Soziale Dualität

Der Mausebär denkt heute über seine (a)sozialen Bedürfnisse nach und stellt fest, dass diese schwer vereinbar sind
Hallo liebe Mausebärfreunde,
Relativ früh am Morgen (ja ich durfte heute länger schlafen), ist es schwierig seine eigenen Gedanken zu ordnen und seine Bedürfnisse zu sortieren.
Das stelle ich jedenfalls öfters (und heute konkret) fest, während ich am Rechner sitze (meinen Social-Media-PC), noch mit dem Schlaf in den Augen und einem Hauch meiner kuriosen Traumwelten im Hinterkopf.
In letzter Zeit denke ich häufig über meine sozialen Bedürfnisse im Allgemeinen und über meine Wünsche an Beziehungen im Besonderen nach. Fast wie ein Konflikt scheinen sich meine Bedürfnisse gegenseitig zu verstricken, denn auf der einen Seite bin ich gerne unter Menschen (trotz meiner sozialen Phobien), jedenfalls solange die Versammlung von Menschen für mich überschaubar ist. Es gibt Gruppen, die geben mir ein gutes Gefühl und ich kann und darf dort ich selber sein (zum Beispiel bei der Tagung). Es gibt allerdings auch Gruppen, in denen ich in meinen Schrank mit sozialen Rollen wühlen muss, um genau eine solche zu spielen (Bei Veranstaltungen der IHK ist das sehr häufig der Fall). Selten einmal gibt es auch soziale Begegnungen, wo ich einfach nur flüchten will (und meistens auch das sofort umsetze) – ein Gefühl, was vor einigen Jahren, am Anfang meines Empowerment-Weges, noch wesentlich häufiger war. als Teil einer Masse fühle ich mich nicht wohl, als Teil einer sozialen Gruppen schon eher und als geschätztes Individuum innerhalb einer überschaubaren Menge wohlmeinender anderer Individuen komme ich gut klar. Irgendwie war das schon immer so bei mir, dass ich ein Ich-Mensch bin und selten bis nie ein wirkliches Wir-Gefühl habe. Maximal in Partnerschaften kann ich in einer Gruppe völlig aufgehen, weshalb sich mir die Freuden von Veranstaltungen, bei denen man das Ich-Gefühl scheinbar an der Garderobe abgeben darf (Rockkonzerte, Besäufnisse, Partys, Demonstrationen, etc…) nie begreiflich wurden. Ich kann (und will) das gar nicht.
Letztendlich habe ich immer das Bedürfnis nach einem sichern Rückzugsort. Einen Ort, den ich mir aus innerer Not geschaffen habe – in meinem Kopf. Denn wenn mich das soziale Gefüge überfordert, stelle ich um auf verbalen Autopilot und verstecke meine zarte Seele in mir selber.
Wer mich kennt, wird erst einmal nicht glauben, dass ich ein schüchterner Mensch bin. Als Narzisst bin ich laut, nehme viel Raum ein (sowohl körperlich, als auch geistig), überfordere meine Umgebung, bin provokant, direkt und präsent.
Ehrlich gesagt ist dieses Verhalten allerdings nur eine Maske (die ich, dank jahrelanger Übung, gut zu spielen weiß), die mein eigenes Ich verbirgt und mich schützt. Ein Hilfsmittel gegen die Angst, die zeitgleich meine potentiellen „Feinde“ täuschen soll, als auch eine Art Rüstung darstellt. Mit Provokation und Information „schocke“ ich meine Umwelt, weil Angriff die beste Verteidigung sein könnte, wenn man konkret bedroht wird. Da ich allerdings die Bedrohung nur latent spüre (und das immer), greife ich viel zu häufig an – und damit letztendlich mich selber. Ich weiß das mittlerweile und arbeite daran. Doch ein Verhalten, was ich in der Kindheit gelernt habe und seitdem stets genutzt wurde, ist nicht einfach mal so wegzuwischen. Viel Übung, Geduld und Kraft ist nötig und ich bin froh, dass ich hin und wieder eine Zeit lang schaffe, einfach mal „normal“ zu sein und jemanden den Mausebär hinter dem Mausebär, oder besser die Maus hinter dem Bären zu zeigen.
manchmal klappt das und hin und wieder bekomme ich dafür positives Feedback, was mich stärkt. Und doch ist es anstrengend und ich brauche meine Rückzugsorte, um mich davon zu erholen.
Die finde ich in der „produktiven Einsamkeit“, wenn ich Zeit habe mich mit mir zu beschäftigen, dabei aber etwas sinnvolles oder notwendiges mache, was die Langeweile fern hält (ja, ich langweile mich schnell, wenn ich mit mir alleine bin). Autofahrten, Training, Spaziergänge sind alles sinnvolle Beispiele, die ich mir dringend für mein leben erhalten muss. ich brauche meine zeit der einsamkeit, um mit mir selbst zu reden und um wieder zu mir zu finden.
