Stolz und anderer Dummfug

Stolz und anderer Dummfug - Titelbild

Der Mausebär macht sich so seine Gedanken, auch über Stolz und Vorurteile

Hallo liebe Mausebärfreunde,

Heute war ich, trotz des heißen Wetters nicht einmal, sondern gleich zweimal spazieren, beide mal im schönem Forstwald.
Zeit ein wenig die Natur zu genießen.
Der erste Spaziergang war gemeinsam mit meiner Betreuerin und der Anlass für ein gutes Gespräch. tatsächlich war ich mal nahezu wieder in der stressfreien Zone. Ein Gespräch was mich also nicht belastet, sondern entlastet hat.

Da wir außerdem einkaufen waren, konnte ich meinen Einkauf nach oben schleppen und noch ein wenig über die guten Idee, die mir das Gespräch geschenkt hatte nachdenken.
In sich also ein guter Start in den Tag und erfreulich, vor allem weil eine sehr große Raupe, die über den weg lief ein echtes Highlight war.
Es ist erstaunlich, wie sehr mich die wundersame Welt von Flora und (diesem Fall) Fauna meine Stimmungen vergessen lässt und mich quasi wieder erdet.
Ein sehr tolles Geschenk an mich.

Der schwierige Teil des Tages

Zuhause, wie gesagt, wieder alleine und Zeit meine Post durchzugehen, meinen Kram zu sortieren und mich vorbereiten, denn wir (heißt meine Mutter und ich) hatten heute lieben Besuch.
Normalerweise freut mich das riesig und trotz meines gefühlten Stress war ich positiv gestimmt. Erst ein kleiner Einkaufsbummel beim Gut Heimendahl, dann ein gemütlicher Spaziergang im Wald, gleich mit zwei Hunden.

Eigentlich weiß meine Mutter, dass ich zur Zeit gestresst bin und ziemlich dünnhäutig. Warum sie mich dann gleich zweimal blöd ansaugen musste, wegen meiner Parkentscheidungen (die sie lediglich negativ kritisiert, aber nicht hinterfragt hat – ich mache es anders als sie, also mache ich es scheiße). Das ich mir manchmal etwas dabei denke, wie ich die Sachen machen dringt scheinbar nur selten vor. Dass ich dann auch gleich noch in Gesellschaft „zurechtgewiesen“ wurde, konnte ich so gerade noch akzeptieren.

Wenn Frauen einkaufen gehen, dann sind Männer bekanntlicherweise ja nur die Tütenträger oder in dem Fall der Hunde(fest)halter. Heißt nachdem ich mich mal kurz umsehen konnte (und noch nicht richtig entschieden hatte, ob ich selber was kaufen will), stand ich dann draußen und beschäftigte mich mit den lieben Vierbeinern. Nicht schlimm, ich war ja sowieso unentschlossen und bin nahezu pleite. Vielleicht hätte ich mir was gegönnt, wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte, darüber zu quatschen, hatte ich aber nicht, ich war halt nicht wichtig.
Eigentlich auch nicht die Schuld meiner Begleitung, denn ich habe ja nichts gesagt, aber zur Zeit bin ich dazu ja auch nicht in der Verfassung, weil mich mal wieder der Funktionsmodus eingeholt hat. Da nehme ich mich selber nicht so wichtig, wie ich es vielleicht an guten Tagen tun würde.

Wieder im Forstwald

Dann im Forstwald freute ich mich bereits wieder auf eine schöne Runde, mit gemeinsamen Gesprächen, Erlebnissen mit den Hunden und so weiter. Vielleicht auch eine kurze Einkehr ins Forsthaus…

Die Realität sah so aus, dass Jack unser Dreidreiviertelbeiner mal wieder zu starke Schmerzen hatte und sich quer stellte. Der Spaziergang schien also recht früh zu enden.
Meine Mutter bot an, ich könnte ja noch eine Runde gehen und die Beiden würden sich auf ein Eis ins Forsthaus setzten.
Gesellschaft oder Bewegung, Eis oder Natur, fiese Entscheidung.
Ich fand den Spruch dann doch so scheiße, dass ich lieber gegangen bin, bevor ich mich darüber Ärger. Vor allem weil ich weiß, dass meine Mutter noch nicht einmal weiß warum ich mich darüber ärgere, wenn sie mich dabei so „neckt“.
Im Prinzip hatte sie mir ja sowieso vorher zu Hause klar gesagt, dass ich zu fett für ihren Fernsehsessel wäre, also war Bewegung wohl angemessener.

