(M)eine Adlergeschichte
Ein Fundstück aus dem Repertoire des Mausebären (a.k.a Thorsten Dürholt), frisch aufgewärmt und als Guerilla-Text serviert.
Obwohl ich heute sehr beschäftigt bin (ich nehme an einer Online-Rollenspielkonvention von 12:00 Uhr bis 24:00 Uhr teil), präsentiere ich euch wie versprochen trotzdem einen Text.
Zu meinem Glück fand ich neulich beim Aufräumen meiner Dateien noch eines meiner Machwerke.
Der folgende Text entstand vor ca. 2 Jahren im Rahmen des Kurses „Recovery, Salutogenese und Empowerment“ in der PHG; ich glaube im Empowerment-Modul.
Dort wurde uns eine Geschichte von einem Adler vorgestellt. Diese Geschichte traf zwar weitgehend meinen Geschmack, aber es blieben Kritikpunkte für mich übrig. Im Rahmen meiner eigenen Metamorphose beschloss ich, statt etwas zu boykottieren, die gute Idee aufzunehmen und zu verbessern.
Damals ein Fortschritt, weiß ich heute, dass es besser ist, diesen Prozess anders zu formulieren. Ich nehme mir, was mir richtig erscheint und mache dann etwas eigenes, für mich passendes, daraus.
Aufgrund meiner Beschäftigung heute bleibt mir keine Zeit, eine redaktionelle Arbeitsstunde abzuhalten und den Text von den anderen Teammitgliedern der Erfahrungsexperten am Niederrhein in dem mir zur Verfügung stehenden Zeitfenster lektorieren zu lassen. [Daher hat sich der Schmusehamster mit dem Guerilla-Text beschäftigt, nachdem dieser bereits online war. – Anmerkung von ak]
Anhand der Fehler werdet ihr sehen, wie abhängig euer Mausebär von seinem Lektorat ist [jetzt nicht mehr – Anmerkung von ak].
Viel Spaß mit meinem Text und pre-osterliche Grüße,
Euer Mausebär (a.k.a. Thorsten Dürholt)
Der Adler
Ein Bauer fand einmal ein Adlerküken auf einem Spaziergang. Da er es nicht besser wusste, nahm er den kleinen Adler mit und steckte ihn in sein Hühnergehege, da die Hühnervögel einen anderen Vogel wohl versorgen und aufziehen könnten.
Der kleine Adler wurde von den Hühnern aufgenommen und aufgezogen, doch fühlte er sich immer fremd in seiner Umgebung. Die jungen Hühner ließen in spüren, dass er anders war und die alten Hühner rieten ihm permanent, er solle sich doch einfach mehr Mühe geben, dann werde wohl noch ein gutes Huhn aus ihm.
So vergingen die Tage und der Adler wurde immer unzufriedener.
Eines Tages kam ein Fuchs zum Hühnerstall. Alle Hühner flüchteten entsetzt in die hintersten Winkel, denn der Fuchs war ein wohlbekannter Hühnermörder, doch der Adler blieb ruhig. Nicht nur, weil er sowieso seinem Leben nicht viel Wert beimaß, sondern auch weil das Adlerherz in seiner Brust ihn nicht die Angst der Hühner spüren ließ.
Neugierig näherte sich der Fuchs dem jungen Adler und sprach ihn an: „Wohlan, mein junger Freund, Du scheinst keine Furcht vor mir zu spüren; weißt Du nicht wer ich bin?“ „Das weiß ich wohl.“, sprach der Adler „Doch fremd ist mir, wer ich bin. Wenn ich mich nicht fühle wie ein Huhn, obwohl ich unter ihnen lebe, muss ich dann den Hühnerschreck fürchten?“. Der Fuchs stockte kurz und meinte: “Wahrlich, ein Huhn bist Du wirklich nicht“. „Aber was bin ich dann?“ fragte der junge Adler.
„Folge mir und wir werden es herausfinden“, bot der Fuchs an, drehte sich um und schickte sich an, seines Weges zu ziehen. Der junge Adler, der nicht viel zu verlieren hatte, folgte zögerlich dem Fuchs.
Auf dem Weg kamen sie an einem Teich vorbei und darin schwamm ein Schwan. Bewundernd betrachte der junge Adler das stolze Tier und spürte auch Stolz in seiner Brust. „Was ist dies für ein Vogel?“ fragte er den Fuchs. „Ein Schwan.“ entgegnete dieser. „Bin ich auch ein Schwan?“ fragte der junge Adler. „Probiere es aus und finde es für Dich raus“ riet ihm der Fuchs. So beobachtete der junge Adler den Schwan und glitt dann selbst ins Wasser um es ihm gleich zu tun. Doch ein Adler ist kein Wasservogel und er merkte schnell, dass er kein Talent zum Schwimmen hatte.
