Breiartige Zustände

Breiartige Zustände - Titelbild

Der Mausebär bekommt heute beständig Abwesenheitsnotizen von seinem Gehirn – Das ist wenigstens ein rudimentäres Zeichen von einer lebendigen Intelligenz in meinem inneren Mikrokosmos

Hallo liebe Mausebärfreunde,

Welch bösartiger Feind gerade auch in meinem Körper toben mag, jener hanebüchene Virus aus der Familie der Rhinoviren (denn meine oberen Atemwege sind am heftigsten im Visier) hat meine gesamte innere Produktionskette auf die Massenfertigung von körpereigenem Schleim umgestellt. Und da die üblichen Lagerstätten bereits aus allen Nähten platzen, ist das Gehirn als Zwischenlager erwählt worden und jetzt sind meine Gedanken, die sich mühevoll durch den schleimigen Abgrund meiner Synapsen quälen und durch die breiähnliche Konsistenz in meinem Gehirn waten (bis zur Hüfte hoch, befürchte ich), ziemlich mitgenommen, von diesem Spektakel des Horrors.
Und da der klebrige Ausfluss meines Endkampfes gegen den Virus auch die inneren Filteranlagen vollständig verstopft, kommen nun alle Gedanken über Umwege und ungefiltert hervor und erschaffen ein Pandämonium abstruser Vorstellungen und ein Panoptikum schräger Impressionen, die mich in meinen fieberhaften kurzen (aber zahlreichen) Schlafphasen in immer obskurere Traumwelten verbannt.

In zyklopischen Strukturen verbandeltes cthuthuloides Grauen mischt sich mich surrealen Aspekten eines Samstagmorgens-Cartoons und Ereignissen aus meinem ereignislosen Lebens zu Visionen eines grauenhaften Karnevals meiner gepeinigten Seele. Und ich sitze fasziniert in meinen eigenen Träumen und kaue das geschmacklose Popcorn (ein wenig angeschleimt) meines inneren Imbissstandes und betrachte die Matinee des abstrusen Seelentheaters.
Dinge vermischen sich, die im wahren Leben keinen Bezug haben und mein Bewusstsein ist zwar geschärften Sinnes, aber ohnmächtig in der Möglichkeit des Eingreifens, die ich an gesunden Tagen in meinen Träumen habe. Zusammenhänge erscheinen plötzlich logisch, die es so nicht geben dürfte, Dimensionen brechen auf und das, was als natürliche Gesetzte mir bekannt ist, verliert soviel Bedeutung, dass ich mich Frage, ob ich im Reich des Wahnes, oder der Erkenntnis verweile (und was überhaupt der Unterschied ist).
Es ist so als würden sich in dem Zustand der Gedankenüberflutung und mangelnder Regulation auch die Grenzen der sogenannten realität nicht halten lassen und die ganzen bedenken meines herangezüchteten Über-Ichs versinken in den Fluten des Schleims und gurgeln hilflos ihren Protest, während ich in die Wahrheit einer Wirklichkeit blicke, die nur aus mir erschaffen wurde und so nur in diesem Augenblick existiert.
Gedankenwellen, die mich überschwemmen, während ich in der Dunkelheit meines eigenen inneren Ichs treibe und nach einer Bedeutung im Undeutbaren suche. Finde ich etwas, was ich nie gesucht habe?

Mein zustand ist poetisch, aber auch philosophisch kritisch, denn Worte schwemmen durch mich durch, deren Myriaden von hülsenhaften Synonymen in der eigenen Erklärung kaleidoskopartig verzehren. Mein Teleskop der Wahrheit dreht sich und verwandelt die Verhältnismäßigkeit zwischen meinem inneren Mikrokosmos und dem unbekannten Makrokosmos meines Unterbewusstseins zu einer in sich verschachtelten Parodie der Obszönität und versucht als Obsession sich dort festzusetzen, wo schleimige Strukturen einen dichten Schutzmantel über meine Synapsen gesetzt haben. Und mit jedem Nieser treibe ich gefühlte Megatonnen dieser lästerlichen Gedanken in einer stoßartigen Explosion durch meine nasalen Öffnungen ab.
Nichts enthält mehr Unwirklichkeit, als der Blick auf die eigene Unendlichkeit des inneren Kosmos, den gewaltigen Raum zwischen den eigenen Ohren, der einer TARDIS (schaut DR. WHO, oder ihr habt eure Leben verschwendet – ernsthaft) gleich, von innen so viel Umfangreicher ist, als es von außen erscheint. Und so ist das wahre unentdeckte Land nicht das weitläufige, sich stets expandierende All (was somit eigentlich gar nicht unendlich sein kann), sondern der unendliche Raum der Imagination, mit den tausenden Körpern aus entdeckten (und unentdeckten) Gedanken in einem freifleißenden Raum voller samtweicher Dunkelheit. Dort schwebt meine innere Welt und tausende von weiteren Welten, zu denen ich in den Zeiten meiner Träume reisen kann, um die Möglichkeiten des Unmöglichen zu erleben.

Ist es die Schwäche meines Körpers, oder die Stärke meines Geistes, die mir erlaubt, diese Welten zu entdecken und aus der Realität zu fliehen? Oder ist die Realität ein Gefängnis, welches nur den in seiner Gesundheit geschwächten Körper und Geist gefangen halten kann?
Wo beginnt Wahn? Wo endet Sinn? Und ist die Wahrheit letztendlich Wahnsinn?
Krude Fragen auf seltsame Antworten, die sich tief in mir verbergen, auf der Suche nach was eigentlich?

Ich bin in einer Schleife der eigenen Existenz angekommen, die meine Gedanken nicht weiterleitet und meine Gedanken…

Es ist was es ist, die Erkenntnis ist unteilbar. Die Erkenntnis liegt in Konjunktur mit dem Nichts, denn nur die Erkenntnis kann man mit Null teilen. Nein, in Null teilen, denn wenn man sie versucht zu teilen, löst sie sich auf, weil sie außerhalb des eigenen Verstandes keine Form hat.
Bin ich krank? Habe ich Fieber? Oder bin ich einfach nur ich, der heute seine Filter ausgeschaltet hat?
Wer weiß schon, was in mir vorgeht, in dem unendlichen inneren Kosmos meines Unterbewusstseins.

Bis dann, dann,

Euer Mausebär

Ein Kommentar

  • Na da sind aber einige Gedanken im Kopf ☺️ Raumschiff Enterprise oder Raumschiff Orion oder Anhalter der Galaxis ☺️
    What ever, es bleibt spannend

    Antworten

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