Speaker’s Corner: Der Mausebär gendert nicht!!!

Nein, der Mausebär verändert seinen Schreibstil nicht.
Ich habe nicht vor in absehbarer Zeit mit Sternchen oder Doppelpunkten meine Texte ins unleserliche zu verändern um den Punkt Rechenschaft zu bieten, dass es neben dem weiblichen und männlichen jetzt auch weitere soziale Geschlechter gibt, denen man sich angehörig fühlen kann.

Ich habe weder ein Problem damit, dass es Menschen gibt, die sich biologisch dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen (Transsexuell) oder Menschen, die sich in ihrer Identität einem anderem Geschlecht zugehörig fühlen (Transgender).
Auch der Umstand, dass keine der beiden etablierten Geschlechterrollen auf jeden Menschen passt und es daher auch andere Möglichkeiten der Identität gibt, stören mich nicht.

Sag mir, als was Du wahrgenommen werden willst und ich werde es versuchen zu verstehen und zu respektieren.

Wenn ich allerdings schreibe, verwende ich weiterhin das jeweilige generische Geschlecht und zwar so wie immer, ohne dabei eine tatsächliche geschlechtliche Zuordnung im Kopf zu haben.
Zumeist wird das generische Maskulinum verwendet, weil es kurz und einfach ist. Die Aussage, dass ich durch die Verwendung des generischen Maskulinums allerdings eine geschlechtliche Deutung vornehme, ist eine reine Interpretation des Lesers und für die Bilder im Kopf meines Lesers kann und will ich keine Verantwortung tragen.

Ich will auch nicht krampfhaft alles aufweichen, um im Sumpf der Geschlechtslosigkeit zu versacken, wo wir alle Teilnehmende statt Teilnehmer sind, denn spätestens bei Teilhabende, statt Teilhaber wird es kompliziert, auch durch die Doppelbelegung der Bedeutung mancher Wörter.
Das tut der Sache nicht gut.

Ich verweigere mich nicht, weil ich ein Problem habe, Leute zu integrieren. Auch nicht, weil ich ein Problem damit habe, dass Menschen mit einer anderen Identität die gleichen Rechte haben die mir auch zugesprochen werden (zumeist sogar mehr). Sondern allein, weil durch die Beschäftigung damit eine Spaltung in meinem Kopf erst entsteht.
Bei meinen sozialen Kontakten ist es mir zumeist egal, welches Geschlecht mein Gegenüber hat oder welchem er sich zugehörig fühlt. Das ist für mich nur einer von vielen Aspekten, die eine Person ausmachen und für mich kein Wertungskriterium.
Wenn ich allerdings anfange, mir Gedanken zu machen, wie ich jemanden integriere, empfinde ich Wut, Traurigkeit und auch Hilflosigkeit, denn hinter der Forderung, meine Sprache zu ändern, steht die Anschuldigung, ich würde Menschen aufgrund meiner Sprache diskriminieren. Ich fühle mich davon angegriffen und das erzeugt erst eine Abgrenzung in meinem Kopf, nämlich zwischen den Leuten, die mich so verstehen, wie ich rede und den Leuten, die beleidigt sind, wenn ich sie nicht explizit und auf ihre Weise beachte.

Jeder Mensch ist für sich eine Minderheit, denn er ist als Individuum einzigartig.

Daher wird es nie gelingen, jeden Menschen persönlich und gerecht anzusprechen. Ich denke das Problem liegt nicht darin, ob ich meine Leser im generischen Maskulinum anspreche, sondern einfach darin, dass ich mir wünsche, dass jeder Mensch in seiner eigenen Identität die Selbstsicherheit und Akzeptanz findet, dass er sich als Leser identifizieren kann.
Dahinter steckt einfach die Hoffnung, dass ein Leser für mich eine Person ist, die gleich ihrer geschlechtlichen Identität, ihrer sexuellen Ausrichtung, ihrer kulturellen und religiösen Herkunft und Zugehörigkeit, ihres Alters, Bildungsstandes oder Vermögens angesprochen wird, in der Gewissheit, dass ich niemanden exkludiere, nur weil ich die Worte knackig halte.

Ich empfinde die sogenannte „gendergerechte“ Sprache weder als barrierefrei, noch als intuitiv (was Sprache sein sollte).
Aber was mich vor allem stört ist, dass es ein weiterer Teil der Veränderung unserer Rechtschreibung ist, die, angefangen bei der Rechtschreibreform, die Verbindlichkeit unserer Sprache aushöhlt. Es gibt keine klaren Regeln, kein Richtig und Falsch und doch wird erbittert darum gestritten, diskutiert und argumentiert.

Auch rein sachlich erfüllt das Thema für mich keinen Sinn. Ich habe die Argumente angehört, geprüft und überdacht. Das Ergebnis war, dass der Mehraufwand, meine eigene Sprachgewohnheit anzupassen, keinen Mehrwert für mich oder mein Umfeld hat. Im Gegenteil entzweit es in meinem Kopf die Menschen mehr, als es sie vereint. Inklusion bedeutet für mich, unsere Gemeinsamkeiten zu finden und darauf aufzubauen und nicht, uns unsere Unterschiede beständig unter die Nase zu reiben.
Inklusion beginnt vor allem im Kopf und in der Wahrnehmung. Es geht darum, dass ich andere Menschen als gleichwertig und auf Augenhöhe betrachte. Dafür braucht es aber kein „Du und Ich und der da und auch noch die da und dann noch die Anderen“, sondern ein Wir. Und das auch in der Sprache. Die Sprache zu verändern, verändert nicht das Denken, sondern wenn sich das Denken verändert, verändert sich die Sprache.

Vielleicht passe ich meine Sprache irgendwann von selbst an, wenn ich einen sprachlichen Ausdruck gefunden habe, der zu meinem inneren Inklusionsgedanken passt, aber im Sinne meiner Meinungsfreiheit und der Freiheit meines persönlichem Ausdrucks, möchte ich dafür gerne meinen eigenen Weg entdecken.

Ein Kommentar

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben