Achtsam gegen Ächtung

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Soziale Stigmatisierung ist etwas, was schnell passieren kann und manchmal sogar passiv entsteht – auch beim Mausebären

Hallo liebe Mausebärfreunde,

Gestern fühlte ich mich ganz kurz stigmatisiert (kein schönes Gefühl), ohne direkt angesprochen worden zu sein. Zumeist merken Menschen nicht, wenn sie etwas gegen eine Minderheit sagen, dass auch Mitglieder dieser Minderheit unentdeckt unter ihnen sind.
bei mir war es gestern ein Kommentar gegen Bürgergeldempfänger, der mich aufhorchen ließ und gleich eine Reihe von Emotionen durch mich durchschossen, so das mein Angriffszentrum (zum Glück das verbale) angeregt wurde.
Im nachhinein bringt mich das Ganze zum nachdenken. Nicht über meine sozialen Stigmata (ja mehrere) und meine soziale Stellung, sondern über das Gefühl der Ausgrenzung und der Bedrohung.

Es ist nicht schön, zu einer Minderheit zu gehören, über die gerade abfällig geredet wird. Das ist eine Selbstverständlichkeit für jeden, der es schon einmal erlebt hat – also zu der diskriminierten Minderheit zu gehören. Gerade im Kontext, wenn man innerhalb einer Gruppe steht, die nichtsahnend über die Gruppe, zu der man auch gehört herzieht. ich für meinen teil schwanke dann immer, ob ich mich selber verteidigen soll (und überhaupt muss), ob ich mich als Mitglied dieser Minderheit überhaupt zu erkennen gebe und wie ich im allgemeinen damit umgehe. Was auf jeden Fall passiert, ist ein Gefühl der Ausgeschlossenheit in mir, welches anwächst. Ich werde quasi ins Abseits gedrängt, ohne dass der Gesprächsführer es vielleicht merkt.
Selbst wenn ich mich dann zu erkennen gebe, dann habe ich nicht das Gefühle, das es den anderen Menschen etwas bringt, sondern die Reaktion schwanken zwischen Peinlichkeit, Verteidigung der Position oder dem komischen Versuch mir abzusprechen, dass ich zu dieser Minderheit gehöre („bei Dir ist das ja was anderes“).
egal was dann folgt, es ist etwas unangenehmes für beide Seiten. So das sich mit wachsender Erfahrung der Gedanke aufdrängt, sich einfach still zu verhalten und die Diskriminierung über sich ergehen zu lassen, ohne aufzufallen – man ändert ja doch nichts, oder?

Gestern hat sich was bei mir geändert, nämlich die innere Frage, wie häufig mir das eigentlich passiert. also nicht dass ich aufgrund meiner Erkrankungen oder meiner sozialen Stellung (oder meines Überübergewischtes) diskriminiert werde, sondern wie häufig ich andere Menschen diskriminiere. es gibt eine Menge Vorurteile in meinem Kopf (wie in jedem Kopf), doch wie gehe ich damit um?
ist ein wenig mehr Achtsamkeit vonnöten?

Wenn ich mich das schon frage, sollte die Antwort klar sein. es ist wohl eine Tatsache, der ich mich stellen muss, dass auch ich Menschen (verbal) ausgrenze. Und es ist ziemlich unabhängig davon, ob es die „Richtigen“ sind, oder nicht, es ist unfair.
als denkendes wesen, welches die Erfahrung gemacht hat, dass es sich mies anfühlt, diskriminiert zu werden, sollte ich doch ganz bewusst nicht selber zum Täter werden. Im Gegenteil sollte ich einfach ein wenig mehr Verständnis haben, dafür wie es sich anfühlt, anders zu sein.
Und tatsächlich möchte ich mir das auch ein wenig bewusster machen, wenn ich demnächst mit anderen Menschen kommuniziere.
Schließlich wird man nicht besser dadurch, dass man die Waffe des feindes nimmt und auf ein anderes Ziel richtet, sondern man sollte sie ganz aus dem Spiel nehmen. Wahrscheinlich ist Unrecht gegen Unrecht sogar noch größeres Unrecht, weil man sich der Folgen aus eigener Erfahrung bewusst ist.

Es heißt ja auch nicht, dass ich keine Meinung habe (oder haben darf), sondern einfach mal darüber nachdenke, wie ich diese kommuniziere. Wann und wo sind Faktoren, aber auch auf welche Art.
Ich darf Sachverhalte doof finden, aber ich sollte die Menschen dahinter nicht persönlich angreifen, denn damit ändere ich nichts.
Sowas ist vielleicht mal eine wichtige Erkenntnis und ich hoffe, ich finde einen neuen Weg für mich…

Bis dann, dann,

Euer Mausebär

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