Ich tat also, wie mir geraten, und drehte eine Runde. dann halt allein – so wie ich es immer haben kann.
zur Zeit kotzt es mich an, dass meine Mutter mir immer vorwirft ich würde keine Rücksicht nehmen auf ihre Befindlichkeiten und die Probleme des Hundes, aber langsam habe ich auch keine Lust mehr, mit den beiden spazieren zu gehen, weil ich immer angejammert und angemeckert werde und wir entweder den Bollerwagen für den Hund dabei haben müssen, oder halt uns nach dem armen, schwachen Kerl richten.
Das es mir zur Zeit nicht gut geht und ich auch meine Befindlichkeiten, körperliche Schmerzen und eine generell schlechte Verfassung habe und daher zur Zeit auch gewisse Ansprüche stelle interessiert in dem Fall nicht.
Ich habe auch keine Lust darüber in ein Gespräch zu gehen, weil mich dass weiter stresst, mir wehtut und es aus meiner Erfahrung heraus auch nichts bringt.

Während ich durch die Hitze latschte und mir eine Runde überlegte (also einen Rundgang machte), ließ ich meine Gedanken sich bewegen und dachte mal wieder über meine Position nach. Ein Gedanke der keinen Sinn machte – Ein Gedanke der mich nur ärgert.
Also weg damit (Hurra, es hat einmal geklappt).

Mein Weg

Ich schwitzte, mein Bein tat erneut weh (also quasi mein Rücken), mein Kreislauf fand es zu warm , um im Kreis zu laufen und nahm sich hitzefrei – kurz gesagt, ich litt körperlich und fühlte mich seelisch frei. Ich spürte, wie ich meinem Körper meinen Willen aufzwang, mich bewusst entschied und gezielt meine Route plante. Es war toll, dass sich meine Schmerzen, ja gar mein innerer Schweinehund sich anstandslos meinem Befehl unterordneten. Eine Runde wurde mir Fettmops angeraten, also drehte der Fettmops eine Runde. Ich verdoppelte die Zahl an Schritten, die ich bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir uns getrennt hatten schon gegangen war (inklusive meines kleinen Morgenspaziergangs).
Als ich dann auf der letzten geplanten Bank meiner Route eine Pause einlegte, empfing mein Smartphone (im Wald habe ich an wenigen Stellen empfang) eine Nachricht von meiner Mutter.

Wo bleibst du. Sollten wir uns ein Zimmer mieten

Originaltext aus einer WhatsApp-Nachricht von meiner Mutter

Kurz kochte es in mir hoch – Ich fühlte mich bedrängt, kritisiert und gegängelt. Kurz gesagt, ich fühlte mich angemacht. Wahrscheinlich nicht ihre Intention, aber sie sitzt gemütlich bei Eis und Gespräch im Café, während ich im Schweiße meines Angesichtes meine Tour alleine durchziehen darf und dann werde ich auch noch bedrängt. Und sie findet solche lahmen Sprüche auch noch witzig – Ich finde das nur herablassend.
Aber, so sagt die nette stimme in mir, woher soll sie dass den wissen. Normalerweise ignoriere ich so einen Bullshit, an guten Tagen sage ich vielleicht vorsichtig mal was dazu und an schlechten Tagen reagiere ich angepisst.
Und dann gibt es noch Tage, wie heute, da schlucke ich den ganzen Ärger runter und bekomme davon dann Magen-Darm-Probleme (und Verkrampfungen im Rücken), damit muss ich dann leben (mein Problem).

Kommunikationsversuche…

Ich atme also dreimal tief durch, schlucke Stress, Wut und so weiter runter, suche ihre Nummer raus und rufe sie an, da eine Whatsapp Nachricht gerade nicht versendet wurde.
Freundlich sage ich Bescheid, dass ich in fünf bis zehn Minuten am Auto bin, versuche alles zu ignorieren, um nicht zu explodieren und beantworte die Frage, ob ich noch ins Café komme schnell mit knappen „Nein“.

Ich lege auf und atme durch.
Mal wieder bin ich erstaunt, wie wenig sie mitdenkt.
Zum Einen habe ich keine Lust im Cafè zu sitzen, mir etwas zu bestellen, während die Beiden bereits fertig sind, um die ganze Zeit das Gefühl zu haben, alles wartet nur auf mich (so etwas setzt mich unter Druck).
Zum Anderen weiß meine Mutter, das ich dazu neige unter Bewegung zu transpirieren. An solchen Tagen (bei der hitze) extrem stark. Da sollte sie eigentlich wissen (und bestätigte dieses Wissen durch die Aussage, dass sie mein verschwitzter Zustand nicht wundert, sondern, dass das immer so ist). Wie kommt sie auf die Idee, dass ich, im klitschnass geschwitztem T-Shirt (und kein Wechselshirt dabei, was ich schon einmal hatte) dann in ein Ausflugslokal kommen möchte. Selbst bin ich ja schambefreit, aber ich weiß, dass meine Mutter das nicht ist und ich wollte es beiden Damen nicht zumuten, dass ich, komplett durchgeölt, dann rotzfrech an ihren Tisch komme, als wäre das ein Sportclub.
Das ich mir solche Gedanken (auch um anderer Leute Befindlichkeit) mache, wird mal wieder null bemerkt.
Ich bin ja in den Augen meiner Mutter ein absoluter Egomane und Egoist, der immer seinen Willen durchsetzt, ohne Rücksicht auf andere Menschen. Das wird auch nicht hinterfragt, sondern einfach angenommen, der „feine Herr“ will halt nicht.

