Ein kleiner Beitrag über die Zeit
Nicht nur Stephen Hawking, sondern auch der Mausebär (td), macht sich gerne mal Gedanken über die Zeit.
Mal wieder sitze ich an meinem Schreibtisch und denke darüber nach, was mir die letzte Zeit so gebracht hat.
Ich überlege, zu welchem Thema ich etwas schreiben möchte und welche bedeutsamen Gedanken den freitäglichen Beitrag füllen sollen, um meine Leser auf gute Art ins Wochenende zu verabschieden.
Persönlich freue ich mich auf mein Wochenende, obwohl ich eigentlich schon seit langer Zeit keinen Bezug mehr dazu habe.
Da ich meinen Tätigkeiten entweder nach Lust und Laune, oder nach Bedarf und Dringlichkeit nachgehe, habe ich selten eine fixe Wochenstruktur. Für mich macht der eigentliche Wochentag nur in der Hinsicht einen Unterschied, welche Möglichkeiten und Verpflichtungen sich daran fest machen lassen.
Für mich hat die Zeit sowieso eine komische Struktur. Obwohl es seltsam erscheint, nehme ich Zeit nicht als linear wahr – und vor allem auch nicht als gleichmäßig.
Jeder Blick auf eine Uhr überrascht mich immer wieder neu. Je nach Aktivität und Stimmung unterscheidet sich mein Zeitgefühl ganz rapide. Vielleicht mag der Verlauf der Zeit gleichmäßig sein und einer bestimmten Achse folgen, aber ich selber bin davon nicht überzeugt.
Warum bin ich das einfach nicht?
Es könnte daran liegen, dass Zeit für mich nicht begreifbar ist.
Klar verstehe ich, dass jede Tätigkeit – nein sogar jedes Phänomen – eine bestimmte Dauer hat, aber ist diese wirklich so exakt messbar, wie wir glauben?
Wie bei allen Messgrößen ist die Zeit kein natürlicher Wert, sondern ein künstlich geschaffener Messwert.
So wie durch das Urmeter (das meines Wissens nach in Paris verwahrt wird) beschlossen wurde, dass die Länge eines bestimmten Stück Holzes exakt ein Meter ist, und danach die Welt ausgerichtet wird, so war auch die Uhrzeit zu aller erst eine Abmachung, der sich andere Menschen anschlossen – sozusagen die Ur-Uhrzeit.
Die Messung der Zeit folgt zwar natürlichen Regelmäßigkeiten, wie dem Lauf der Sonne oder ähnlichem, aber ein kleiner Zweifel bleibt mir.
Das liegt an dem von mir unterschiedlich gefühlten Fluss der Zeit, der mich die Frage stellen lässt, ist eine Stunde vergangen, wenn die Sonne ihren Schatten zwischen zwei Markierungen hat wandern lassen, oder wandert die Sonne zwischen zwei Punkte und darum ist die Uhrzeit um eine Stunde gewandert?
Das klingt banal, aber die Frage ist nach Ursache und Wirkung, ob also die Sonnenbewegung das Maß der Uhrzeit ist oder die Uhrzeit das Maß der Sonnenbewegung.
Warum mich diese Frage beschäftigt, ist, wenn die Uhrzeit an die Sonne gebunden ist, dann wäre unsere Wahrnehmung der Zeit von der Regelmäßigkeit der Sonne abhängig.
Sollte aber die Sonne an die Uhrzeit gebunden sein, wäre die Regelmäßigkeit der Zeit ein natürlicher Zwang, dem die Sonne unterlegen ist.
Da wir im heliozentrischen Weltbild davon ausgehen, dass sich die Sonne überhaupt nicht bewegt, ist der Zeitverlauf von der Drehung der Erde abhängig.
Wir vermeinen, die exakte Dauer messen zu können, in der sich die Erde zum einen um ihre eigene Achse und zum anderen um die Sonne dreht. Das Problem ist aber, dass wir die Einheit, mit der wir diesen Verlauf messen, seit Anfang der Zeitrechnung anhand der Drehung, die diese Zeiteinteilung erschaffen hat, ausrichten.
Anders gesagt, die Erde dreht sich in ungefähr 24 Stunden um sich selbst, weil wir die Zeit, welche die Erde sich um die eigene Achse dreht, in 24 Stücke aufgeteilt haben, die wir Stunden nennen.
Anhand physikalischer Phänomene, wie die Bewegung von Schatten, dem als gleichmäßig empfundenen Tropfen von Wasser, dem Rinnen einer festen Menge von Sand durch eine kleine Öffnung, dem Ablauf präziser mechanischer Konstruktionen, oder gar dem Zerfall von Atomen, vermeinen wir, diesen Rhythmus beweisen zu können.
Aber auch hier fehlt der wirkliche und objektive Beweis.
Wir können zwar eine Kausalität zwischen der Drehung der Erde, dem Tropfen von Wasser, dem Rinnen von Sand und dem Zerfall von Atomen feststellen und Apparate konstruieren, die diese Kausalität relativ präzise und zuverlässig messen und dadurch vorhersagen können, aber der letztendliche Grund ist tatsächlich ein Mysterium.
