Halbe Sätze – Ganze Wahrheit ???

Eine neugierige Stilfrage vom Mausebär (a.k.a. (Thorsten Dürholt)

Gestern, so gegen Mittag, kam meine Mutter mal wieder auf einen kleinen Plausch vorbei. Während wir gemütlich zusammen saßen und dabei den Hund kraulten, erzählte sie mir von einem Buch.
Das Buch hatte sie schon mal erwähnt, vor allem, weil der Schreibstil des Autoren sie sehr an mich erinnerte. Wie sie sagte: „Als hättest Du das Buch geschrieben“.
Ich will nicht auf das Buch oder seinen Inhalt eingehen, denn ich werde es erst nachher als Leihgabe erhalten (und dann auch Lesen).
Vielmehr beschäftigt mich die Frage nach dem Stil.
Habe ich einen eigenen, individuellen Stil mich auszudrücken ?
Ich denke , die Antwort darauf kann ich mir selbst nicht geben.
Ich werde natürlich meine Texte weiterhin auch kritisch lesen, aber ich fürchte mir fehlt die Distanz um die Muster zu erkennen.

Allerdings fuhr meine Gedankeneisenbahn fröhlich pfeifend weiter und erinnerte mich an ein Gespräch mit Sonja.
Gerade erst gestern haben wir (natürlich vorbildlich räumlich getrennt) gemeinsam meinen Text von gestern überarbeitet.
Dabei redeten wir über Grammatik und insbesondere Satzbau.
Mir fiel auf, dass ich sehr häufig Nebensätze benutze, also Sätze ohne Hauptsatz und bezeichnete mich spöttisch als „Meister der Nebensätze“.
Zu meiner Verwunderung erwiderte Sonja daraufhin, dass es kein Wunder wäre, ich würde auch oft in Nebensätzen (also halben Sätzen) reden.
Das war mir so gar nicht bewusst, aber ich nahm es erst mal so hin.

Jetzt verbanden sich die beiden Gedanken, also Stil und halbe Sätze, zu einem gemeinsamen Thema.
Rede ich wirklich oft in Nebensätzen?
Ich nehme diese Wahrnehmung erst mal so hin (auch ganz wertfrei).
Meine Gedanken wandern eher zu der Frage nach dem Grund. Jedes Verhalten dient ja bekanntlich einem Zweck und ich bin immer neugierig darauf, diesen Zwecken auf den Grund zu gehen.
Warum mache ich, was ich halt so mache?
Meine ewige Forschungsarbeit hatte ein neues Puzzleteil gefunden. Warum „halbe Sätze“?

Denke ich auch in Nebensätzen?

Was mir aufgefallen ist, ich höre schlecht zu.
Wenn ich nicht gerade aktiv zuhöre (bei Besprechungen, Krisengesprächen oder in der Selbsthilfegruppe), höre ich oft nur halb zu.
Genauso, wie ich gelernt habe quer zu lesen, scheine ich auch quer zu hören. Mein Gegenüber sagt etwas, und gedanklich gehe ich schon weiter und überlege über das Gehörte, spiele damit herum, sortiere es ein.
Im schlimmsten Fall, beurteile ich es als unwichtig, und wende mich geistig anderen Themen zu, während meine Mimik und Rhetorik auf Autopilot stehen.
Es klingt unheimlich arrogant, aber ich kann nicht jedem Thema zuhören, manches gleitet sanft unter, über oder neben meiner Gedankenwelt vorbei.
Meist bin ich zu ängstlich. oder sagen wir „Unsicher im sozialem Umgang“, um dass zu kommunizieren. Ich möchte auch mein gegenüber nicht kritisieren oder bewerten (und erst recht nicht abwerten).
Leider denke ich, dass ein offenes Wort genau das aussagt – Kritik und Überheblichkeit.
Ich möchte gemocht werden, auch wenn ich nicht für alles Verständnis oder Interesse habe. Daher habe ich gelernt, so etwas vorzutäuschen. Es gehört in den großen Fundus von Masken, die ich im Rahmen meiner sozialen Phobien angefertigt habe.
Ich bin im weiten nicht so Intelligent oder Unfehlbar wie ich es gerne wäre.
Daher reicht es im Autopilot wohl manchmal nur für Halbsätze.
Vielleicht war ich im meinem Leben viel zu oft in diesem Modus.
So hat meine Kommunikation sich diesen Stil zu eigen gemacht.
Vielleicht will ich, als ständiger Denker (ja, verdammt ich kann es nicht abschalten), aber auch anderen offene Sätze überlassen um auch in Gedankenwelten abzutauchen…

Doch was ändert sich dadurch bei mir ?

Deutlich merke ich, dass sich an verschiedenen Stellen in meinem Leben meine Kommunikation verändert hat.
Häufiger in positive Richtung. Und vor allem in den Zeiten in denen ich etwas über Kommunikation lernen.
Zurzeit bin ich in so einer Phase. Ich habe mich, einer Raupe gleich, am Blatt unserer Kommunikation genährt.
Ich wurde reichhaltig gefüttert, sei es durch meine Mit-EX-INler im Kursus, meine heißgeliebte Phönixgruppe oder in den sehr ertragreichen Gesprächen mit Sonja und Alex, dem Schmusehamster.
Jetzt nutze ich die Krise und die soziale Isolation als meinen eigenen Kokon verpuppe mich in die digitalen Medien.
Vielleicht schlüpfe ich am Ende als wunderschöner Schmetterling aus der Krise. Und selbst wenn es nur eine Motte seien sollte, Hauptsache ich lerne das fliegen…

Ich danke allen die mich kleine Raupe, bzw. jetzt Puppe füttern.