Ich fühlte mich ein wenig sitzen gelassen, vor allem weil ich beim Auto wartetet, dabei Aldi-Wasser soff und mich zum Chauffeur degradiert fühlte. Aber wenigstens die Beiden hatten einen guten Tag, ist ja auch schön. Und ich hätte mich ja auch anders entscheiden können, war ja alles mein freier Wille.

Am Ende heuchelte meine Mutter kurzes Interesse über meinen Weg („Da bist Du aber eine große Runde gegangen“ – Nein, bin ich nicht!).
„Da kannst Du aber stolz sein“, meinte sie und holte sich gleich Bestätigung.

Worauf soll ich stolz sein?

Darauf, dass ich einen Fuß vor den anderen setzen kann? Oder darauf, dass ich eine Strecke, mit drei-vier Pausen auf Bänken (wegen Kreislauf und schmerzendem Bein) schaffe, die andere Leute joggen?
Warum soll ich stolz darauf sein, dass ich ungefähr eine Dreiviertelstunde alleine durch den Wald spaziere und meinen Gedanken nachhänge?
Ja, ich bin froh, dass ich das wieder schaffe und das verschafft mir ein Gefühl von Sicherheit. Aber stolz darauf sein, etwas wieder zu können, was man früher bereits konnte (und besser), wäre vielleicht angebracht, wenn ich in Zwischenzeit hätte einen Unfall gehabt, oder eine andere Verletzung ( Bein ab oder so).
ich habe mich einfach entschieden, dass es an der Zeit ist, mich wieder mehr zu bewegen und dass ist aufgrund mangelnder Übung und meines Körpergewichtes nicht ganz so einfach. Es gibt Fortschritte und es geht voran und ich bin sogar zufrieden, wie es sich entwickelt.
Es sind auch bereits mehr als nur ein Zwischenziel von mir erreicht, was mich auch überzeugt, dass ich auf einen guten Weg bin, aber stolz sein?
Stolz kann ich sein, wenn unser Unternehmen auf eigenen Beinen steht (und ich endlich davon auch meinen Lebensunterhalt bestreiten kann). Vielleicht kann ich auch ein wenig Stolz sein, wenn ich es schaffe, mich noch erfolgreich (und sinnvoll) weiterzubilden.

Stolz ist für mich nichts Gutes, denn stolz lässt mich faul werden. Außerdem macht Stolz mich überheblich und unaufmerksam. Letztendlich ist Stolz für einen Narzissten wie mich eine Strasse in den Abgrund.
Und letztendlich entscheide ich (und nur ich) worauf ich stolz bin und sehe das nicht ein mir dass von anderen diktieren zu lassen.
Das klingt hart, aber so hart muss ich sein, um nicht in gefährliche Fahrwasser zu kommen.
Stolz ist die direkte Strecke zum Hochmut und der kommt bekanntlicherweise vor dem Fall.

Können andere nicht wissen und ich rede selten über meine Einstellung zum Thema stolz (weil es die meisten nicht verstehen). Ich möchte darüber auch nicht diskutieren oder debattieren, weil ich in der Sache keinen Meinungsaustauch brauche, da habe ich meine Erfahrungen, die ich für mich nutze und meine innere Einstellung und die gehört schon lange nicht mehr auf irgendeinen Prüfstand.

In letzter Zeit hatte ich häufiger mal kurze Phasen der Zufriedenheit (meine Ansprüche sinken langsam auf ein erfüllbares Maß). Diese Zufriedenheit passt und die genieße ich, still und leise, alleine für mich. Ganz ohne meinen inneren Narzissten und ohne andere Menschen, die seine Aufmerksamkeit wecken könnten.

Es fällt mir schwer genug über meine Probleme, Sorgen und Nöte zu reden, doch ich versuche es, mich hin und wieder zu öffnen und andere Menschen zuzulassen. darf ich dann nicht wenigstens meine kleinen Erfolge für mich haben?

Jetzt habe ich viel mehr zu dem Thema geschrieben, als ich schreiben wollte und im Prinzip auch alles gesagt, was mich daran berührt.
Und heute (auch nur heute) werde ich wohl die Kommentarfunktion deaktivieren, weil ich einfach keine Ratschläge, Meinungen oder Feedback zu meiner heutigen Selbstoffenbarung wünsche und auch keine Analyse der heutigen Situationen (danke, dass kann ich selber, sowohl einordnen als auch aus verschiedenen Perspektiven betrachten – ihr werdet mir da nicht Neues erzählen).

Vielleicht hilft euch die Beschreibung meiner Sichtweise ja ein wenig (das würde mich freuen).
Und da ich morgen wieder viele Menschen um mich herum habe, werde ich mich jetzt von der Welt abwenden, um Kraft dafür zu tanken.

Bis zum nächsten Mal,

Euer Mausebär

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