3L – Und seine Folgen…
Gedanken im Grünen
Der Mausebär hat sich, trotz rollig jaulendem Muskelkater, erneut in die freie Natur gewagt und eine weiter, wenn heute auch kleiner Runde gedreht.
Neben der Betrachtung der blühenden Natur in ihrer ganzen Pracht, dem kühlen Wind auf meinem sonnenbestrahlten Asbestleib (oder so ähnlich) und dem gelegentlichem freundlichem „Hallo“ samt Lächeln von mir teilweise völlig fremden Passanten, blieb mir auch Gelegenheit, bei meinen zahlreichen langen Pausen (an jeder Bank die ich finden konnte) einige Gedanken zu fassen.
Während der tapsigen Bewegungseinheiten, die man mit viel Gnade und Freundlichkeit als Spaziergang bezeichnen kann, ist mit denken nicht viel drin. Zusehr bin ich mit Atmen, Leiden und Willenskraft beschäftigt, da ich ja zumindest ein ordentliches Gewicht mit mir herumschleppe und so jeder Schritt eigentlich schon im Bereich des Kraftsports sein müsste.
Da hilft aber kein Jammern, denn ich bin es ja selber schuld. Ich habe meine Bewegung vernachlässigt und mich dem Konsum schlechter und zu reichhaltiger Nahrung hingegeben.
Ich habe meiner Fresssucht Tür und Tor geöffnet und erlaubt, dass Essen meine Ersatzbefriedigung und mein Belohnungssystem wurde.
Niemand da den ich dafür verantwortlich machen kann.
Vielleicht bin ich auf mehr als einer Hinsicht krank, aber es ist meine Entscheidung, ob ich aufgebe und damit leben, oder versuche etwas zu verändern.
Interessanterweise waren auf meinen Pausen meine Gedanken ganz woanders. Neben den üblichen Bildern, die per Handy angefertigt und verschickt wurden (was mich ein wenig motiviert, also danke für eure Geduld an alle, die ich damit belästige) und eben jenen, oben genannten Betrachtungen, machte ich mir auch ansonsten so meine Gedanken.
Rein Meditativ ließ ich diese kommen und gehen. Ich wollte mich weder belasten noch belästigen lassen, von keinem einzigen Gedanken.
Doch eine Gedankenkette blieb.
Die drei Ls tanken
Ich war da draußen, um zwei von den drei lebensnotwendigen L,s zu tanken.
„Dreimal L?“ Würde ich jetzt fragen, „Was soll das denn sein?„
Die Antwort ist Ganz einfach:
- Licht
- Luft
- Liebe
Zwei der Sachen konnte ich reichhaltig genießen, denn sowohl Sonnenschein, als auch frische Luft gab es reichlich. Doch wie sieht es mit der Liebe aus?
Reicht da ein unverbindlich dahingelächeltes „Hallo“ von fremden Menschen?
Oder eine gelegentliche knappe Unterhaltung mit den Menschen, die man häufiger trifft?
Ehrlich gesagt, denke ich nicht. Das mag meine Sicht sein, aber ich glaube, es gehört mehr dazu.
Seit nunmehr zwei Jahren (bzw. schon länger, wenn man die Umstände bedenkt), bin ich quasi alleine. Davor war ich entweder in der Sicherheit meines Zuhauses oder war verheiratet.
Ich war den größten Teil meines Lebens in einer Familienkonstellation und bekam eine Art von Liebe gegeben.
Seit zwei Jahren lerne ich bewusst, ohne diese Liebe und ohne Partnerschaft zu leben und ehrlich gesagt, träume ich immer noch manchmal von meiner verstorbenen Frau.
Mir ist bewusst, dass dieser Abschnitt meines Lebens vorüber ist. Ich weiß nicht was noch kommen wird (ob überhaupt sich noch einmal etwas verändert), aber es ist noch ein kleine Stück Leben, welches vor mir liegt.
Dieses Stück will ich auch nicht nur bewältigen, sondern auch genießen (zumindest ein wenig).
Doch was bleibt am Ende?
