Erwachte (Kino-) Welten

Gerade hatte ich (überraschenderweise) mal zwei Stunden Vakanz und habe sie genutzt, um endlich meinen neusten DVD-Erwerb einer Betrachtung zu Unterziehen.
In diesem Fall hatte sich meine Sammlung von DVDs zum Thema Marvel-Filmen um die Produktion „Black Panther – Wakanda forever“ erweitert, den ich in weiser Voraussicht nicht im Kino gesehen habe, nachdem ich die Kritiken gelesen habe (und angesichts der sinkenden Qualität der Marvelfilme).
Nichtsdestotrotz, als jemand der in seiner Kindheit die Comics von Marvel verschlungen hat (speziell Spiderman), bin ich immer noch der Meinung meine Sammlung der Marvel-Kinofilme aufzustocken.
Ich ging mit wenig Erwartungen an den Film, was sich als richtige Strategie darstellte.
Rein technisch war der Film zwar recht gut, auch wenn mich zum einen die hektische Schnittfolge bei den Kämpfen störte, weshalb dieser zentrale Bestandteil meines Fischgenusses etwas zu kurz kam, zum anderen war der Film streckenweise viel zu dunkel von der Aufnahme. Man konnte streckenweise die Details gerade mal erahnen, aber nicht sehen. Nicht gerade die poppig-bunte Welt einer Comicverfilmung und absolut unnötig. Ein visuelles Medium so darzustellen, dass die Bilder in Dunkelheit verwischen scheint zwar zur Zeit (gerade bei Disney) im Trend zu liegen, ist meiner Meinung nach aber eine völlige Verfehlung der Idee, einen Film zu sehen (also wenn man eh nichts sehen kann).
Beides machte den Film nicht ungenießbar, aber verhinderte auch, dass diese cineastische Stück Arbeit bei mir mehr als nur durchschnittliche Qualität bescheinigt bekommt. Also kein Grund die DVD zu zerbrechen, aber auch kein Grund den Film zu feiern. ich denke allein aus den gründen wird er wahrscheinlich als reines stück meiner Sammlung im Regal verstauben.
Die schauspielerische Leistung war nichts schlecht, aber keine der Figuren schaffte es das wandelnde Klischee, welches ihnen scheinbar das Drehbuch übergestülpt hatte, aufzubrechen. Meine Sympathie mit den Figuren war also eher wenig, eben weil sie mich nicht überzeugten. Am ehesten waren noch der König des Bergstammes, der CIA-Agent und die hochintelligente Studentin für mich interessante Figuren, der Rest war eher zu langweilig.

