There is no place like home sweet home

Eine längst überfällige und finale Eintragung in die Logbücher unserer heimatlosen Fahrt über die Weltmeere der Recovery, Salutogenese und Empowerment. Die letzten Zeilen des Reise- mögen überleiten in das Hafenlogbuch.

Es ist leicht, in Momenten, die einem wichtig erscheinen, verbale Superlative auszudrücken.
Obwohl es mir einerseits so scheint, dass dieser sprachliche Stil zunimmt und jedes noch so alltägliche Bundesligaspiel zum „Schicksalsspiel“ mit „grandioser Spannung“ gepriesen wird oder die glattgekämmten Ergüsse mancher politischen Konferenz wahlweise als „Zeitenwende“ oder „Doppelwumms“ verkauft werden, muss auch ich an dieser Stelle gestehen, dass es manchmal Spaß macht und aus tiefempfundenem Herzen kommt, den Kommunikationsschalter bis zur nachbarschaftlichen Rückmeldung hochzudrehen.

Also seid Zeugen, liebe Mitlesende und Mitlesendinnen, wie Euer Schmusehamster, sein seidenweiches Fell von oben bis unten gebürstet, mit frisch geputzten Pfötchen und sauber blinkenden kleinen Krallen den Schemel herbeischiebt, die Leiter ausklappt und sodann auf flinken Füßchen ans Schubfach fürs ganz große Besteck hinlangt, erwartungsvoll schnuppernd, sich in die kleine Hamsterbrust wirft und verkündet:

Die Odysee ist zu Ende!

Fast exakt drei Jahre, nachdem die Welt der Fluch irgendeines auf dem Markt im chinesischen Wuhan eingekerkerten kleinen Säugetieres getroffen hat (die nackten Finger, welche empört auf das goldgelbe Antlitz der hamsternden Verwandtschaft des Autors zeigen, seien an dieser Stelle nagezähnefletschend abgewehrt), durften zwei Schiffe, die „SHG Recovery“ und die „SHG Phönix“ mit ganz besonderen Menschen wieder in ihren heimatlichen Hafen einlaufen.

Synchron mussten wir vor 36 Monaten die Segel setzen und zur zunächst heimatlosen Irrfahrt über die Weltmeere im berühmt-berüchtigten Dreieck von Recovery, Salutogenese und Empowerment antreten.

So manches Abenteuer galt es zu bestehen. Manch ein Mitstreitender ging verloren, zu anderen blieb nur der wackelige, doch manchmal auch permanente Funkkontakt, gemeinsam mit der oft bitteren Erkenntnis, dass persönliche Nähe durch digitalen Ton und Bilder bestenfalls abgebildet, aber nur schwer gespürt werden kann.

Unser Dank gilt allen, welche die digitalen Zumutungen ertragen und durch Neugierde und Lernbereitschaft bereichert haben.

Unser Dank gilt besonders jenen, die unsere sturmgeschüttelten Schiffe in ihren ganz privaten heimatlichen Häfen gastfreundlich aufgenommen haben.

Jawohl, die Athmosphäre war eine andere und in der Tat blieben unsere eingeschworenen Gruppen unter sich, teils aus Selbst- und teils aus Fremdschutz und dies sicherlich auf Kosten so mancher unbekannter seelisch heimatlos vertriebener Schiffbrüchiger.

Jedoch, und das war unser hauptsächliches Ansinnen, wir haben beide als Gruppen überlebt und mögen in der nun zaghaft wieder aufblühenden Landschaft der Selbsthilfe als Brückenköpfe dienen und all jenen eine Anlegestelle bieten, die dies brauchen.

So wenig wie das Wetter sich Pausen gönnt, so ist auch unsere persönliche Reise als Gruppe und Individuum weitergegangen. Wir haben geliebte Mitmenschen, teils weise alte Wegweiser, an Krankheit oder Alter verloren, wir haben Mitstreiter Krisen durchleiden sehen vom ersten Niedergang über das Auftreffen am Boden bis zum Erklimmen jener Zinnen, hinter denen die Wärme des psychischen Sonnenscheins unsere Tränen trocknet.