Andererseits ist mein eigenes Selbstbild total verzehrt. ich habe ein absolut kaputtes Selbstwertgefühl, bin unsicher und nicht wirklich fair oder objektiv im Umgang mit mir. Dabei bin ich doch Narzisst und wäre gerne ein Superheld – was wahrscheinlich der Grund meines kaputten Selbstbildnisses ist, da meine Erwartungen an mich schlicht viel zu hoch sind. Hohe Ansprüche, bei geringer Geduld ist eine schlechte Kombination. daran zu arbeiten ist eine meiner zahlreichen Baustellen.
Deswegen bin ich ja auch auf Feedback angewiesen. Nicht nur auf eine Art von Feedback, sondern ich brauche sowohl die realistischen Einschätzungen von menschen, denen ich vertraue (sehr wenige), als auch die Motivation und die positive Rückmeldung von menschen, die ich für kompetent halte, die Lage einzuschätzen (auch eher selten – aber schon häufiger) und mein innerer Narzisst sehnt sich natürlich nach der „Anbetung durch die Massen“ (Applaus und Anerkennung reicht natürlich auch).
Interessanterweise fällt es mir schwer Komplimente oder Anerkennung (Lob) anzunehmen, weil ich mir selbst nicht traue. es ist besser geworden, seit ich mir versuche anzugewöhnen, Lob nicht zu widersprechen oder „bescheiden“ zu sein, sondern bewusst Dinge einfach annehmen möchte (Lieber einfach ein „Danke“ sagen, als ein „das war doch nicht der Rede wert“). Auch ein Übungsfeld für mich und noch ein komisches Gefühl, welches aber letztendlich doch besser ist, als das Gefühl der „Peinlichkeit“.
Lernen Anzunehmen ist gar nicht einfach – vor allem wenn man es als Kind nie gelernt hat.
Manchmal spüre ich schon, dass ich einsam bin. nachdem ich über 20 Jahre eine Lebenspartnerin hatte, sind die letzten Jahre doch immer wieder von Perioden gefüllt, in denen mich das Gefühl des „Alleinseins“ erstickt. So viele tolle Erlebnisse, die ich habe, teile ich mit niemanden, weil ich dafür halt keinen speziellen Menschen habe.
Mich alleine aufzuraffen, um die Welt zu entdecken, ist schwerer, als gemeinsam etwas zu unternehmen. Gut, manchmal kann ich die Mausebärmama dazu überreden, aber auch dass ist ja keine endgültige Lösung. In Dresden hatte ich mein Smartphone dabei und habe über 1.000 Bilder gemacht und per sozialen Medien versandt (die meisten davon) – einfach gegen die Einsamkeit.
Damit nerve ich andere Leute, aber es hilft. es ersetzt aber nicht das Gespräch, das gemeinsame Erleben, oder so.
Ich frage mich, ob ich eine neue Partnerschaft brauche und überhaupt will?
Der Luxus meiner Selbstständigkeit, die freie Einteilung meiner Zeit, die absolute Herrschaft über meinen privaten Lebensraum. Dass habe ich in den letzten Jahren zu schätzen gelernt und früher nie gehabt. Es gibt mir Raum, mich zu entfalten, zu mir zu finden und meinen Bedürfnissen Freiraum zu geben. Eine wichtige Sache und teil meiner persönlichen Entwicklung der letzten Jahre.
Auf der anderen Seite vermisse ich Intimität, Nähe und Partnerschaft. das Gefühl einen menschen zu haben, der auf meiner Seite ist. eine Muse die mich inspiriert, ein Mensch der mir neue Impulse schenkt und jemand, der in meinen Arm passt (Zärtlichkeit ist wichtig).
Aber es gibt zahlreiche Gründe, warum ich das nicht mehr in meinem Leben haben kann.
Es fängt schon bei der Beschaffung an, die daran scheitert, dass ich schüchtern und ohne Selbstvertrauen bin (angeblich merke ich es nicht einmal, wenn jemand mit mir flirtet – weiß ich aus verlässlicher Quelle). Mein Selbstbild lässt mich daran Zweifeln, ob ein Mensch, der Interesse an mir hat, noch alle Latten am Zaun hat (ich würde mich nicht wollen).
Abgesehen davon treibe ich mich nirgendwo herum, wo paarungsbereite Singles ein Gegenstück suchen. Da würde ich mich auch nicht wohl fühlen und meine Unsicherheit würde alles komplett sabotieren.
Also, entweder das ewige Single-Dasein akzeptieren, oder an mir etwas ändern, was auch meinen Status ändert. Und letztendlich sollte ich mir die Zeit nehmen, die Weisheit zu finden, welcher dieser Wege der Richtige ist oder ob es noch andere Wege gibt, die ich bis jetzt noch nicht sehe. Solange wird der Mausebär einfach hin und wieder jammern und klagen, aber ich habe hier ja einen LOrt, wo ich es einfach loslassen kann – was ich jetzt auch tue, dank veröffentlichen…
Bis dann, dann,
Euer Mausebär
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