Der Mausebär am Rande des Existentialismus

Mausebär am Rande des Exentialismus -Titelbild

Im selbstgewählten Wahnsinn der Existenz und der Suche nach deren Sinnhaftigkeit trudelt der Mausebär durch seine Gedankenwelt

Hallo liebe Mausebärfreunde,

Der Existentialismus, eine Denkform, die unter anderen von den Philosophen Jean-Paul Satré (der auch ausgezeichnete Bücher und Theaterstücke geschrieben hat, wie zum Beispiel das grandiose Bühnenwerk „Geschlossene Gesellschaft“) und Albert Camus (auch ein hervorragender Schriftsteller) begründet wurde, ist genau das Richtige für einen kaputten Geist.
Der zur Melancholie neigende Mausebär (der wahrscheinlich schon im frühen Kindesalter unter rezidivierenden, also wiederkehrenden Depressionen litt, aber die Diagnose erst im hohen Alter von 40 Jahren bestätigt bekam) wurde schon früh von dieser Denkrichtung angezogen.
Schon in meiner Jugend wurde ich ein Anhänger der Nihilistischen Gedankengänge eines Friedrich Nietzsches, der es verstand meine Gefühle in Worte zu verwandeln, wie zum Beispiel in seinem wunderbaren Gedicht „Vereinsamt„, welches ich einfach mal zitiere…

Vereinsamt

Die Krähen schrei‘n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei‘n –
Wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat!

Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts ach! wie lange schon!

Was bist du, Narr,

Vor Winters in die Welt – entflohn?

Die Welt – ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!

Wer Das verlor,

Was du verlorst, macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,

Dem Rauche gleich,

Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg‘, Vogel, schnarr‘
Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! –

Versteck‘ du Narr,

Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrei‘n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:

Bald wird es schnei‘n –

Weh dem, der keine Heimat hat!

Friedrich Nietzsche, Vereinsamt (Herbst 1884 in der Zeitschrift „Das Magazin für Literatur“ veröffentlicht)

Melancholie als Lifestyle?

So wurde ich, angeregt von der Gothic- Subkultur, in der ich mich irgendwie beheimatet sah (nicht nur wegen der süßen Mädchen in dunklen Farben und mit Spitze an den Klamotten – das fand und finde ich immer noch sehr attraktiv), mit einer eigenen inneren Welt ausgestattet. Es war ein Ort, an dem meine Melancholie aufblühen konnte und ich meine Neurosen gleich wunderschönen schwarzen Kletterrosen an den Wänden meines Gefängnisses aus Melancholie und Selbstzweifeln, hegen und Pflegen konnte. Meine einsamen und dunklen Gedanken fanden einen Ort an dem sie als Poesie galten. In der Bilderpoesie von Tim Burtons Filmen und Neil Gaimans Graphic Novels fand ich mich wieder und die Musikrichtungen die aus dem New Wave (dem Vorgänger der Gothic- Kultur und eine meiner Lieblingsmusikrichtungen entstanden) trost. Und schon bald führte es mich in deine bestimmte Richtung der Philososphie…

Existentialismus und meine Existenz

Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich während meiner Bundeswehrzeit (eine starke Krise in meinem Leben) auf einer dienstlichen Zugfahrt, den Roman „Der Ekel“ von Jean-Paul Satré in einem Rutsch durchlas und mich viele Gedanken daraus selber zum Grübeln brachten.
War das gut für mich?

Ich denke, ich kann diese Frage weder bejahen noch verneinen, weil die wahrheit (wie so oft) zwischen den Zeilen liegt. Die Beschäftigung mit mir selbst bringt mich oft zum Grübeln (einen zustand ohne Ausweg – daher das berühmte Gedankenkarussel).
Nachdenken über mich selber – gleichzeitig wertvolle Reflektion und gnadenlose Selbstkasteiung.

Wie ich schon oft erwähnt habe, kann ich mich selber nicht wirklich leiden. Zeit meines Lebens wurde ich damit konfrontiert, dass ich meinen eigenen Ansprüchen nicht genüge.
Sosehr habe ich meine eigne Selbstkritik verinnerlicht, dass ich mir auch nicht vorstellen kann, den Ansprüchen eines anderen menschen zu genügen. Jedes Kompliment macht mich misstrauisch, sehe ich als pure Höflichkeit, Versuch der Manipulation oder als einfach dahingesagt (teilweise vielleicht sogar als Lüge), denn es kann nicht sein, dass jemand meine Fehlerhaftigkeit, mein Versagen und meine Unfähigkeit nicht bemerkt.