Aber es geht mir (nicht nur) um eine Filmkritik, weshalb ich zum eigentlichen Elefanten im Raum komme. Es ist nun einmal kein Geheimnis, dass es eine gängige Kritik an aktuellen Disney-Filmen gibt (Marvel gehört ja leider zu Disney), im Bezug darauf, dass ihre Filme mehr wert auf politische Botschaften (besonders die sogenannte „Political Correctness“) und Belehrung der Zuschauer lenkt, als auf eine gute Unterhaltung, originelle Geschichten und gute Charakter-Darstellungen.
Schon früher war ich kein Freund von Disney-Filmen, weil sie bekannte Geschichten aufkauften und daraus eine Darstellung ihrer eigenen Agenda und Weltsicht machten. das fing bei Märchen und Klassikern an, aber langsam wurden auch Franchise wie zum Beispiele Star Wars aufgekauft und zur ihrem Nachteil „verdisneysiert“.
Es war für mich ein Schock, als ich erfuhr, dass die Marvel-Filmstudios in den Disney-Konzern integriert wurden, doch zu meiner Erleichterung war da der große alte mann, der Urheber und moralische Kompass einer Welt, die meine Jugend geprägt hatte, Stan Lee.
Alleine seine Cameo-Auftritte in jedem einzelnen Kinofilm waren mir eine Freude. Mit seinem Tod befürchte ich würde das passieren, was auch sich immer mehr durchsetzt. Meine geliebte Marvelwelt wird zu Entenhausen 2.0.
Ich mochte die Marvelserien auf Netflix und die dunklen Marvelhelden in den von Sony produzierten Filmen. Netflix musste die Produktion einstellen, weil Disney übernahm und Schrott wie „She-Hulk“ auf die Welt loslässt. Sony versucht ihre Qualität zu erhalten, kooperiert aber mit Disney, um Figuren wie Spiderman und andere am Leben zu erhalten. doch wie lange wird es das Spiderverse noch geben, wo die letzten Spiderman-Filme ja auch in das MCU (Marvel Cinematic Universe) oder besser gesagt DMCU (Disney Mindcontrol Universe) eingegliedert wurden. Klar sehe ich viele der Filme noch gerne und freue mich gerade auf den nächsten Teil der „Guardian of the Galaxie“, aber schon „Thor – Love and Thunder“, war ein absoluter Abstieg und der Todesstoß für diesen (wunderbar von Chris Hemsworth verkörperten) Superhelden aus meiner Kindheit.
Der Disney-Zwang sich bei dem „woken“ Publikum anzubiedern, um jede Kritik an ihren Filmen als Rassimus, Sexismus oder beliebiogen anderen -ismus abzuschmettern (selbst wenn es um technische Sachen geht), zerstört gute Geschichten zu Gunsten von flachen Belehrungen und hohlen Phrasen.
Es geht mir noch nicht mal um die Besetzung, denn zum Beispiel fand ich Samuel L. Jackson in der Rolle als Nick Fury großartig besetzt, obwohl in den Comics Nick Fury ein durchaus andere ethnischer Typus war. Aber Jackson brachte den Charakter von Nick Fury auf die Leinwand und erweckte ihn zum Leben. Er war Nick Fury, wie ich einen Nick Fury wollte.
Man kann sich nun streiten, was man von einer dunkelhäutigen Arielle oder Tinkerbell hält, aber ich denke, wenn die Schauspieler sie zum Leben erwecken können, warum nicht.

Zurück zu „Wakanda Forever“ und seine allgemeine „Wokeness“. Ein weiblicher Black Panther?
Warum auch nicht.
Ist für mich unproblematisch. Genauso wie der Umstand, dass die einzigen drei Männer, die dargestellt wurden, einen hilflosen weisen alten Mann, einen dunkelhäutigen patriarchischen Herren (der die Hauptdarstellerin bemuttert und berät) und dem quasi Antagonisten in Gestalt eines eigentlichen Superhelden aus dem Marveluniversum (Prinz Namor- also DCs Aquaman in schlecht, was schon echt schwer ist und ein Zeichen, dass Disney mittlerweile soviele Superhelden verschließen haben, dass sie die B-Riege nutzen müssen), der aus tragischen Gründen und moralischen Falschentscheidungen zum Feind wird und beweißt, wie schlecht Männer in Führungspositionen sind. Es ist schon erstaunlich, dass der zweite Antagonist eine (immerhin alte, weiße CIS-) Frau ist.
Der wiederkehrende Gag, denn einzigen hilfreichen Verbindungsmann in die weiße Welt, der auf der richtigen Seite steht immer wieder als unfähig darstellt, sich um sich selbst zu kümmern und der Umstand, dass einer der Charaktere in dauernd als Kolonialisten bezeichnet, finde ich ein wenig abgeschmackt. Wenn die einzigen beiden Darsteller in dem Film, die die Weißen verkörpern entweder unfähig oder hinterhältig sind, dann ist das schon auch ein wenig rassistisch, wenn man die selben Maßstäbe anlegt (typisch „woke“ Doppelmoral).

Natürlich trifft die junge, dunkelhäutige Heldin der Geschichte am Ende ide richtige Entwscheidung, in dem sie ihre Rache aufgibt, um Frieden zu ermöglichen.
Wäre das nicht auch eine gute Botschaft an die „woke“ Gemeinschaft, einfach den beliebigen -ismus, den sie ausgesetzt sind nicht mit Rache, sondern mit Bündnissen zum gemeinsamen Frieden beenden?
Ich glaube, diese Botschaft war nicht ganz bezweckt, aber sie war auch darin.

