Der Haushalt der Seele
Wirtschaft, Energie und Psyche – Ein interdisziplinärerer Transfer
Auf den ersten Blick sind die sozialen Wissenschaften, insbesondere der Bereich der Sozialpsychiatrie und die Wirtschaftswissenschaften, insbesondere die Grundlagen der Ökonomie, zwei sehr verschiedene Positionen.
Als jemand, der durch seine kaufmännische Ausbildung und seine weiter Beschäftigung (u. A. als Geschäftsführer eines kleinen Unternehmens), sich mit den Grundlagen der Marktwirtschaft und der Volkswirtschaft (sowie natürlich auch der Betriebswirtschaft) zwangsläufig auseinander gesetzt hat, aber auch als, durch meine Ausbildung zum Erzieher und als Nutzer sozial-psychiatrischer Hilfsangebote (und auch als Anbieter solcher Angebote), bin ich mit den Grundlagen beide Felder ein wenig vertraut.
So sind mir Gemeinsamkeiten aufgefallen, die ich als den „Haushalt der Seele“ bezeichne.
In der Grundlage folgt auch die seelische Gesundheit einem durchaus ökonomischen Prinzip. Wir haben, als Menschen zwei sehr basale Triebfedern, die quasi unser innerstes Grundprinzip darstellen.
Die erste Triebfeder ist der Wille zur Expansion.
Egal was wir besitzen, wir haben den eingebauten Trieb, mehr erreichen zu wollen. Welches „mehr“ das ist, ist eine individuelle Angelegenheit und kann sich durchaus gravierend zwischen verschiedenen Menschen unterscheiden, aber egal ob es materielle oder immaterielle Ansprüche sind, der Wille dazu, mehr zu erhalten ist in uns allen verankert.
Diese beständige Trieb zum Wachstum (ähnlich wie beim Wirtschaftswachstum), ist für das eigene Überleben essentiell, denn ohne den ständigen „Hunger“, also die Unendlichkeit der eigenen Bedürfnisse (da sind wir schon wieder in der Wirtschaftstheorie), würde uns die eigene Motivation fehlen. Ein Wesen, dessen Ansprüche gestillt sind, verfällt in Lethargie und daraus erwächst Selbstaufgabe und Verfall.
So ist die innere „Gier“ nicht nur eine sogenannte „Sünde“, sondern tatsächlich eine Lebensnotwendigkeit, die allerdings das richtige Maß verlangt. Nur wenn wir ständig Hunger verspüren sind wir in der Lage unsere Energie zielgerichtet auf die Erfüllung unseres eigenen Bedarfs zu richten.
Die zweite Triebfeder ist der Wille zum Erhalt.
Der Mensch verspürt das Bedürfnis, die Dinge, egal ob Materiell oder immateriell, die er besitzt, auch zu behalten. Wir wollen unserer Ressourcen erhalten unseren Besitz nicht hergeben. Die gesamten menschlichen Instinkte zum Überleben, Ängste, Sorgen und ähnliches fußen einzig und allein auf der Grundlage, dass uns etwas genommen werden könnte.
Wir wollen nichts verlieren und achten ständig darauf, rein Instinktiv, unseren Besitz zusammen zu halten. aus diesem Grund entsteht auch viel seelisches Leid aus Zuständen, bei denen uns etwas abhanden kommt, sie es körperlich, bei Krankheiten, sei es mentale Fähigkeiten, wie bei degenerativen Erkrankungen oder sei es wirtschaftlich, in zum Beispiel Zeiten der persönlichen Krisen.
Unsere Angst, das uns dass, was wir haben, weggenommen werden könnte, führt zu manchmal grotesken Situationen, in denen wir schlimmste Situationen aushalten, aus Angst, wir könnten, wen wir die Situation verlassen, etwas verlieren (häufig entstehen toxische Beziehungen durch das Problem).
Dieser grundlegende Trieb hat den Sinn, dafür zu sorgen, dass wir unsere eigene Existenz erhalten, unserer Ressourcen schützen und achtsam mit uns umgehen, ist aber wie der Wille zur Expansion nicht natürlich begrenzt, sondern als Trieb in seiner Zielsetzung unbeschränkt.
Wenn wir jetzt diese zwei grundlegenden Triebfedern betrachten, sehen wir leicht, dass auch das ökonomische Handeln, von genau den zwei selben Triebfedern bestimmt wird. Es geht in der Ökonomie darum, den eigenen Wohlstand zu mehren (Wirtschaftswachstum) und dabei die eigenen Ressourcen zu erhalten.
Natürlich gebietet das Gesetzt der Logik, dass Beides gleichzeitig nicht möglich ist.
Wollen wir expandieren, müssen wir investieren, also unsere eigenen Ressourcen einsetzen (und somit riskieren), um neue Ressourcen zu erschließen.
In der Wirtschaftslehre wird das Gleichgewicht zwischen den beiden Bedürfnissen (Erhalt und Erweiterung) durch das Minimal- und das Maximalprinzip beschrieben.
Das Minimalprinzip geht dabei davon aus, dass wir versuchen, ein bestimmtes (Expansions-) Ziel mit dem geringst möglichen (Ressourcen-) Einsatz zu erreichen.
Das Maximalprinzip wiederum geht davon aus, dass wir versuchen mit einem bestimmten (Ressourcen-) Einsatz, das bestmögliche (Expansions-) Ziel zu erreichen.
Beide Ziele gleichzeitig zu erreichen, also das Beste Ziel mit dem geringstem Einsatz ist leider nicht möglich, und auf der Suche nach diesem weg, scheitern die Menschen schon seit Jahrhunderten.
