Identitätsgedanken
Wer bin ich, und wenn ja, dann wie viele und welchen Geschlechtern fühle ich mich zugehörig oder zugeneigt und überhaupt…
Hallo liebe Mausebärfreunde,
So beim durch die Gegend wandern kann sich ein Mausebär ja viele Gedanken machen (Warum ist es heute so heiß? Ist es noch weit? Warum mache ich das?) und manchmal kommen dabei auch seltsame Fragen auf.
heute fragte ich mich urplötzlich nach meiner eigenen Geschlechtsidentität und deren Außenwirkung. Wie ich darauf kam?
ganz einfach, denn ich habe mich heute, aufgrund unvorhergesehener Wärmeeinstrahlung, seitens unseres Zentralgestirns, dazu entschlossen, meinem weißen Bauchfleisch die Chance auf zumindest ein wenig Farbe zu gönnen. Da ich nicht wieder völlig Oben-Ohne herumlaufen wollte, habe ich mir mein T-Shirt genommen und es am (oder über) dem stattlichem Bärenbäuchlein (oder auch bekannt als der Pommes-Zentralfriedhof am Niederrhein) zusammen geknotet. Wenn so viele junge (und nicht mehr so junge) Damen dass können, dann darf der Mausebär das wohl auch. Und selbst wenn man sich über die Frage der damit verbundenen Ästhetik streiten kann (und darf), so ist die Antwort auf diese ungestellte Frage doch definitiv ziemlich abhängig vom Augen des Betrachtenden (nicht des Betrachters, denn das ist ein Monster bei Dungeons & Dragons – dem Fantasy-Rollenspiel). darf halt jeder von halten was er will, ich werde auch täglich mit vielen Ausblicken „belohnt“, die ich weder erbeten habe, noch so leicht wieder ungesehen machen kann. Beschweren will ich mich nicht, denn Vielfalt ist ein Garant, dass jeder Mensch etwas finden kann, was zu ihm passt. Und ignorieren schützt das Gehirn (und den Mageninhalt).
das gilt ja für mich auch beidseitig. Ich finde bei weitem nicht jeden Menschen schön, mich muss man aber auch nicht schön finden (es wundert mich sogar, wenn Leute das tun – aber gut finde ich das trotzdem).
Akzeptanz beginnt da, wo ich den Mist von anderen Menschen erfolgreich weg-ignorieren kann (oder ertragen, dass ist dann aber Toleranz).
Wenn ich möchte (und ja, das möchte ich), dass mich jeder Mensch einfach in Ruhe lässt, der mit mir gerade nicht klar kommt, dann muss ich das wohl oder übel auch leisten.
Aber zurück zu meinem eigentlichen Gedanken (das schaffe ich heute einfach mal). Da bewege ich mich nun anmutig wie eine Waldelfe mit Epilepsie (und Adipositas) durch die Landschaft, habe meine T-Shirt über meinem Männerbusen zusammen geknotet, trage (wie so häufig)mein wallendes Haar offen, wie es die Natur so will und bemerke (erneut), wie komisch manche Menschen, denen ich so begegne, mich anschauen (oder auch mich krampfhaft nicht anschauen) und üb erlege mir, woran das liegen kann.
Und da sich sonst die meisten menschen nicht so anstellen und ich auch nichts komisch im Gesicht habe, wird mir klar, dass meine Erscheinung wohl zwangsläufig seltsame Assoziationen auslöst. Langes, offenes Haar und bauchfreie Klamotte, dass bringt man wohl nicht mit gestandenen Mausebären zusammen, die ja zumeist (wie es neudeutsch heißt) männlich gelesen werden.
Im Prinzip finde ich in dem Moment mein Outfit zweckmäßig und praktisch und erinnere mich daran, dass ich eine Zeit lang auch gerne mal einen Wickelrock getragen habe. Ist dass zu feminin für einen Mausebären? Nein, denke ich nicht, denn es gibt viele feminine Anteile in mir (wie wohl eigentlich auch in den meisten Menschen). Aber als was definiere ich mich dann?
Dann kam die Antwort wie von selber. Ich definiere mich gar nicht. Brauche ich auch nicht, denn ich bin ein Individuum. ich muss mir selber keine Schubladen finden, in die ich mich stecken kann. es reicht wenn das andere Menschen tun (was mich ehrlich gesagt auch gar nicht interessiert, soll doch jeder mit seinem Archiv machen, was er will).
ich orientiere mich in meinem Geschmack (egal um was es geht), an anderen Faktoren. Und meine Faktoren sind, was ich praktisch, bequem und ästhetisch finde. als externe Faktoren lasse ich noch gelten, dass ich darauf achten muss, was ich finanziell stemmen kann und was der Umweltsituation angepasst ist. Und natürlich auch die grundlegenden Gesetze (nicht die Fleischpeitsche raushängen lassen) der Gesellschaft.
ansonsten muss ich halt nur damit leben, wie in jedem anderen Fall auch, dass es Menschen gibt, die meine Erscheinung einfach nicht gut finden (geht mir ja auch oft so). Solange diese Menschen nicht aggressiv werden, kann mir das völlig egal sein (sonst muss ich mich halt angemessen schützen).
Meine Identität ist meine Privatsache, ich darf mich fühlen, wie ich will, machen, was ich will (in gewissen Rahmen) und sein, wer ich will. Ich erwarte auch nicht, dass fremde menschen verstehen wer ich bin, oder wie ich mich definiere und daher ist es okay, wenn ich als männlich angesprochen werde (oder als weiblich, wenn das die Überzeugung meines Gegenübers ist), selbst, wenn ich selbst für mich gar nicht definiere was ich bin, denn ich muss weder männlich, noch weiblich, noch non-binär oder sonst etwas sein, ich darf einfach ich sein. Der Mausebär, wie er so ist. Und genauso wenig, wie es meinen Schreibtisch stört, dass er vom grammatikalischem Geschlecht her männlich ist (der Tisch), stört es mich, dass mein üblicherweise erwähntes grammatikalisches Geschlecht männlich ist (der Mausebär).
Vielleicht liegt hier das Problem, bei der Gender-Debatte, das manche Leute einfach nicht ertragen können, dass es nicht wichtig ist, wie einen andere Menschen identifizieren, sondern wie man sich selbst identifiziert. Da hilft weder ein drittes Geschlecht, noch eine genderneutrale Sprache, sondern einfach nur Akzeptanz der Individualität. Und diese wird durch die Zuweisung von zwei Geschlechtern genauso gestört, wie von 189 Geschlechtern, weil Schubladen bleiben Schubladen, egal wie vielfältig sie sind.
Soweit meine heutigen Gedanken und nun mache ich etwas völlig anderes…
Bis dann, dann,
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