber auch zu würdigen (beginnend damit, es anzuerkennen, denn nicht für alle menschen ist eine warme Dusche eine Selbstverständlichkeit).
Wieder mal bemerke ich, wie leicht man über die Normalität vergessen kann, welche kleinen Wunder mir so über den Tag verteilt das leben enorm erleichtern. Haushaltsgeräte, Fahrzeug, Kommunikations(end-)geräte und vieles mehr sorgen dafür, dass eine Menge Mausebärbedürfnisse einfach und zuverlässig gestillt werden. Der Verzicht, jetzt in der Fastenzeit, sensibilisiert mich dahingehend wieder ein wenig, nicht nur im Bezug auf die Luxusartikel, auf die ich bewusst verzichte, sondern, wie zum beispiel gerade jetzt, auch in Hinblick auf die anderen selbstverständlichen Annehmlichkeiten des Lebens, mit denen ich bis jetzt so Leben durfte.
Vielleicht fehlt mir viel zu oft die Dankbarkeit für den Reichtum, der mir geschenkt wurde. Vielleicht habe ich zu oft eine verwöhnte Perspektive, die sich mit neidvollen blick auf diejenigen richtet, die ein etwas größeres Stück von genau dem Kuchen bekommen, an dem ich mich doch schon überfressen habe (wie man mir auch ansieht).
Tatsächlich haben die Menschen recht, die kritisch erwähnen, dass ich wahre not nie kennen gelernt habe. Natürlich habe ich meine Sorgen und Existenzängste und lebe nicht auf großen Fuß – aber ich brauche mich nicht zu beklagen.
Auf der Neidflöte wird in unserer Gesellschaft ja häufig gespielt, zumeist von den Rattenfängern aus Politik und Wirtschaft, die uns in eine Konsumtrance versetzen wollen, denn ein sattes Volk regiert sich zwar leicht, aber wenn man es auch noch schafft, den Volkszorn auf den Nachbarn durch Neid zu schüren, dann wird es quasi zum Selbstläufer.
Auch mich packt es unangenehm an, wenn genau solche Personen, die (trotz gleicher oder geringerer Qualifikation als ich) eben jenes Glück hatten, einen Platz am Tisch der Großen und Mächtigen zu erhalten und nun ohne Konsequenzen zu fürchten sich die Taschen vollstopfen können, auch noch die Dreistigkeit haben, mich zum Verzicht aufzurufen. Es wäre leichter, wenn eben jene Personen mit gutem Beispiel voran gehen würden und erstmal an ihren eigenen dicken Brieftaschen hobeln, bevor sie meine kleinere Börse schmälern.
Allerdings auch da bin ich wieder im Griff des bösen Neidmonsters, welches verlangt, auf Verzicht zu verzichten, weil es doch Leute gäbe, die so etwas besser könnten. Oder sich besser leisten dürften.
Und so werde ich plötzlich in Gedanken wie die Personen (ich will sie nicht Menschen nennen), die ich so verabscheue, nämlich genau jene, die von anderen Leuten Dinge erwarten, die sie selber nicht leisten können oder wollen. Erwarten kann und darf ich Dinge nur von mir selber, selbst wenn es mir freisteht, zu versuchen ein gutes Beispiel zu bieten. Ich darf auch bitten – darum das andere Menschen vielleicht großzügiger sind als ich, mehr geben können oder zu mehr in der Lage sind (es ist kein Wettstreit), aber ich darf nicht fordern, was ich selber nicht erfülle. Im Kleinen bei sich anfangen und hoffen ein gutes Beispiel zu sein – so haben es die großen Vorbilder der Menschheit meist gehalten. Warum sollte da ein Mausebär unbedingt anders handeln?
Bis dann, dann,
Euer Mausebär
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