Die Masken fallen (mir auf)

Und noch ein schonungslos demaskierender Bericht, vom selbst ernanntem Hüter der wahren, wahrhaftigen Wahrheit, dem einzig- (aber nicht) artigen Mausebär (td), der schon wieder dem inneren Narzissten erlaubt, die Einleitung zu schreiben.

[Anmerkung der Redaktion: Bitte heute nicht nur den Ironieverstärker einschalten, sondern auch den Zynismusmarkierer aktivieren und am Ende den persönlichen Hoffnungsbooster bereithalten.]

Ich habe mich ja schon öfter mit dem Thema Masken beschäftigt.
Aus eigener Erfahrung halte ich mich für eine Art Experte, was Masken angeht. Ich nutze Masken, ich werde von meinen eigenen Masken benutzt, ich versuche anderer Leute Masken zu durchschauen, kurzum – ich bin so etwas wie ein Maskenforscher.

Gestern fiel mir wieder etwas Neues auf.
Die Zeit der Krise und somit die Bedingungen, unter denen wir gerade leben, verändert die Art der Masken, die in der Gesellschaft getragen werden.
Es ist jetzt keine revolutionäre Entdeckung, dass die Masken in unserem physischen Umfeld tatsächlich materieller Art sind. Wir haben zur Zeit eine Maskenverordnung von allerhöchster Instanz. So werden jetzt die normalen gesellschaftlichen Masken gegen ihr medizinisches Hygienependant ausgetauscht. Der Stoffschutz über Mund und Nase nimmt plötzlich eine besondere Stellung ein und der Verhüllung der Mund- und Nasenpartie wird mittlerweile genauso viel Beachtung beigemessen, wie der Bedeckung der primären Geschlechtsmerkmale.

Witzigerweise werden in diesen Tagen durch die selben Personen, die sich früher über die Verschleierung muslimischer Frauen aufgeregt haben und die sich dem „Untergang des christlichen Abendlandes“, nur mit dem rechtschaffenen Schwert des Anti-Vermummungsgesetzes, entgegen gestellt haben, jetzt mit aller Härte diejenigen „asozialen Subjekte“ gejagt, die sich nicht zu bedecken wissen.
Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so unfassbar an Idiotie grenzen würde.

Und während wir fleißig andere Masken aufbauen, auch durch unsere Nicknames im Internet, durch die Distanz, die Kameras haben und ähnlichem Firlefanz, merkt der stille Beobachter, wie in dieser trügerischen Sicherheit langsam die normalen Masken fallen.
Ja, in der Krise zeigen viele Menschen plötzlich ihr wahres Gesicht, sei es als fackeltragender Mitläufer bei den täglichen Hexenprozessen im digitalem Dorf der sozialen Medien, als besorgte Denunzianten und Maskenfaschisten oder auch als selbsternannte Systemkritiker, Halbwissenverbreiter und radikale Maskenverteufler.
Eine hässliche Fratze enthüllt sich hinter den viel zu durchschaubaren Stoffmasken.

Täglich bin ich immer wieder erstaunt, als wie ignorant und arrogant sich mir völlig fremde Wesen im digitalem Datenaustausch vorstellen. Auch bei manch einem anderen bekannteren Namen zucke ich hin und wieder innerlich zusammen und frage mich, warum diese Person solchen verbalen Brechdurchfall mitten ins Gesicht des Fratzenbuchs (Facebook) fäkalisiert.
Die soziale Isolation muss scheinbar dem rationalen Verstand mächtig zusetzen.
Oder die Maske der Rationalität wird einfach entfernt und durch den Vorteil der Anonymität ersetzt.
Leider bekommt man ja im Internet nicht so einfach mal, wie Klaus Kinski sagen würde, „ein paar in die blöde Fresse“.
Das macht quasi mutig.
Konsequenzlosigkeit befeuert unser inneres Arschloch ganz hervorragend.

