Frühlings Erwachen

Erst vor wenigen Tagen sah ich die ersten Blümelein am Wegesrande vor sich hinwuchern und nun, was erblickten meine müden Augen? Fröhlich tanzen die Schneeflocken in der kühlen Luft und verbreiten eine eigenartige Stimmung, die mich nicht einmal unangenehm berührt.

Es ist halt wunderlich, wie sehr das Wetter spinnt. Manch einer könnte jetzt sagen, dass wäre ein interessanter Hinweis auf die globale Erwärmung, aber für solch Diskussionen erwärme ich mich nicht unbedingt.

Fühle ich mich Frühlingshaft? Ich weiß es nicht.
Bei mir ist ja eh der Winterschlaf nahtlos in die Frühjahrsmüdigkeit übergegangen und noch sind dem alten Mausebären keine schimmernden Feenflügel aus dem Rücken entsprossen, auf das er einer Hummel gleich von Blüte zu Blüte schwebt, um den süßen Nektar der jungen Natur zu schlürfen (was immer ihr jetzt aus dem Bild machen wollt).

Auch das Winterfell ist noch nicht abgeworfen und ehrlich gesagt, wenn ich mich im Spiegel betrachte wird das Fell des Mausebären von Jahr zu Jahr winterlicher in seinem Gesamteindruck.

Der Frühling meines Lebens ist weit hinter mir und der ewig wiederkehrende Kreislauf der holden Mutter Natur hat an Lockreiz verloren. Meine alten Tage verbringe ich weniger damit an jungen Blüten zu schnüffeln, als mehr den süßen Beeren des Spätsommers und frühen Herbstes hinterher zu jagen (natürlich im gemächlichen Bärentrott).

Die Lust ist etwas was mich selten noch in den Wahnsinn treibt, sondern eher nächtlich zum Kühlschrank. So erwacht in mir auch nicht des Frühlingsbegehren, sondern ich blinzel verschlafen aus der mausebärschen Höhle.
es ist nicht ausgeschlossen, das der eine oder andere freche Hase in der Nähe herumhüpft und ein bekanntes Aufwallen in dem trägen Kadaver meines bärigem Ichs auslöst, allein der Jagdtrieb, er ist ruhig geworden.

Und so betrachte ich skeptisch des Frühlings Erwachen und frage mich insgeheim, ob ich mich bereits nach dem warmen und gemächlichen Sommer sehne . Oder gar nach dem Herbst, in dessen Zeit ich mein Lebensgefühl verordne. Noch fruchtbar und erntereif, aber mit einem buntem Hauch des Verfalls.

Inner Jahreszeiten, äußere Jahreszeiten, es ist schon eine seltsame Gefühlswelt.

Genießt das, was ihr vorfindet und pflückt den Tag, empfiehlt euch,

Euer Mausebär