Kurz gesagt, ich glaube an Gleichberechtigung und finde jeder Mensch sollte die gleichen Chancen, Möglichkeiten und Rechte haben, nicht mehr und nicht weniger, das schließt aber halt auch alle Menschen mit ein (auch alte weiße CIS-Männer). Gleichberechtigung bedeutet, für jeden die selben Möglichkeiten, keine Besserbehandlung, keine Schlechterstellung.
Ich denke, das wir in vielen Teilen diese Gleichberechtigung schon hatten und jetzt zu Gunsten von selbsternannten Minderheiten wieder zerstören.
Die Forderung nach Gleichstellung bedeutet eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Wenn ein Mann jahrelang hart dafür arbeitet, eine Stellung zu erhalten und eine Frau dieselbe Stellung bekommt (wegen Gleichstellung der Frau) dann ist dass nur dann Gleichberechtigt, wenn die Frau dieselbe Energie und Arbeit dafür aufgebracht hat. Sonst ist es eine Schlechterstellung des Mannes, der halt einfach mehr leisten muss, als eine Frau, um die selbe Position zu bekommen:
klar war es früher für Frauen viel schwerer, sich in der Berufswelt zu behaupten, aber sit es wirklich richtig, jetzt gleiches mit gleichem zu vergelten? Ich finde aus zweimal falsch wird nicht richtig.
Wer die Moralkeule schwingt, sollte selber dessen würdig sein (wie Thor und sein Hammer- um bei Marvel zu bleiben) und das bedeutet seine eigene Moral auch auf sich selber anzuwenden.
Ich weiß, alter weisser CIS-Mann (zumindest als solcher gelesen, man weiß ja nie), aber:


Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.

Immanuel Kant

Oder, in den Worten der älteren und weisen Generation:

Was Du nicht willst, was man Dir tu,
das füg auch keinem Anderen zu

Ingeborg Dürholt – Die Omma vom Mausebären (der leider früh verstorbene Quell der Weisheit für das damals kleine Mausebärchen)

Mehr kann man da doch nicht sagen oder?

Euer Mausebär

Ein Kommentar

  • In der Tat ein interessanter Blogbeitrag, lieber Mausebär.

    Einerseits kann ich nachvollziehen, dass Akzente des Films Dich getriggert haben, die aktuelle medial und digital stattfindende Gesellschafts-, Kommunikations- und Diskussionskultur – einmal mehr – anzugreifen. Viele Dinge daran sind einfach bedauernswer bis ärgerlich.

    Andererseits tut es mir leid für Dich, dass diese Trigger und ihre zugrunde liegenden Ursachen Dich bzw. Anteile von Dir daran hindern, den Film als das zu sehen, wie ich meine Medienepisoden sehe und erlebe: als mal mehr mal weniger gelungene Stücke der Unterhaltung, die mich frei von einem subjektiv von mir empfundenen erhobenen Zeigefinger einfach nur abholen und für 45 bis 180 Minuten in einr andere Welt entführen.

    Filme zu sehen, Bücher zu lesen, Musil zu hören oder sehr selten ind Theater zu gehen, kommt in meimem Erleben dem Hindurchtritt meines Gehirns in eine Parallelwelt, wie durch eine Falltür gleich. Der erlebende Teil meines Gehirns ist wie ein kleines Kind vor einem Gänseblümchen mit Hummel beseelt und fasziniert zugleich und hat die Macht, alle anderen Elemente in mir sanft auszublenden und zur Ruhe zu betten. Wenn ich aus dem Fiktiven zurück in die Realität wechsle, ist mein Gefühl jenem ähnlich, wie wenn ich aus einem Traum aufwache, nicht selten inklusive raschen Verwitterns der fiktiv erlebten Eindrücke durch Vergessen.

    Ich bin froh und dankbar, dass ich nicht diese Quälgeister in mir habe bzw. diese nicht in meinen Genuss des Fiktiven belehrend reinquatschen. Diesen Zustand würde ich Dir, lieber Mausebär, von Herzen auch wünschen.

    So long,

    Der Schmusehamster

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