Einsamen

Heute bemerke ich mal wieder so ein zartes Gefühl der Einsamkeit in meinem Bärenherzen.

Von Zeit zu Zeit schleicht es sich ein und teilt mir mit, was ich alles so vermisse.

Eine Beziehung von über 20 Jahren, seit meiner Schulzeit, damals, als die allgemeinen Abiturfächer noch Jagen und Sammeln waren (Ich hatte die Wahlpflichtfächer Feuer machen und Höhlenmalerei), bis vor fast zwei Jahren, als der Sensemann meine Ehe anuliert hat.

Klar gab es schon vorher eine Zeit, in der meine Frau nicht mehr in der Lage war eine beidseitige Beziehung zu führen (wie auch mit Pflegestufe 5), so das ich mich an manches gewöhnen konnte. Aber auch da war sie Präsent und es gab ja immer die Hoffnung. Zusätzlich hatte ich durch den Pflegedienst eine volle Bude. Und ehrlich gesagt habe ich auch einiges in diesen Jahren der Pflege nicht ganz so mitbekommen. Alles änderte sich radikal und ich hatte kaum Gelegenheit mich selber zu spüren.

Meine Trauerzeit ist nun langsam vorbei und ich denke immer mehr in die Zukunft und weniger in die Vergangenheit. Und doch macht mich das nicht weniger depressiv.
Gesundheitlich wird es bei mir wahrscheinlich eher schlechter als besser und Wirtschaftlich, naja, das ist und bleibt eine Katastrophe. Chancen auf Reichtum, Ruhm und sowas kann ich mir gepflegt abschminken und meine To-Do-Liste des Lebens ist langsam in den Mülleimer gewandert, weil mich die Wiedervorlage frustriert.
Abschied von den Träumen meiner Jugend, Abschied von der Partnerschaft meines Lebens, Abschied von sehr vielen Zeug.

Was ich zur Zeit wirklich vermisse, ist Zärtlichkeit, Erotik und Nähe in meinem Leben. Sanfte Umarmungen, jemanden der mich pflegt, wenn ich wie gerade, Krank bin. Jemand der mir einen Gute-Nacht-Kuss gibt und für mich da ist, wenn ich aufwache.
Aber auch jemand, der die Dinge des Lebens mit mir teilt, mir hilft, mit mir streitet und mich fordert und fördert.

All diese Dinge wurden mir durch einen Schlaganfall genommen (und es war wieder erwarten noch nicht einmal mein Schlaganfall) und ich sehe zur Zeit nicht, dass ich sie jemals wieder bekomme.

Eine neue Partnerschaft scheitert an so vielen Punkten, dass es zuviel wäre sie aufzuführen. Kurz gesagt, meine Ansprüche sind zu hoch, mein Angebot zu minderwertig und meine Initiative zu gering.
Hat alles auch seine Vorteile, so muss ich nicht teilen, aber Schade ist es schon.

Der einsame Mausebär geht jetzt wieder an seine Arbeit, brummelt kurz und winkt mit der Pfote.

Bis morgen,

Euer Mausebär

4 Kommentare

  • Lieber Mausebär, ich suche bei Freundschaftsanfragen immer den persönlichen oder politischen Bezug, aber den sehe ich hier nicht. Aber Deine Direktheit hat mich berührt. Ich lebe seit mehr als 40 Jahren in einer Beziehung, die mir alles bedeutet, deshalb kann ich Deinen Verlust so sehr nachempfinden. Meine Frau und ich leben in der steten Angst, dass es endet, denn wir sind nicht mehr die jüngsten. Für Dich bestehen noch alle Chancen, Du bist noch jung genug und hast, wie man so schön sagt, das Leben noch vor Dir. Go on, Dein Konrad.

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    • Lieben Dank für deine Worte.
      ich wünsche Dir und deiner Frau eine noch lange gemeinsame Zeit.
      Ich werde einfach weiter machen, das steht so fest.
      Der Mausebär

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  • Jedes Wort und jede Zeile berühren mich gerade sehr.
    Menschen zu verlieren die die Welt mit einem teilen, geteilt haben ist die Hölle, macht mich oft handlungsunfähig.
    Wege die anders verlaufen, als gedacht/gewünscht sind für mich jeden Tag eine Herausforderung.
    Ich wünsche uns Beiden Tage die ohne Kummer verlaufen und Tage die zu meistern sind ohne sich zu verlieren.

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  • Lieber Mausebär.
    Auch mich hat Dein Bericht berührt. Viele der Kernfakten kannte ich natürlich schon. Neu ist für mich der tiefe Einblick in Dein Seelenleben. Jeder der von Dir angesprochenen vermissten Gedanken verdeutlicht mir, dass Du den Abschied von Deiner Frau gesund verarbeitest. Vielleicht ist es so, dass wir im Leben nach dem Motto „jeder Pott hat seinen passenden Deckel“ unsere jeweilige Traumfrau oder den -mann nur einmal treffen. Dann mag es klappen oder nicht, vielleicht steht man am Ende in einer Sackgasse, und der eine sieht die Backsteinmauer früher als der andere. Jede weitere Person muss sich im Lichte jener messen lassen von uns, die sich als Traumfrau angefühlt hat. Trotzdem muss das nicht das Ende sein in Sachen Partnerschaft und die Einsamkeit die einzige Alternative. Wenn es jemand schafft, uns durch diesen emotionalen Hornhautpanzer hindurch zu berühren und unsere Sensoren für Nähe, Zärtlichkeit und Erotik wiederzubeleben, wissen wir, dass das Ende nicht das Ende sein muss.
    So long,
    Der Schmusehamster

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