Genesungsbegleiter aus Leidenschaft

Es ist ja schon ein paar Tage her, dass ich das Zertifikat, welches mich zum Ex-In Genesungsbegleiter erklärt, zum ersten Mal in den tapsigen Bärenpfoten hielt. Umso mehr wundert mich, dass mir genau dieser Moment vorhin in einer längeren Gedankenkette begegnete und meinen Gedankenzug sponat über diese weiche auf eine andere Route brachte.

Was bedeutet es mir Genesungsbegleiter zu sein?

Nie war mir die Antwort deutlicher als in der Ausbildung. Ich hatte vorher bereits zwei berufliche Ausbildungen genossen und unzählige Fort-Weiter und Einbildungen erfahren, doch dieses mal war alles anders.
Leonessa sagte es mal sehr schön, es geht um den Moment in dem man erfährt, dass man Genesungsbegleiter ist. Niemand sagt es einem, niemand ernennt einen und es gibt keine Prüfung, um sich zu beweisen, sondern man darf es spüren und in sich finden.
Dieser Moment in meiner Ausbildung war für mein Selbstwertgefühl nachhaltiger als ich es vorher je in einer Ausbildung erfahren habe. Ich fühlte mich angekommen, auf einem Weg, der mich Weiterbringt. Einen Weg auf den ich passe, nicht weil es mir jemand sagt (auch wenn ich sowas nach wie vor gerne höre), sondern weil ich es fühle.

Ich will nicht lange schwadronieren, es reicht, dass ich erwähne, dass der dicke Mausebär schon in seiner Kindheit begonnen hat einen dichten Kokon aus Panzer um sich zu spinnen, so dass er seine Mausebärenhöhle stets um sich trägt (Zyniker könnten jetzt zu recht sagen: „Brauchste nicht zu erwähnen, sieht man Dir an, Du fette Sau“ – Und das zu recht). Dieser Kokon war stets sehr abgegrenzt zu meiner Umwelt mit wenigen kleinen Gucklöchern zum navigieren und ein zwei schmalen Schlitzen, um Sachen durchzureichen.
Für drumherum hatte ich (habe ich) ein Potpourri aus zahlreichen Masken und Verkleidungen, die ich in meinem Leben zu spielen gelernt habe (teilweise bis zur Perfektion und zur Selbstaufgabe). An schlechten tagen hätte ich nicht mal sagen können, wer ich bin und an guten Tagen ging es niemanden außerhalb meines Kokons etwas an.
Bei der Arbeit daran, meinen Kokon zu öffnen gab es Fortschritte (Mein Eingeständnis der Erkrankungen) aber auch herbe Rückschritte (Der Schlaganfall meiner wichtigsten Bezugsperson war das schlimmste).

Dann kam die Ex-In-Ausbildung und liebevoll wurde an meinem Kokon gebohrt. Ich hatte Gelegenheit mich mir selber zu stellen, mich mit anderen in ähnlichen Situationen auszutauschen, mich wohlmeinenden Menschen gegenüber mitzuteilen.
Und langsam wurden aus den kleiner Sichtlöchern große Fenster. Aus den schmalen Schlitzen wurden durchreichen und ich begann erste Türen (gut getarnt, versteht sich) in meinen Panzer einzubauen.
Ja, ich habe meinen Panzer noch um mich rum („kann man sehen, Du fette Bärensau„) und ich brauche ihn scheinbar auch noch. Aber mittlerweile haben einige Menschen den Türcode zu den versteckten Türen. Ich bekomme regelmäßig Post durch meine Durchreichen und mehr Dinge erreichen mein Inneres, so dass ich auch ein wenig an mir arbeiten kann. Mal mehr , mal weniger.
irgendwann wird der Kokon vielleicht unnötig sein und ich werde ihn endgültig verlassen als wunderbare Mausebärenmotte (Nee, Schmetterling werde ich nicht mehr – aber Hauptsache fliegen).
Ich möchte auch allen anderen Menschen in meinem Umfeld helfen, denn schließlich will ich nicht alleine durch die nach schwirren („Ich bin… Bärman„).

Ich hoffe das ihr alle etwas findet, was euch Mut macht vom Fliegen zu träumen und wenn euch ein tapsiger Mausebär helfen kann, dann lasst es mich wissen,

Euer Mausebär

Ein Kommentar

  • Thorsten, Das has du sehr schön geschrieben. Auch wenn ich kein Genungsbegleiter bin,so habe ich mich doch das eine oder andere maln in deinen Worten wieder gefunden.
    Auch meine Mauern haben Risse bekommen in den Letzten jahren, und du has mit gebohrt…
    Danke dir.

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