Existentialitische Ängste

Versagensängste, bis zur sozialen Angst sind in mir angewachsen, in der Pubertät verstärkt und durch Mobbingerfahrungen während meiner Bundeswehrzeit zur vollen Blüte entsprossen. So sehr dass ich mich zeitweise komplett von der Welt abgewandt (mehr als einmal) und mich in die soziale Isolation geflüchtet habe. Jedesmal zu Kosten meiner eigenen Gesundheit und mit weitern chronischen Erkrankungen als Zugabe, die mich noch mehr herunter zogen (obwohl sie mich auch jedesmal aus der Isolation gezogen haben).
Stets wollte ich mich verändern, meinem Leben einen neuen Sinn geben und mich zu der Idealform entwickeln, die ich für mich sah (als Narzisst hat man da schon etwas im Kopf, was man gerne erfüllen würde).
Dann wieder scheiterte ich an meinen eigenen Ansprüchen und bin ein Stück tiefer gefallen, als ich vorher hoch geklettert bin, bis zu meinem tiefsten Loch…

Was das mit Existentialismus zu tun hat?
Es kam für mich die Erkenntnis, dass es keinen tieferen sinn im Leben gibt, den man finden kann. Einen Sinn kann man sich nur selber geben oder erschaffen. Es gibt niemanden, der das für einen tun kann.
Mittlerweile weiß ich, dass egal wie sehrt ich danach strebe, mich die Bestätigung durch andere Menschen (die ich sowieso nicht glauben oder gar annehmen kann) nicht erfüllen wird. Erfüllung kann ich nur in mir finden (in meiner eigenen inneren Welt quasi).
Schade, dass ich mich nicht leiden kann, obwohl mein innerer Narzisst noch immer danach begehrt

Farbe bekennen
Der Mausebär mag sich selber nicht¹
(Und bekennt nicht nur dahingehend auch mal Farbe)

¹Ich bin übrigens deswegen durchgeschwitzt, weil ich gerade meine Wohnung geputzt habe und ein wenig an Aufräumarbeiten bin, aber zwischendurch mal meinen Kopf aufräumen muss, von wegen das Äußere folgt dem Inneren…

Existentialismus – Suche nach was eigentlich?

Was suche ich eigentlich?
Bestätigung, Absolution oder Verständnis?
Nö, eigentlich überhaupt nicht, sondern einfach nur nach einem Weg, mich so zu akzeptieren, wie ich bin (vielleicht sogar zu mögen).
Ich bin einen weiten Weg gegangen um mich immerhin zu tolerieren (also mich auszuhalten) und zu entscheiden, dass ich es weiter Versuche, einen Zugang zu mir selber zu finden (vielleicht damit auch einen Umgang, oder sogar eine Lösung für all die vielen dinge, die mich an mir selber stören).
Eine längere Zeit habe ich diese Liebe zu mir in anderen Personen gesucht (zum Beispiel bei meiner verstorbenen Ehefrau, der ich dankbar dafür bin, dass sie stets etwas liebenswertes in mir sah – auch wenn ich das selber nicht konnte), aber das Schicksal hat mir gezeigt, dass diese Lösung vergänglich ist und mich nicht weiter bringt.
Es hilft mir nicht, wenn andere Menschen mir sagen, wie gut ich bin, solange ich es selber nicht kann.
Kurzfristig ist es mal eine Bestätigung, vielleicht ein Streicheln meines Egos, aber will ich mich den Rest meines Lebens daran aufreiben (und andere Menschen damit nerven) nach der Anerkennung zu suchen, die ich mir selber verwehre (weil ich sie mir nicht geben kann)?

Letztendlich kann ich die Antworten nicht bei anderen Menschen finden, sondern nur in mir selbst.
Eine Suche, die weitergehen wird.
Deshalb werde ich heute auch die Kommentarfunktion deaktivieren für diesen Blogbericht. keine guten Ratschläge, kein Mitleid, kein Lob (denn das kommt gerade alles nicht bei mir an).
Heute schreibe ich alleine für mich selber (und lasse es durch das veröffentlichen hoffentlich los).

Danke für das zulesen (das ist zuhören in literarisch),

Euer Mausebär

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