Euer

Mausebär (a.k.a. Thorsten Dürholt)

Ach, und zum Ende noch…

Die Klugscheißerei der Woche

Wer mich kennt, weiß, dass es immer noch ein paar „unnötige“ Fakten, frisch aus meiner „Bibliothek des unnützen Wissens gibt“. Schaffe ich es, diese als Rubrik auf dem Freitag zu halten, schauen wir mal…

Vorhin dachte ich mir so „Hey, Pummelbär, Du musst noch deinen Freitagstext schreiben, setz mal deinen fetten Arsch in Bewegung“ (Ja, so rede ich mit mir).
Mein innerer Schweinehund, bzw. mein Saubär antwortete gelassen: „Man, es ist Freitag, da hat man Frei“.
Und schon kam er, der kleine Klugscheißer und streckte den Kopf aus meiner inneren Bibliothek. „Freitag kommt mitnichten von dem Wort „Frei“, sondern ist eine sprachliche Verschleifung des altgermanischen Freyadags, als Tag der Freya (altnordisch für Herrin), der zweithöchsten Göttin (nach Frigg) des nordischen Pantheons der Wanen. Sie ist die Schutzherrin der Liebe und der Ehe und auch eine der Fruchtbarkeitsgöttinen (ja, davon gibt’s Mehrere)“.

Also, in dem Sinne haltet euch den Freitag frei für ein wenig Liebe

3 Kommentare

  • Vielen Menschen fällt es schwer, sich nur auf eine Sache zu konzentrieren. Ob im Job, in der Familie oder in der Freizeit – ständig sind wir einer Flut an Informationen ausgesetzt.
    Mit der zunehmenden Technisierung, zuletzt den fast allgegenwärtigen Smartphones und Push-Nachrichten, wird unsere Aufmerksamkeit in immer kleinere Häppchen zerlegt. Unserem Gehirn im allgemeinen mit seiner Software, unserer Psyche, im speziellen, fällt es dann schwer, aus diesem Ansturm an Informationshäppchen wichtige von unwichtigen zu trennen.
    Kommt dann noch, als Aspi weiß ich nur zu gut, wovon ich da rede, eine angeborene verminderte Filterfähigkeit dazu, erscheint es uns, als hörten wir Radio, aber mehrere Sender übereinander – und das ist nur der Audiokanal.
    Blicke ich auf die Frühgeschichte der Menschwerdung zurück, waren es gerade die zwischen den unmittelbaren Überlebensprogrammen unseres taglichen Verhaltens länger werdenden Zeiträume der ruhigen Fokussierung auf einzelne Dinge, welche die Entwicklung von Phantasie, Vorstellungsvermögen und verschiedenen Formen der Kultur, sei es malend, bildend oder sprechend, begünstigt haben. Gleichwohl war es für die genannten Überlebensstrategien in freier Wildbahn für das Tier, was wir sind, notwendig, gleichzeitig und sehr schnell viele Reize der Umgebung aufnehmen und filtern zu können, denn nur so waren wir in der Lage, erfolgreich zu jagen oder rechtzeitig potenziell tödlichen Situationen zu entkommen.
    Es ist für mich kein Zufall, dass viele Entspannungstechniken aus dem chaotischen Sturm unserer Eindrücke und Gedanken einen Zustand von ruhiger Ordnung hervorrufen sollen, denn nur so ist effektive Erholung möglich.

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  • Reusper Reusper und noch mal Reusper
    Sehr Gehrter Herr von Bödefeld.
    Als lernwilliger Kleingeist, bitte ich sie mir den bezug auf die von Herrn Mausebär angesprochenen Halbsätze, in Deutscher Sprache,(nich auf Akademisch) in ihrem Komentar zu erläutern.

    Hochachtungsvoll sich vor Dem Intelekt verbeugend
    Gandalf

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    • Hochgeschätzte Meister Gandalf,
      Ich glaube, mich soweit aus dem intellektuellem Fenster lehnen zu dürfen, dass ich Herrn von Bödefeld unterstellen darf, dass er den Zusammenhang meiner Halbsätze (insbesondere bezogen auf den sogenannten „Autopiloten“) und der allgemeinen Fokussierung der Aufmerksamkeit zusammenbringen möchte. Herr von Bödefeld verweist darauf, dass unsere „Schnelllebige Zeit“, den ureigenen Reflex in uns hervorbringt, zeitgleich uns auf alle Reize unsere Umgebung einzustellen und uns davon auch wieder zu Distanzieren, da wir von der Reizüberflutung überfordert sind. Unser Überlebenswille, bzw. der Instinkt kämpft gegen unser Ruhebedürfnis.
      Ich denke, dass somit Herr von Bödefeld versucht einen Zusammenhang zwischen einem gesellschaftlichen Phänomen und meiner Beschreibung zu finden. Leider wird auch mir der Zusammenhang noch nicht ganz deutlich, da seine Hypothese (also sein Ansatz) ein wenig an meiner Fragestellung vorbei geht.
      Vielleicht wollte er die Halbsätze als eine Art Nebenwirkung der sozialen Unruhe in mir aufzeigen. Aber ich denke, dass dieser Umstand nicht wirklich den Kern der Sache trifft.

      Bleiben wir fröhlich im Gespräch,

      Euer Mausebär

      Antworten

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