Dep(p)ressive Demenz
Zur zeit schlägt meine gefühlte Demenz völlig durch. Wortfindungsstörungen, vergessene Termine und manchmal vergesse ich sogar, was ich gerade machen wollte.
Entweder bin ich völlig unkonzentriert oder langsam zerfällt mein weniges Resthirn zu Matsch.
Immer häufiger habe ich das Gefühl, meine grauen Zellen sind mittlerweile schwarz, weil das Licht aus ist. Irgendwer beginnt bereits damit, in meinem inneren geistigen Raum die Stühle hochzustellen.
Klar wirke ich meist souverän und gebildet (nach außen) aber da sind wir beim Dunning-Kruger-Effekt, sprich je ahnungsloser (nett gesagt) jemand ist um so überzeugender kann er mit Halbwissen (oder Viertelwissen) vortäuschen, etwas zu wissen (weil er auch selbst davon überzeugt ist, ist kompliziert also googelt mal Dunning-Kruger-Effekt).
Mittlerweile habe ich das Gefühl, sehr wenig ernsthafte Kompetenzen zu haben und bin mir sicher, dass mein Wissen und meine Bildung nicht mal die Spitze des Bildungseisbergs erfassen kann.
Es gibt so viele Dinge, die ich nicht weiß (und noch mehr, die ich nicht kann).
Manchmal freut mich das, weil etwas Neues zu lernen oder zu erfahren macht mir Spaß, aber zurzeit fühle ich mich irgendwie dumm.
Als hätte die Welt mich intellektuell gesehen abgehängt.
Meine Gedanken drehen sich um die ewig gleichen Themen (und das sind keine positiven) und während ich gleichzeitig der Menschheit Ignoranz und Intoleranz vorwerfe, merke ich immer häufiger (schmerzlicherweise) wie Ignorant und Intolerant ich selber bin.
Ich glaube der Übergang vom Klugscheißerkind zum Meckeropa ist bei mir fließend und manchmal denke ich, ich wäre reif für die Notschlachtung.
In gewisser Weise ist es mir klar, dass ich in einem Alter bin, wo man nur noch abbaut und daher ist es umso dramatischer, dass ich das Gefühl habe, das der Hügel meiner Lebensleistungen gerade mal als Fahrbahnschwelle zu nutzen ist. Daher ist der Abstieg auch nicht wirklich schwierig oder auffällig. Eher halt ein trauriger Spaziergang in die Talsenke meines Lebens.
Tja, viel kommt da wohl nicht mehr, aber ich werde fleißig weiter das Logbuch meines Niederganges hier schreiben. Vielleicht dient es den einem oder anderen als Trost oder Warnung. Schließlich kann man immer noch als schlechtes Beispiel herhalten, wenn man sonst nichts erreicht.
Bis morgen dann,
Euer Mausebär
3 Kommentare
Hey,
ich weiß das es einem manchmal Erleichterung bringt, wenn Strecken im Leben eines Anderen auch voll scheiße sind. Da fühlt es sich evtl. gleich besser an, das es auch manch Anderen gar nicht so gut geht. Da hilft es aber auch für kleine Momente wenn Mann, Frau anfängt zu schreien, zu stampfen, zu heulen und und und, auch das kann kurzfristig helfen.
Das Beste ist aber immer noch einen Freund, eine Freundin anzuschreiben, anzurufen. Irgendwie einen Austausch zu haben und sich mitteilen, nicht alleine mit seinen Sorgen bleiben, das ist so wichtig.
Bitte pass auf dich auf ☺️✊️
Oh mein Freund,
Ich verstehe deine Gedanken. Unter den vielen Dingen, die mir dazu einfallen, möchte ich dir hier nur zwei sagen:
1. Was dir in Bezug auf dein Niveau (egal ob Bildung, Kompetenz oder „Wert) zurzeit wie Fahrbahnniveau erscheint, ist anderen der Himalaya. Klar sehen wir höhere Dinge eher als tiefer liegende. Das ist leicht und trägt zum Streben nach höherem sehr bei.
2. Auch du, Herakles, darfst schwache, dumme, schlechte Tage haben. Du hast ebenso ein Recht darauf, wie wir anderen auch. Auch dafür ist Gemeinschaft da. Um individuelle Tiefphasen aufzufangen. Keiner kann alles jederzeit.
Und doch eine letzte weitere Sache noch: Du bereicherst (bestimmt nicht nur) mein Leben. Nicht, weil wir uns täglich oder oft sehen. Nicht, weil du ständig und stets produktiv wärst oder Bestmarken überschreitest. Sondern, weil du du bist. Diese einzigartige Person. Das genügt vollkommen.
Danke Dir