Die Antwort ist Eigenliebe.
Damit meine ich nicht (nur) das fröhliche Fingerspiel namens Masturbation (damit kenne ich mich auch gar nicht aus, ich habe die Hände stets brav über der Bettdecke), sondern tatsächliche Eigenliebe.
Daran ist nichts verwerfliches, den schon in der Bibel steht:
Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« Es ist kein anderes Gebot größer als diese.
Mk 12,31
Das impliziert für mich, man soll nicht nur seinen Nächsten, sondern halt auch sich selber lieben. Und wenn es schon das größte Gebot ist, sich und seinen Nächsten mit Liebe zu begegnen, dann dürfte auch ein Heide wie ich dass moralisch in Ordnung finden.
Was sagt den mein alter Freund Freddy dazu?
Wer aber leicht werden will und ein Vogel, der muß sich selber lieben: – also lehre ich.
Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra
Nicht freilich mit der Liebe der Siechen und Süchtigen: denn bei denen stinkt auch die Eigenliebe!
Man muß sich selber lieben lernen – also lehre ich – mit einer heilen und gesunden Liebe: daß man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife.
Gut, sollte mir als Narzisst doch einfach fallen.
Tut es leider aber so gar nicht. Mein Selbstwertgefühl und mein innerer Kritiker verbieten mir nahezu, mich in irgendeiner Weise liebenswert zu finden. Ein Problem was ich, seit ich Kind war, mit mir herumtrage.
Langsam lerne ich, mich selbst zu tolerieren und an guten Tagen schaffe ich es einen Ausblick auf mein nächstes Ziel, mich selbst zu akzeptieren, zu werfen. Da ist die Eigenliebe ein weit entfernter Gipfel.
Und selbst wenn ich mich immer als das Gelbe vom Ei darstelle, so ist das nur eine Suche nach Liebe und Anerkennung, die ich mir selber verwehre.
Und durch diese Erkenntnis verachte ich mich eigentlich noch mehr, dass ich so verzweifelt und süchtig nach der Anerkennung und Liebe bei anderen Suche, dass ich aufgrund meiner eigenen Erbärmlichkeit, mich selber weder respektieren noch lieben kann.
Wer sich zum Wurm macht, soll nicht klagen, wenn er getreten wird.
Immanuel Kant
Vielleicht hat der böse Kant mal wieder Recht.
Naja, ich werde es weiter versuchen und vielleicht werde ich es auch irgendwann schaffen, diesen Gipfel zu erklimmen und mir selbst genug sein.
Aber bis dahin verbleibe ich,
Euer Mausebär
2 Kommentare
Hallo ♀️ Mausebär,
Liebe ist bestimmt ein Begriff der vielseitig zu zuordnen ist.
Liebe ist vieles, auch ein Lächeln ☺️ das dir ins Gesicht gezaubert wird.
Denn Menschen die freundlich sind und ein Lächeln ☺️ in der Begegnung im Gesicht haben, vermitteln Wärme und ein Wohlgefühl ☺️ Wenn ich morgens oder abends durch die Felder fahre, tut das unendlich gut, aber wenn noch ein Lächeln und ein nettes Hallo dabei herum kommt, dann ist das liebenswert ☺️
Dir ein gutes Gefühl bei einer Begegnung zu geben, ist unbezahlbar ☺️✊️
Genieße diese Momente ☺️
Hallo Mausebär,
Da ist dir wieder mal ein schöner Text gelungen. Das mit der Anerkennung und Selbstliebe ist tatsächlich knifflig. Du darfst nach Anerkennung suchen, bei dir und bei anderen. Lass dich von deinem inneren Kritiker nicht dafür schelten. Du hast Einiges erreicht, auf das du stolz sein kannst und darfst. Natürlich gibt es ein „ja, aber…“ Das ist auch wichtig und hat seine Existenzberechtigung. Aber es schmälert nicht, dass du als Mensch, als Freund, als Partner oder in anderen Rollen liebenswert, lobenswert und lebensbereichernd bist.
Sonnige Grüße,
Paladin in.A.