Doch bevor er ertrinken konnte, hielt ihm der Fuchs mit seiner Schnauze einen Ast hin, den er in weiser Voraussicht geholt hatte und zog den jungen Adler sicher an Land. „Ein Wasservogel bin ich wohl nicht!“ japste der junge Adler.
„Wahrlich nicht, lass uns weiter ziehen“, sprach der Fuchs und schritt voran.
So kamen die Beiden in den Wald und der junge Adler hörte ein Geräusch. Dann sahen seine suchenden Augen einen Specht, der an einem Baum sein Werk vollbrachte. Als er den Vogel im Baum sah, fühlte der Adler, dass sein Platz nicht auf dem Boden war, wo die Hühner lebten, sondern in der Höhe. „Was ist das für ein Vogel?“ fragte er den Fuchs. „Das ist ein Specht“, kam die Antwort. „Bin ich auch ein Specht?“. „Probiere es aus und finde es für Dich heraus.“, sprach der Fuchs. Also beobachtete der junge Adler den Specht eine Weile und erkletterte dann selbst einen Baum. Die Aussicht war grandios, doch so richtig konnte sich der Adler nicht festklammern an der Borke des Baumes und als er den Schnabel gegen den Baum stieß, fühlte es sich auch nicht richtig an, doch mutig probierte er weiter, bis er endlich einen Käfer erhaschen konnte. Doch dieser schmeckte fast so schlimm wie Hühnerfutter und satt machte er auch nicht. Enttäuscht und hungrig kletterte der Adler von seinem Baum.
Der Fuchs hatte in weiser Voraussicht in der Zwischenzeit ein fettes Kaninchen erlegt und großzügig bot er dem Adler davon an. Als der Adler vorsichtig probierte, schmeckte er das wohlschmeckendste Essen seines ganzen Lebens. „Ein Specht bin ich wohl nicht.“, bemerkte er zwischen zwei Happen. „Wahrlich nicht; wir werden weiter ziehen.“ sprach der Fuchs. „Doch ein Jäger scheine ich zu sein, denn Deine Beute tut mir wahrlich wohl. Wahrscheinlich bin ich ein Jagdvogel; lass uns danach schauen.“, schlug der Adler vor. „So sei es.“, sprach der Fuchs und sie gingen gesättigt weiter.
Am Abend sah der junge Adler eine Eule, die auf einen Baum saß. Während er sie noch betrachtete, flog diese auf ihren lautlosen Schwingen los und schlug ein unvorsichtiges Eichhörnchen. Beeindruckt fragte der Adler den Fuchs: „Was ist das für ein Vogel?“. „Das ist eine Eule“ antwortete der Fuchs. „Bin ich auch eine Eule?“. „Probiere es aus und finde es für Dich heraus.“, schlug der Fuchs vor. So setzte sich der Adler auf einen Ast und wartete auf Beute. Kaum sah er die Bewegung eines kleinen Tieres, stürzte er sich vom Baum, doch seine Schwingen waren zu laut, die Beute entkam und seine Sicht war die Dunkelheit nicht gewöhnt. So verfing er sich im dichten Dickicht. Grinsend befreite der Fuchs den jungen Adler. „Nein!“, sprach der Adler, “Der Wald ist nicht mein Revier und die Nacht nicht meine Zeit; eine Eule bin ich nicht.“ „Wahrlich nicht.“, sprach der Fuchs. „Drum lass uns weiterziehen.“. Und so verließen die Beiden den Wald.
Dann erreichten sie ein hohes Gebirge und am Himmel kreiste ein mächtiger Raubvogel. „Was ist das für ein Vogel?“ fragte der junge Adler. „Das, mein Freund, ist ein Adler.“ sprach der Fuchs. „Bin ich auch ein Adler?“. „Probiere es aus und finde es heraus“. So ließ der Adler den Wind des Gebirges unter seine Federn gleiten und stieg höher und höher und je näher er dem Himmel kam, umso glücklicher und freier fühlte er sich. Als er hoch oben über den Himmel glitt, spürte er sich selbst und wusste nun, was er war. Nun spähte er mit seinen scharfen Adleraugen nach dem Fuchs, um ihm zu danken.
Doch dieser war bereits verschwunden, denn er hatte vorausgeahnt, was passieren würde. Da der Adler ihn nicht mehr brauchte, war er seines Weges gegangen.
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