Auch das „Besser-Mensch-Gen“ wird in Krisenzeiten stark dominant.
Jeder fühlt sich berufen, den kleinsten Scheiß nicht nur zu kommentieren, zu bewerten und zu verurteilen, sondern erfüllt auch seine Blockwartpflicht ganz vorzüglich.
Die Härte der Lage verlangt die Aufmerksamkeit von allen und nur durch konsequente Bespitzelung und Benennung gegenüber Behörden ist das grausige Virus erfolgreich zu vernichten.
Zum Glück für uns alle hat die deutsche Geschichte ja schon oft gezeigt, dass wir Deutschen für diese Art des Systemschutzes absolut prädestiniert sind.
Es ist natürlich klar, dass dieses Verhalten nur solange korrekt ist, solange es uns nicht persönlich betrifft.
Und so starre ich entsetzt auf die Gesellschaft und wundere mich über die massive Präsenz mentaler Kleingärtner.

Aber – ja, es gibt immer auch ein aber – dann scheint plötzlich ein Licht in mein verdunkeltes Gemüt und ich bekomme die Kehrseite der Medaille gezeigt.
Es gibt Menschen, die in dieser Situation nicht nur an ihre eigene Bequemlichkeit denken, sondern sich die Aufgabe gestellt haben, der Krise mit positiver Energie gegenüber zu stehen.

All diese Personen, die fleißig Mundbedeckungen herstellen, um die Leute in ihrem Umfeld damit zu versorgen.
All die Leute, die die Maskentragepflicht, ganz unabhängig von Sinn oder Unsinn mit originellen, witzigen oder hübschen Masken versüßen.
Die Unmengen an Leuten, die für andere Menschen Besorgungen machen, die ganzen Menschen, die bereitwillig ihr Klopapier teilen (oder auch andere Vorräte) und vor allem die Leute, die für andere Menschen da sind.

Ich liebe es, dass es Menschen gibt, die mir jeden Tag ein kleines Lächeln auf das Gesicht zaubern, sei es mit einem kleinem Gruß über diverse Medienkanäle oder mit den Kommentaren zu meinen Texten.
Menschen, die mich erstaunen, weil sie mich durch gerade schwere Zeiten stützen und mir ihre Hilfe anbieten.
Es gibt Menschen, die mir signalisieren, dass sie Zeit für meine Sorgen und – viel wichtiger – für mich haben.

So fallen auch anderer Leute Masken und ich sehe in wunderschöne Gesichter, die mir zulächeln und mir ehrlich vermitteln, dass ich Freunde habe.
Man sagt, erst in Krisenzeiten merkt man, wer die wahren Freunde sind.
Ich bin davon überwältigt, wie viele Menschen in meiner Umgebung in diese Kategorie passen. Die Krise hat für mich eine heilende Wirkung, denn ich sehe jetzt viele Dinge deutlicher.
Dafür bin ich dankbar.
Dankbar, dass ich gute Freunde habe, aber auch dankbar, dass ich jeden Tag sehen darf, dass es Menschen gibt, die ganz unverkrampft und unspektakulär einfach etwas machen, was einem anderen Menschen den Tag versüßt.

Das sind die echten Menschen.

Und während all die krächzenden Untergangspropheten, all die Ankläger und Nazi-Vergleichszieher, all die Übertreiber und Möchtegerndemagogen, langsam im Hintergrund verschwinden, fülle ich meine Welt mit den Gesichtern dieser Menschen und in meinem Inneren entsteht eine Vorstellung, was das Paradies sein könnte.

Also Leute, fangt was mit Eurer Zeit an – füllt kräftig weiter Euer Karma-Konto und bleibt weiterhin Mensch.
Ich drücke Euch alle mit einer bärigen Umarmung und wem die verbale Umarmung nicht ausreicht, bekommt hiermit von mir einen Gutschein – nach der Krise einlösbar.

Euer demaskierter Mausebär (td)

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