Die achtsame Bank
Ein Mausebär (td) Quickie über den Zusammenhang von Achtsamkeit und Volkswirtschaftslehre.
Heute wurde ich zufällig mal wieder an das Thema „Achtsamkeit“ erinnert, denn seltsamerweise fand ich in der Werbezeitung meiner Hausbank, in einem Bericht über Finanzierungsmöglichkeiten, einen farbig unterlegten Kasten, der sechs Regeln der Achtsamkeit für ein besseres Leben enthielt.
Anfänglich amüsiert, las ich die Regeln durch, musste aber feststellen, dass die angebotenen sechs Vorschläge für mehr Achtsamkeit tatsächlich zwar einfach formuliert, aber durchaus völlig korrekt waren. Korrekt jedenfalls aus meiner Sicht auf die Thematik „Achtsamkeit“.
Erst war ich ein wenig verwirrt, wie dieses Thema als Randnotiz in die bürgerliche Mitte des Finanzierungsgeschäftes einer Genossenschaftsbank rutschen konnte. Wie kommt unser tolles Thema plötzlich in so einen profanen Kontext?
Ich wusste zugegebenerweise nicht, wie ich damit umgehen sollte.
Ich fühlte mich wie ein Ritter der Tafelrunde, der durch Zufall den heiligen Gral bei einem Andenkenhändler in einer fernen Stadt in der Auslage sah. Es war irgendwie obskur.
Und doch, je mehr ich mich damit beschäftigte, umso klarer wurde es mir, dass Achtsamkeit ein wichtiger Grundsatz des ökonomisch denkenden Menschen sein sollte.
In meiner kaufmännischen Ausbildung hatte ich gelernt, dass es Bedürfnisse und Bedarf gibt.
Die Bedürfnisse sind unendlich und stehen einer begrenzten Menge von Gütern (zur Bedürfnisbefriedigung) gegenüber.
Der Bedarf ist daraus abgeleitet, die Bedürfnisse, die mit Kaufkraft gedeckt sind, oder kurz gesagt, die Bedürfnisse, deren Befriedigung ich mir leisten kann.
Was schließe ich jetzt daraus?
In meinem Leben habe ich (wie jeder Mensch) unendliche Bedürfnisse und werde diese auch immer haben, weil das in meiner Natur liegt, bzw. in der Natur des Menschen.
Schon seit geraumer Zeit bin ich der Meinung, dass jedes Lebewesen aus zwei Triebfedern heraus existiert.
Die erste Triebfeder ist der Wunsch nach Expansion, also immer mehr zu werden, zu besitzen oder zu bekommen.
Das manifestiert sich im dauernden „Hunger“ oder auch Gier, die jedem Lebewesen zu eigen ist. Dieser Wunsch ist mitnichten eine negative Einstellung, sondern erst mal völlig wertneutral, denn ebenso, wie er uns niemals restlos zufrieden zurücklässt, sorgt er doch dafür, dass wir auf dynamische Art unser Leben erhalten.
Das Versprechen des Gefühles der Triebbefriedigung durch das ewige „Jagen und Sammeln“ bringt uns dazu, uns fortzupflanzen, Territorien für uns zu erobern und uns beständig weiter zu entwickeln.
Die zweite Triebfeder ist der Erhalt unserer Ressourcen. Was ich besitze, will ich behalten und daher verteidige ich mich. Das betrifft sowohl meinen körperlichen Zustand, in dem ich auf meine Unversehrtheit achte, als auch meine soziale Stellung, meine Familie und Freundeskreis und natürlich meinen materiellen Besitz.
Kurz gesagt, liegt es meiner Meinung nach in der Natur, dass jedes Wesen immer sowohl das behalten möchte, was es besitzt, als auch mehr zu erlangen.
Natürlich äußert sich das bei jedem Wesen auf individuelle Art, aber letztendlich lassen sich die meisten Instinkte oder auch Entscheidungen auf einen, oder beide, dieser Triebfedern zurückführen.
Zurückgeführt auf die Wirtschaft bedeutet das, dass wir zeitgleich so viele Bedürfnisse wie möglich erfüllen, als auch unseren Besitz an den begrenzten Gütern erhalten möchten.
Daher müssen wir eine Entscheidung treffen und uns überlegen, aus welchen Teilen unseres „Besitzes“ wir am besten Kaufkraft generieren können, weil wir entweder die Ressource nicht unbedingt brauchen oder leicht wiederbeschaffen können.
Ich muss also dauernd überlegen, was ich investieren möchte, um meine unzähligen Bedürfnisse zumindest zum Teil zu befriedigen.
Dieses wiederum setzt zwei Entscheidungen voraus, denn zum einen muss ich bestimmen, wie viel „Kaufkraft“ ich besitze, also welche Ressourcen ich einzusetzen bereit bin und welche meiner Bedürfnisse dringend mit Kaufkraft versehen werden müssen, oder leicht versehen werden können. So bestimme ich meinen Bedarf.
Aber was hat das jetzt mit Achtsamkeit zu tun?
Ich denke, dass dieser Prozess genau der Kernpunkt der Achtsamkeit ist, nämlich dieses Abwägen von Ressourceneinsatz und Bedürfnisbefriedigung in Einklang zu bringen.
Oder anders gesagt, zu wissen, was ich brauche und was ich bereit bin, dafür zu geben.
Damit meine ich natürlich mehr als materielle Güter.
Wenn ich so zurückdenke, entstanden die meisten Krisen meines Lebens daraus, dass diese beiden Triebfedern bei mir aus irgendeinem Grund nicht im Einklang liefen.
Entweder ich bekam nicht, was ich wollte, oder ich konnte nicht schützen, was ich hatte und zumeist war es sogar Beides.
So sehe ich Achtsamkeit auch als Teil unserer inneren Buchhaltung und damit passt das Thema auch in eine wirtschaftliche Veröffentlichung.
Liebe Grüße vom Mausebär (td)
Ein Kommentar
Der Gandalf, jubelt, Wuderbar!!
Ist zwar andrer Meinung, hier und da.
Was bie diesem Greise, is ja klar.
Doch zu lesen dieses Schreiben,
dem alten Manne bereitet Große Freuden.