Sagen wir es mal so, wenn ich zu einem Termin fahre, brauche ich eine bestimmte Zeit. Diese liegt innerhalb eines gewissen Parameters und ist abhängig von verschiedenen Faktoren.
Selbst der Gang vom Sofa zur Toilette kann, auch unter ähnlichen Bedingungen, unterschiedlich schnell ausfallen.
Warum also sollte unsere gute Erde nicht auch langsame und schnelle Tage haben?
Jetzt kommt der nette Naturwissenschaftler aus meinem inneren Team und erinnert mich daran, dass fast alle natürlichen Phänomene gewissen Mustern folgen, aus denen sich Naturgesetze ableiten lassen.
Doch schon grätscht der Neurowissenschaftler unsportlich von der Seite rein und erklärt vehement, dass es vielmehr die Mustererkennung in unserem Gehirn ist, die uns überall Muster erkennen lässt – manchmal sogar dann, wenn es überhaupt keine gibt.
Nicht zu leugnen wiederum ist ein gewisser Biorhythmus beim Menschen – zumindest bei mir.
Meinen Rhythmus kann ich spüren und somit begreifen, damit ist er für mich beweisbar.
Aber wenn es einen übergeordneten Rhythmus wie die Zeit gibt, warum ist dann mein Biorhythmus manchmal so unregelmäßig?
Oder warum verläuft er anders als bei meinen Mitmenschen?
Wenn ein Mensch isoliert in einem Raum steckt, ohne irgendwelche rhythmusgebenden Vorrichtungen, verliert er als erstes den Sinn für die Zeit. Das behaupten jedenfalls Experimente.
Mein Verhalten an gewissen Tagen stützt diese These vorbehaltlos.
Damit ist zumindest der von uns allgemein gewählte Zeitrhythmus nicht wirklich natürlich.
Rein praktisch brauche ich die Zeitmessung auch nur zur Koordinierung mit anderen Menschen. Sich auf einen Nenner zu einigen, macht vieles einfacher.
In der Hinsicht würde ich Zeit eher als eine Art Landkarte sehen, in der wir unsere abgesprochenen Adressen für ein Treffen suchen können.
Mit dem Gedanken verstehe ich auch, warum die Zeit als vierte Dimension des Raumes gesehen wird, denn sie definiert ja unsere Position.
Man könnte quasi sagen, dass Wann und Wo die beiden Achsen eines Koordinatensystem sind, die das Treffen zweier Individuen definieren. Gut, der Ort hat drei Faktoren, nämlich Höhe, Breite und Tiefe, die wir jeweils definieren müssen, aber die hat die Zeit auch in Form von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und genauso wie es Sinn macht, zu wissen, in welchem Stock eines Hochhauses ich jemanden treffen möchte, genauso wichtig ist, ob ich ihn jetzt, in zehn Minuten oder vor zwei Stunden treffen will (oder wollte).
Die Zeit als Adresse in einem dreidimensionalen Koordinatensystem in Korrelation zum Raum in einem ebenfalls dreidimensionalen System, die sich überlappen zu einem einzigen Augenblick – manchmal hat Wissenschaftsphilosophie doch etwas extrem poetisches.
Ich genieße diesen Gedanken und spiele mit diesem Modell noch eine Zeit lang fasziniert in meinem Kopf herum, in dem gerade das ganze Universum flackert.
Normalerweise führt die ganze skeptische Denkweise eher in die Verzweiflung, aber heute erfreue ich mich des Gedankens, dass ich ein schönes Muster in meinem Kopf erschaffen habe.
Nachdem ich nun meine, vielleicht schräge Sicht der Zeit mitgeteilt habe, freue ich mich auf die Meinung anderer.
Es interessiert mich, wie meine Mitmenschen die Zeit wahrnehmen, nicht als Diskussion, sondern zum Austausch, denn über Wahrnehmungen lässt sich schwer und, vor allem, nur sinnfrei diskutieren.
Ich wünsche allen ein schönes Wochenende, egal wie ihr eure Zeit nutzt , einteilt oder definiert und melde mich wieder am Montag.
Bis dahin verbleibe ich,
Euer Mausebär (td)
Ein Kommentar
Ojeoejeoje……..
Ich kann deine gedankengänge bezüglich zeit gut nachvollziehen.
Doch im alter von ungefähr 15 hab ich beschlossen mich nicht mehr intensiev mit der Zeit oder dem bgriff der Unendlichkeit zu befassen. Mir is damals klar geworden das mich dass meinen verstand kosten würde,ich würde komplett Wahnsinnig (hab wohl doch nich an meinen beschluß gehalten 🙂 )
werden.
Allerdings kam mir dann eine Lebenserfahrung zur hilfe die mir klar machte das zeit tatsächlich relatiev ist, denn eine stunde mit einer schönen Frau im Bett erscheint sehr kurz,auf dem Balkon weil der Partner der Frau überraschend früh nach Hause kommt, Unendlich lang
Schönen gruß Gandalf