Spiel mit mir – ein kurzer Text über meine Lieblingsbeschäftigung
Der Mausebär (a.k.a. Thorsten Dürholt) schwadroniert heute über sein Hobby und versucht auf unterschwellige Art, seine Leser mit diesem „sektiererischem“ Laster zu infizieren.
Gestern habe ich meinen Tag mit meinem liebstem Hobby abgeschlossen.
Gestern habe ich an einer schönen Runde Rollenspiel teilgenommen.
Natürlich Online, über einen Discord-Server, um meine Mitspieler im Besonderen und die Welt im Allgemeinen, nicht zu gefährden. Früher haben wir uns einmal, in der Woche, bei einem Mitspieler zuhause getroffen, um in froher Runde zu spielen. Um diese schöne Tradition aufrecht zu erhalten, haben wir kurzerhand unseren üblichen Spielort ins Internet verlegt und treffen uns jetzt virtuell. Am selben Tag und zur selben Uhrzeit wie vor der verordneten Kontaktsperre.
Klar, jedes mal kommt die Frage auf, wann wir uns endlich wieder „richtig“ treffen können, aber als Alternative finde ich die Online-Lösung gar nicht schlecht.
Tatsächlich habe ich mittlerweile so eine Freude an den Möglichkeiten des Online-Spiels, dass ich glatt überlege, die eine oder andere Spielrunde auf diese Art weiter zu verfolgen.
Aber vielleicht sollte ich erstmal erklären, wovon ich überhaupt rede…
Was ist Rollenspiel?
Ich hatte gerade angefangen, eine langwierige Erklärung zu schreiben, aber bei anderthalb Seiten Länge habe ich kurzerhand alles wieder gelöscht.
Es war nicht zielführend.
Wenn ihr wissen wollt, wie das Ganze funktioniert und wo es herkommt dann schaut bei Wikipedia, oder sprecht mich privat an.
Ich möchte hier nicht lange über das „Was“ und „Wie“ fabulieren, sondern euch mein persönliches „Warum“ präsentieren.
Schon als Kind hielt ich mich eine gute Zeit meines Tages in Fantasiewelten auf.
Meist für mich alleine, da die meisten Mitmenschen von meinen endlosen Geschichten, die ich schon damals erzählen konnte, überfordert waren. Auch das gelegentliche Spiel mit anderen Kindern, zum Beispiel als Robin Hood im Wald, war nur zeitweise befriedigend. Zumal die meisten Kinder von meiner Immersion, also dem Eintauchen in die Geschichte, erschreckt waren und damit nicht umgehen konnten.
Ich war schrecklich allein in meinen virtuellen Welten.
Durch den zahlreichen Konsum immer mehr Bücher, wurden auch meine Fantasiewelten immer ausgefeilter und dadurch noch schwieriger zu kommunizieren. Sehr oft stellte ich mir vor, eine andere Person zu sein und die Welt aus diesen Augen zu betrachten.
Meine Umgebung konnte diesen Gedanken nicht folgen. Ich hatte wenige Freunde und war oft einfach allein.
Mit anderen zu spielen, war für mich langweilig und hohl, da niemand sich an meinen ausgiebigen „Gedankenexperimenten“ beteiligen wollte.
Als Teenager wurde ich dann endlich erlöst. Ein neuer Mitschüler brachte mir das Spiel „Das schwarze Auge“ näher, ein Rollenspiel.
Ich hatte gefunden, was ich gesucht hatte.
Tagelang versank ich mit Freunden in den aufregenden Fantasiewelten, die dieses Spiel anbot.
Weiter noch lernte ich neue Freunde kennen. Bald verbrachte ich viel Zeit mit deutlich älteren Mitspielern, die meinen Gedankengängen eher folgen konnten.
Mein liebstes Hobby war entdeckt.
Ich versuchte mein Hobby zum Beruf zu machen (erfolglos), verbrachte viel Zeit damit und letztendlich half es mir, nach dem Talboden meiner Depression wieder soziale Kontakte zu etablieren.
Ich könnte jetzt sagen, beim Rollenspiel trifft man die besten Menschen, aber sagt das nicht jeder über sein Hobby?
Ich treffe dort zumindest Menschen, die gut für mich sind!
Über mein Hobby habe ich meine Frau kennen gelernt, viele interessante Sachen erlebt (und das nicht nur in der Fantasie) und jede Menge glückliche Stunden verbracht.
Der ein oder andere mag es fragwürdig finden, dass es mich glücklich macht, wenn ich im simulativen Spiel mit anderen Menschen, eine völlig fremde Person verkörpere.
Hat sich ja auch schon mal einer dabei psychisch verfranzt (es gibt Horrorgeschichten aus Amerika und Japan über psychopathische Rollenspieler).
Aber – und zwar ein dickes Aber – ich wurde durch mein Hobby auch geschult.
Ich lerne und übe soziale Verhaltensweisen (wie immer beim gemeinsamen Spiel), ich kann Perspektivenübernahme trainieren und ich schule meine Allgemeinbildung. Ich habe soziale Kontakte durch mein Hobby und regelmäßige Termine, also ein Stück Struktur in meinem Leben.
Ich brauche das Spiel in meinem Leben und für mein Leben (Mist, ich bin süchtig).
Und, mal wieder, ein Fazit…
In anderen Zusammenhängen habe ich ja aufgefordert, in dieser Zeit das Spielen wieder zu entdecken.
Rollenspiel ist eine sehr interessante Art, das zu machen. Als kooperatives Spiel hat man nicht das Problem, mit Sieg und Niederlage umgehen zu müssen und man kann sich mal so richtig mental austoben.
Wer denkt, man brauche dafür spezielle Fähigkeiten, irrt sich, man braucht weder so „fanatisch“ und „durchgeknallt“ wie ich zu sein, noch irgendwelche schauspielerischen Talente oder spezielle Bildung zu haben.
Es ist ein Spiel!
Wer jetzt „Blut geleckt“ hat, kann mich gerne ansprechen, um mehr zu erfahren.
Ich hoffe, ich konnte ansonsten etwas näher erläutern, warum dieses Hobby ein integraler Bestandteil meines Lebens ist und was es für mich bedeutet.
Vielleicht will auch der ein oder andere mir schreiben, welches Hobby bei ihm zum Lebenszweck geworden ist. Ich bin bei so was furchtbar neugierig…
Also Leute, nutzt die Zeit um auch mal was Schönes zu machen und teilt eure Hobbys mit lieben Menschen, vielleicht auch mal mit mir.
Mit spielerischen und verschmitzten Grüßen,
Euer Mausebär (a.k.a. Thorsten Dürholt)
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