Es kommt mir kleinem Hamsterherz so vor wie in manchem Hollywoodstreifen, wenn diese Heldenreisen ihren Tribut fordern und auch heute, wo wir an heimatlichen Gestaden angekommen sind, treu an unserer Seite Kämpfende auf den letzten Metern, die Küste in Sichtweite, über Bord gegangen sind, weil die schwärende und zunächst im Verborgenen gebliebene Wunde, die unsere Odyssee im Zusammenspiel mit individuellen Unwettern geschlagen hat, die Heldin am Ende doch noch in seelische Schwärze hat abstürzen lassen.

Ich merke an dieser Stelle mein Hamsterschnäuzchen aufrichtig zittern und meine dunklen Knopfaugen feucht werden. So gerne würde ich das Geheimnis jener Pille oder Therapie kennen, welche uns alle von dem Joch befreit, in welches wir an schlechten Tagen gespannt sind oder zumindest uns an guten Tagen unser Bündel auf dem Rücken etwas leichter tragen lässt.
Doch bevor ich beginne, Maß und Mitte zu verlieren, kehre ich zurück zu jenen Heimathäfen, in die wir zurück gekehrt sind.

Die SHG Recovery ist seit März 2023 wieder „zuhause“ im Sudhaus Viersen und trifft sich dort wie gewohnt an jedem ersten Freitag im Monat, Feiertage ausgenommen. Zusätzlich wird das Online-Angebot via zoom immer vierzehn Tage nach dem persönlichen Treffen aufrecht erhalten.

Die SHG Phönix ist seit April 2023 wieder „zuhause“ im Haus an der Dorenburg in Grefrath und trifft sich dort wie gewohnt an jedem Dienstag in der Woche, Feiertage ausgenommen, von 18-20 Uhr.

Allen interessierten Menschen sei empfohlen, sich entweder an die Mitarbeiter des Sudhauses Viersen oder des Hauses an der Dorenburg oder der BIS Brüggen zu wenden und dort unsere Kontaktdaten für ein erstes gegenseitiges Kennenlernen zu erfragen.

Musikalisch umrahmt in meinem kleinen Asperger-Nähkästchen, das sich Schmusehamsterhirn nennt, läuft der schöne Song von Dr. Alban „Home Sweet Home“.

Nun wird sich der Schmusehamster, ermattet vom Tippen, in sein holzwollegefülltes Nest für ein Nickerchen zurückziehen. Störenden im Sinne von meinen Schönheitsschlaf unterbrechenden Elementen sei ob frisch gewetzter Nagezähne das Tragen eines Lederhandschuhs, wie Falkner sie verwenden, empfohlen. Mittelalterfreunde und Freunde mittleren Alters können es auch mit einem Kettenhandschuh versuchen.

So long,

Euer Schmusehamster

2 Kommentare

  • Ahoi, Lieber Schmusehamster,
    es war mir eine Ehre mit Dir gemeinsam, Seite an Seite diese dreijährige Odysee zu durchlaufen und zu sehen, das wir auch in stürmischer See einander halt geboten haben und versuchten gemeinsam das Schiff in ruhigere Gewässer zu bringen.
    Wie auf jeder Heldenreise habe ich viel gelernt und will keine Sekunde der gemeinsamen Zeit, egal ob es gemeinsame Tränen, gemeinsames Lachen, Wutausbrüche, Versöhnungen und vor allem viel wohltuender Erfahrungsaustausch und gegenseitige Hilfe zur Selbsthilfe waren.
    Ich denke diese drei Jahre sind ein besonderer teil meiner persönlichen Biographie und ich bin stolz darauf ein teil dieser Zeit gewesen zu sein.
    Und so ist der große, dicke Mausebär stets bereit gemeinsam mit dem Schmusehamster und den anderen Gefährten zu neuen Reisen aufzubrechen und neue Ufer zu erreichen.

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