Gedanken am Morgen

Mittwoch morgen 06:39 Uhr und ich sitze am Rechner. Eben lag ich noch im Bett und versuchte zu schlafen, aber mein Gehirn rödelt wie eine alte Festplatte unter Höchstbelastung.
Dutzende von Gedanken wollen Aufmerksamkeit und viel davon ist reines „Katastrophisieren“ von Dingen, die ihren Schatten gerade mal minimal voraus werfen.
Dennoch mache ich mir Sorgen und zwar Sorgen um eindeutigen Schwachsinn. Ich beschäftige mich mit Problemen, die man einfach nicht um kurz vor sieben mal eben lösen kann (und auch nicht sollte).
Viel davon hat mit Angst zu tun. Der Angst falsche Entscheidungen zu treffen, der Angst der Erwartungen anderer Leute nicht gerecht zu werden und auch reine Existenzangst.
Es ist erbärmlich wie sehr mich die Angst gerade im Griff hat und mich auffordert, eine dreifache Absicherung für Dinge zu errichten, die ich nicht mal im geringsten absehen kann.

Teilweise erwächst aus der Angst auch Wut. Ein Mausebär ist ja auch irgendwie Nagetier und wenn wir uns in die Ecke gedrängt (oder gestellt) fühlen, schaltet sich der Kampfreflex ein. Zum Glück nicht auf martiale Weise (auch wenn ich manche Menschen gerne verhauen würde), sondern nur auf geistige und leider auch verbale Weise. Ich werde einfach innerlich wütend auf all die Kleinigkeiten (oder auch große Dinge), die ich nicht im Griff habe und die mir Angst machen. Dann zeter und schimpfe ich, um meiner Umwelt zu zeigen, dass ich halt keine Angst habe und doch lüge ich mir nur selbst was in die Tasche.
Dieser Mechanismus klappt so gut, dass ich teilweise beim Medienkonsum (ganz alleine) wütend werde, ohne zu bemerken, dass mich eigentlich gerade die Angst beherrscht.

Das meiste sind triviale Sachen, die andere Leute wahrscheinlich zum schmunzeln bringen, aber ich habe zum Beispiel Angst davor, dass in vier Monaten der TÜV ansteht und sich dann entscheidet, ob und wenn ja wie ich überhaupt noch mobil sein werde. Oder, der Punkt, dass ich demnächst wahrscheinlich ein neues Mobiltelefon brauchen werde (so langsam) und das mit Aufwand (und Kosten) verbunden ist, die ich jetzt schon fürchte. Von der Entscheidung, ob ich meinen Telefonanbieterwechsel und bei der Glasfaser-Aktion mitmache ganz zu schweigen.
Neben dem Solarkram (Panelle auf das Dach), der im Sommer passieren soll, wäre dass dann die nächste Baustelle, die mich beunruhigt.

Vielleicht ist mein Problem, dass sich gerade alles ändert und ich mittendrin bin.
Ich drehe mich im Kreis, um mich selber, während die Welt um mich herum wahnsinnig zu sein scheint.
Viele Dinge verstehe ich nicht (will ich auch nicht) aber sie lenken von den wahren Problemen ab, die mir Angst machen. Es wird zum Beispiel an den „Falschen Stellen“ um Gleichberechtigung gekämpft, während gefühlt immer mehr Gesetze und Verordnungen unser leben bestimmen und einschränken. Die stückchenweise Abschaffung des Sozialstaates macht mir Angst, weil ich jetzt schon weiß, dass ich mein Alter in Armut verbringen werde, während andere Leute mehr Geld haben als sie ausgeben können. Das macht mir einfach Sorge, weil ich nicht weiß, was morgen sein wird, oder in einem Jahr, oder in zehn Jahren.

Zu guten Zeiten kann ich so etwas aussitzen, aber an Tagen wie heute kostete es mich meinen Nachtschlaf und sorgt dafür, dass ich weiterhin wie ein müder Zombie durch die Gegend laufe.
All meine persönlichen Fortschritte sind in solchen Momenten marginal im Vergleich zu den Veränderungen, die um mich herum passieren und ich fühle mich abgehängt und aussortiert.
Vielleicht bringe ich der Gesellschaft keinen Nutzen, aber ich bin doch bemüht. Zählt das gar nichts?
Ja, in unserer Leistungsgesellschaft zählt das nichts, aber in meiner kleinen Welt ist es einfach das einzige was ich leisten kann.

Ich frage mich, ob es nur mir so geht, oder andere Menschen auch mit diesen Zweifeln, Ängsten und Sorgen kämpfen müssen. Ob andere Menschen auch daran verzweifeln keine Lösungen zu haben, oder noch schlimmer die Lösungen zu erkennen, aber keine Möglichkeit sie umzusetzen. Manch mal fühle ich mich wie ein Idiot, weil ich die ganzen Probleme erkenne, Alternativen wüsste (ja auch funktionale), aber nicht weiß, wie ich die Entscheidungsträger überzeugen kann.
Manchmal frage ich mich wie dumm ich wirklich bin. Ich halte mich für einigermaßen gebildet und schnell mit dem Kopf (also ein cleveres Mausebärchen), aber dennoch ist mein Erfolg immer am unteren Limit. Halt Ausreichend, gerade durchgerutscht und so…

Vielleicht sehe ich aber auch alles zu Dunkel, jetzt in den frühen Morgenstunden.
Vielleicht kann ich später doch noch Ruhe finden und schlafen.
und solange bleibe ich einfach,

Euer Mausebär

3 Kommentare

  • Guten Morgen Mausebär,
    Schlaflosigkeit ist gar nicht funny
    Schlaf soll ja beruhigen und zum Kraft schöpfen sein. Aber ich kenn das auch: Gedanken die einen nicht loslassen, Gedanken die nicht gut tun stressen. Ich hoffe du kannst die Gedanken nach und nach abarbeiten und Lösungen finden.
    Du bist nicht alleine, nicht alleine um Lösungen zu finden, mein Angebot steht, falls ich etwas zum lösen eines Gedankens tun kann Darfst du es gerne zurück melden.

    Dicken Drücker
    So jetzt auf zur Arbeit mit dem Fahrrad, dann bin ich wach
    Das hilft mir gerade

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    • Ja, das ist nicht funny, aber ich danke Dir für die wohlmeinenden Worte.
      Durch Menschen wie Dich schaffe ich es immer wieder neue Kraft zu schöpfen, um am Ball zu bleiben

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