Der Wert des Lästerns

Ein kleiner Gedanke über den Wert des Lästerns ruft den weisen alten Sensei Mausebär (td) auf den Plan, der wieder eine kostenfreie aber wertvolle Lektion der Mausebärischen Kommunikationslehre (MbKl) in seiner Geschenkschatulle mitbringt.

Gestern hatte ich wieder einen Anlass, über den Unterschied zwischen einem Gespräch über eine Person und dem „Lästern“ über eine Person nachzudenken. Die Hintergründe führen mich zu tief in das Feld der Vertraulichkeit, aber das grundsätzliche Thema verdient eine Betrachtung.

Also schreibe ich heute über das Lästern. Wie immer fange ich mit einer Wortdefinition an und befrage dazu meinen mittlerweile guten Freund, den Duden:

…sich über jemanden [der abwesend ist], über etwas abfällig, mit kritischen oder ein wenig boshaften Kommentaren äußern.

Duden- Online (Auszug)

Im Weiteren lässt sich herausfinden, dass das Wort im ursprünglichen Sprachgebrauch eigentlich die Bedeutung einer religiösen Schmähung hatte. Man tat „gotteslästerliche“ Dinge, oder sprach „gotteslästerliche“ Sprüche. Ein, für mich, interessanter Aspekt, auf den ich nachher eingehen will.
Doch blicken wir noch weiter auf die Wortherkunft, um den grenzenlosen Drang nach Infotainment zu befriedigen.
Das Wort „lästern“, in mittelhochdeutsch noch mit einem „e“ geschrieben, also „lestern“, hat seine Wurzeln in dem althochdeutschen Wort „lastirōn“. Dieses bedeutet, jemanden zu schmähen oder zu beschimpfen. Auch das von uns heutzutage verwendete Wort „Laster“ (die Angewohnheit, nicht das Kraftfahrzeug) bezieht sich in der ursprünglichen Bedeutung „Schmähung“ auf diesen Wortstamm.

Wie kommt es also, dass sich ein früher noch öffentlich dargestelltes Ereignis, also die Beschimpfung oder Verunglimpfung einer Person über die Schmähung religiöser Angelegenheiten, zu dem uns heute bekannten Volkssport entwickelt hat?

Die Antwort ist ebenso einfach, wie auch interessant.
Denn, aus anthropologischer Sicht, war das Lästern schon immer ein Bestandteil unseres sozialen Umgangs. Doch erst in, zeitgeschichtlich gesprochen, jüngster Zeit, wurde es als solches bezeichnet. Wahrscheinlich, weil das „Lästern“, als Form der Gottesschändung, mit der Zeit der Aufklärung so langsam aus der Mode kam.
Man hatte also ein gutes Wort frei und somit eine Gelegenheit, es gleich zur Beschreibung eines sozialen Prozesses zu machen. Auch schon früher war das „Lästern“ als „üble Nachrede“ oder „Plaudern aus dem Nähkästchen“ ein verbreitetes Phänomen.
Wahrscheinlich wurde schon an den Feuern des Cro-Magnon-Menschen fleißig über abwesende Gruppenmitglieder hergezogen.

Und da sind wir gerade beim Knackpunkt, denn lästern kann man nur über eine Person, die in gewisser Weise Teil der bestehenden Gruppe ist. Über Außenstehende ist schwer zu lästern.
Natürlich kann man sich auch über Fremde „das Maul zerreißen“, aber im tieferen Kern verbindet uns doch immer etwas mit dem „Ziel“ der Lästerei.

Das ist auch notwendig für die soziale Funktion des Lästerns. Im Prinzip ist dieses nämlich ein Teil des sozialen Kampfes um den Platz in der Gruppenhierarchie. Wir lästern instinktiv, um unseren Platz in unserer sozialen Gruppe zu sichern oder zu verbessern.
Je weniger es ein adäquates Mittel war, die soziale Stellung in der Gruppe durch körperliche Gewalt zu festigen, umso mehr trat der Prozess der verbalen Gewalt auf den Plan.
Bleiben wir realistisch, ein über zehntausende von Jahren erworbenes System wird man nicht in 5.000 Jahren Kulturgeschichte los. Und selbst der größte Menschenfreund wird in sich das Drängen verspüren, seine soziale Stellung zu erhalten – auch auf dem Rücken anderer.
Je früher wir akzeptieren, dass das Leben so läuft, umso früher können wir uns Möglichkeiten überlegen, diesen Prozess in geregelte Bahnen zu lenken.

Damit meine ich, ein System zu schaffen, das es uns erlaubt, unsere sozialen Bedürfnisse, zu denen ich das Lästern zähle, so auszuleben, dass möglichst kein anderer Mensch davon Schaden nimmt. Statt also das Lästern total zu vermeiden, gilt es, einen Ehrenkodex aufzubauen, der einen mit erhobenem Kopf lästern lässt.

Der Mausebär hat sich da natürlich auch was überlegt.
Als Meister der Vollkontakt-Kommunikationssportart MbKl ist es natürlich auch wichtig, wie bei allen Kampfkünsten einen moralischen Kompass zu schaffen. Wahre Anhänger der MbKl nutzen daher folgende Richtlinien, um kompetent, fair und im Sinne der MbKl zu lästern:

  • Sage gegenüber Deinen Lästerpartnern niemals etwas, was Du der betreffenden Person nicht auch persönlich sagen würdest.
  • Bleibe stets ehrlich in Deinen Aussagen.
  • Versuche immer auch, etwas freundliches über die belästerte Person einzubringen.
  • Sage nichts, was jemanden zu Taten zwingen würde, denn das ist gefährlich.
  • Stelle keine Behauptungen auf, zu denen Du nicht stehen willst.
  • Lästere nicht über Personen, die deutlich unter Deinem Niveau sind, denn das senkt Dein Niveau.
  • Verdeutliche Dir immer, dass alles was Du tust, auch von Anderen getan werden kann – und zwar gegen Dich.
  • Lästere stets so, dass die Art Deines Lästerns zur allgemein akzeptierten Form werden kann, die Du also auch gegen Dich akzeptierst.
  • Bleibe originell und werde nicht langweilig, variiere Sprüche und Ziele.
  • Lästere niemals mit Menschen, die damit nicht umgehen können.

Liebe Schüler der MbKl, denkt über diese Regeln nach und versucht die Weisheit darin zu finden. Sucht in Euren Herzen nach dem tieferen Sinn der Worte und teilt diesen mit all den anderen Suchenden da draußen (gerne auch per Kommentar).

In dem Sinne grüßt Euch im friedvollen aber lästerbereiten Meditationszustand,

Euer Sensei Mausebär (td)

Ein Kommentar

  • Pöh, mindestens 2 deiner aufgestellten regeln verbieten MIR das lästern.
    Aber sonnst…..in meiner Endlosen güte und freundlichkeit sach ich ma dat is soweit ok,Sensaichen.

    Antworten

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