Schauen wir jetzt in die Sozialpsychiatrie, dann sehen wir, dass solche Prinzipien dort durchaus ebenso bekannt sind.
Als erstes fällt mir da die „Spoon-Theorie“ (Löffel-Theorie) von Christine Miserandino ein. Die an der chronischen Autoimmunerkrankung systemischer Lupus erythematodes (SLE) erkrankte amerikanische Bloggerin stellte dabei ihr, durch ihre Erkrankung entstandenes Problem, manche Aufgaben nicht zu bewältigen für eine gesunde Person mithilfe von Löffeln da. Die Löffel sind ein Synonym für ihre (durch Erkrankung eingeschränkte) Energie, die sie braucht, um Aufgaben zu bewältigen.
So konnte sie ihrer Zuhörerin begreiflich machen, wie sie ihren eingeschränkten Vorrat an Energie nutzt, in dem sie einzelnen Tagesaufgaben jeweils Löffel zuteilte.
Darin erkenne ich sofort das oben genannte Prinzip wieder, den man kann sich mit dieser Theorie gleich dem Gedanken des Minimal- und Maximalprinzips nähern. Wir haben eine konstante Menge, und zwar die Energie-Ressource (in dem Fall gemessen in Löffeln) und eine andere Menge, in Form der Tagesaufgaben.
nun unterteilt sich das Problem in wichtige Tagesaufgaben (Dinge, die erledigt werden müssen) für die das Minimalprinzip gilt (also die Tagesaufgaben mit der möglichst geringsten Zahl an Löffeln zu erledigen) und in all die Dinge, die sonst noch gemacht werden wollen (also die Anzahl der verfügbaren Löffel für die möglichst meiste Menge an Freizeit-, Vergnügen, Familie und andere Dinge einzusetzen).
Doch braucht man, um diese Energieeinschränkung zu haben, eine chronische Erkrankung? Ich denke eher nicht, denn wir alle haben einen durchaus eingeschränkten Energiehaushalt (also unseren eigene Besteckschublade mit unserer persönlichen Löffelsammlung).
Je nach persönlicher Situation und Fähigkeiten, setzt sich diese Löffelvorrat nicht nur individuell zusammen, sondern kann auch durchaus von der Tagesform, dem Lebensumständen und ähnlichen Umständen abhängig sein (und durchaus nicht immer konstant sein).
Somit gilt für die Seele, dasselbe, wie für die Grundlagen der Wirtschaft, denn unsere Bedürfnisse sind unendlich (geformt durch den ewigen trieb zur Expansion) und unser persönlicher Bedarf richtet sich danach, welche unserer Bedürfnisse mit genügend Energie zu erreichen sind (also durch Kaufkraft, oder Löffel gedeckt sind, je nachdem, wie man es sehen will). Unsere eigen Energie ist somit die Kaufkraft, also das Kapital unserer Seele.
Sollten wir nun unsere eigene Energiemenge ständig überbeanspruchen, so kommt es zu einem inneren (wirtschaftlichen Kollaps).
Wenn wir bei dem Beispiel der inneren Energie, als Kapital des Lebens bleiben, dann können wir das mit der Entwicklung der Kaufkraft vergleichen.
Haben wir zuviel Kapital (zuviel Energie), und zu wenig Ziele, in die wir diese Energie investieren können, dann haben wir quasi eine seelische Deflation (auch bekannt als „bore-out“). Doch bekannter und häufiger ist der Zustand, wo wir zuwenig Energie haben, um unsre benötigten Investitionen zu machen, eine quasi Inflation der seelischen Energie (der sogenannte „burn-out“), bei dem die notwendigsten Sachen plötzlich eine zu hohe Menge an Energie kosten.
Ein Teil der Genesung von einer psychischen Krise (die sogenannte Recovery-Arbeit) besteht darin, den Haushalt der Seele, wieder in ein Gleichgewicht zu bringen und ein neues System zu etablieren, um vernünftig mit seinen eigenen Ressourcen zu wirtschaften.
Somit sehe ich mich als Genesungsbegleiter, der Menschen bei diesem Weg hilft, auch zum Teil als ein Wirtschaftsberater (da hilft mir meine kaufmännische Ausbildung), der seinen Klienten hilft, die innere Buchführung wieder zu sortieren und eine quasi Insolvenz des Lebens abzuwickeln, um sich wieder neu aufzustellen.
wie bei jeder wirtschaftlichen Beratungsarbeit, muss man aber nicht erst in die Krise rutschen, um sich eine Beratung zu suchen. Denn wenn man schon merkt, das „die Zahlen nicht stimmen“, kann man schon einer drohenden Krise entgegenwirken.
Präventive Genesungsarbeit kann helfen, eine Krise zu erkenne, sie abzumildern und sich vorzubereiten, bevor man vor dem eigenem Ruin steht.
Wenn sie jetzt mehr über die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Seele erfahren wollen, oder über mögliche (auch betriebliche) Präventionsarbeit, stehen wir, die Erfahrungsexperten am Niederrhein in gerne zu einem kostenlosen (Erst-) Beratungsgespräch zur Verfügung. Auch eine entsprechenden Workshop, Seminar oder zu eine individuell vorbereiteten Präsentation bieten wir gerne kostengünstig und nach ihren Bedürfnissen an.
Kontaktieren sie uns einfach unter https://ean-g.de/kontakt/
Ein Kommentar
Ich hoffe, das sich viele viele tolle Menschen bei Euch melden, um diese Hand die Ihr reicht, auch annehmen, annehmen können.
Euch weiterhin eine super gute Arbeit ☺️✊️