Selbsthilfe im Ausnahmezustand IV: Erste Erfahrungen mit Google Duo
Ja, wir haben es getan, die Selbsthilfegruppe Phönix hat am Dienstagabend die erste Telefonkonferenz mit Google Duo abgehalten. Außer den beiden Moderatoren haben sich drei weitere Teilnehmer zu der (wie übliche) 2-stündigen Gesprächsrunde einzufinden.
War es wie sonst bei unseren Treffen ?
Ich denke nicht, aber das machte es nicht unbedingt schlecht. Aber blicken wir auf die Vor-und Nachteile…
Nachteile
Ja, ich beginne mit den Nachteilen, den erstmal will ich auch ehrlich die Schattenseiten auf den Tisch legen. Zum Ersten ist die Gesprächsführung gewöhnungsbedürftig. Zum einen bedarf es einer hohen Disziplin, den durcheinanderreden bestraft eine Telefonkonferenz sofort. Auch das Bewusstsein der eigenen Sichtbarkeit (da ich mich beim Videochat im Splitscreen ja auch selber sehe) lenkt zu mindestens mich ein wenig ab. Es ist natürlich auch problematisch zu entscheiden, wer gerade das Wort hat, aber dass ist meiner Meinung nach eine Übungssache. Mit fünf Personen klappt es auch ganz gut, in wie weit es mit der maximalen Auslastung von acht Personen funktioniert lässt sich nur vermuten. Was am meisten stört sind technische Probleme, wie Hintergrundgeräusche, mangelnde Ausstattung (Kopfhörer und Mikrophone sind echt eine starke Verbesserung der Qualität) und profane Sachen wie die Hintergrundbeleuchtung.
Was das Gefühl angeht fehlt natürlich der direkte Kontakt und die Körpersprache und die Schwingungen, es ist ein wenig wie der Unterschied zwischen einem High-End-Plattenspieler und MP3, schwer den Finger drauf zu legen, aber es fehlen Zwischentöne. Ebenfalls ist es ein Problem, wenn man ein Gespräch aus dem eigenem Wohnzimmer führt im Gegensatz zu einem Treffen. Es fehlt einfach an Verbindlichkeit. Damit meine ich sowohl die Möglichkeit Dinge nebenher zu erledigen, was die Konzentration stört, als auch das Fehlen von lieb gewonnenen Ritualen. Es hat etwas von gegenseitigem Privatbesuch und das stört meiner Meinung nach den Fokus.
Vorteile
Nach den Nachteilen will ich jetzt auch auf die Vorteile zu sprechen kommen. Als erstes und wichtigstes, man bleibt im Kontakt. Wir sehen uns und Hören uns und können unsere Gedanken austauchen. Es kann teilweise auch von Vorteil sein, dieses aus der Sicherheit seiner eigenen vier Wände zu machen und das nicht nur für die Raucher. Auch die Flexibilität der Gruppengröße und Zeit ist zu erwähnen, so können sich teile der Gruppe zu beliebigen Zeiten zum gemeinsamen Gespräch treffen, ohne sich Gedanken über Anfahrt und Treffpunkt zu machen. Direkte Hilfe per Knopfdruck. Gerade jetzt eine sinnvolle Alternative zu den verbotenen Treffen. Die Videokonferenz bietet die Möglichkeit sich zu sehen und öffnet damit einen weiteren Kommunikationskanal.
Ein Wort zur Technik
Ist Google Duo die perfekte Lösung ? Wohl eher nicht, da die Gespräche auf acht Personen beschränkt sind und die Übertragungsqualität je nach Ausstattung der Teilnehmer sehr schwankend ist. Es gibt auch keine Moderationstools, so dass es keine Leitung des Gesprächs gibt (oder nur eine Erschwerte) und etwas zu verbildlichen ist, sagen wir anspruchsvoll. Auf der Plusseite stehen deutlich die Verfügbarkeit (das Programm ist Gratis) und die einfache intuitive Bedienung.
Mein Fazit
Ich persönlich werde noch andere Möglichkeiten testen um Einfachheit gegen Qualität und Möglichkeiten abzuwägen. Aber für den Anfang stellt Duo eine gute Möglichkeit dar. Das Prinzip der Video-bzw. Telefonkonferenz ist eine Möglichkeit im Kontakt zu bleiben und das ist die Hauptsache. Ich denke auch, dass manche Vorteile dieser Art der Kommunikation diese Tools auch nach der Krise zu wertvollen Helfern machen kann.
Also bleibt im Kontakt und macht auch diese Krise zu eurer Erfolgsgeschichte.
Euer,
Mausebär (alias Thorsten Dürholt)
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