Weihnachtliche (Vor-) Freude ?

Der Mausebär (td) beschreibt in diesem Beitrag seine emotionalen Verwerfungen zur Weihnachtszeit und verabschiedet sich in sein weihnachtliches Depressionsloch.

Wie jedes Jahr steht Weihnachten vor der Tür. Der vierte Advent hat sich bereits erledigt und die Weihnachtsfeiertage rücken in greifbare Nähe. Doch ist es mir gerade nicht nach einem Weihnachtsgruß zumute…

Ich gebe unumwunden zu, ich bin ein Weihnachtsmuffel.
Es geht mir weniger um die religiöse Bedeutung des Festes, worüber ich Bände erzählen könnte. Die Tradition gefällt mir schon nicht, aber wie ich immer gerne betone, sollte man über Glauben und Religion nicht streiten, denn das führt zu nichts.
Doch selbst als Weihnachtsverweigerer gab es bis jetzt immer einen Teil in mir, der sich beeindrucken ließ. Es war die besondere Stimmung, das gute Essen, die Vorfreude…

Dieses Jahr ist alles anders. Ich schaue aus dem Fenster und sehe in einen verregneten, grauen Himmel. Ich sehe karge, kahle Bäume und leere Straßen. Ich höre das Geräusch einer Kreissäge von einer nahen Baustelle und das einsame Bellen eines einzelnen Hundes.
Es ist, kurz gesagt, eine trostlose Stimmung. Kein Gefühl von Besinnlichkeit.
Das jährliche Schlemmen wird ein wenig eingeschränkter ausfallen. Zwar habe ich Kekse gebacken (doch mehr aus Frust als aus Lust) und meine Mutter will etwas leckeres für uns kochen, dennoch habe ich vor mich dieses Jahr in Grenzen zu halten und nichts scheint mich davon abhalten zu wollen. Vernunft vor Freude.

Und da sind wir auch beim nächsten Thema. Aus der weihnachtlichen Geselligkeit wird dieses Jahr ein einsames „zuhause abhängen“. Dank den diversen Streamingdiensten bin ich nicht auf das weihnachtliche Fernsehprogramm angewiesen, dennoch werden meine Weihnachtsferien ein mehr oder weniger einsames „Vergnügen“ in meinen vier Wänden.
Dank Verordnungen kann ich die Zeit weder für meine Hobbys noch für meine Freunde nutzen und meine wesentlichen sozialen Kontakte bleiben in meiner sehr kleinen Familie und dem „Hauspersonal“, sprich den Pflegepersonen meiner Frau.

Als Kind habe ich mich natürlich auf die Geschenke gefreut.
In meinem Regal steht ein Päckchen von zwei lieben Freundinnen von mir und eine Lage Schokolade von einem gutem Freund. Ansonsten erlässt mir meine Mutter einen Teil meiner Schulden bei ihr, so dass sich auch hier wieder zeigt, was ich für ein erfolgreiches und produktives Leben führe.
Gerne würde ich viele Leute beschenken, doch mein Kontostand erlaubt mir noch nicht einmal, mich selber mit einer Kleinigkeit zu erfreuen. Ich habe gerade genug Kröten um über den Monat zu kommen, in Vorfreude auf den Januar, in dem wieder Rechnungen ohne Ende rein flattern.
Ansonsten bekomme ich dutzende Online- Werbegeschenke in Form von Rabatten, die ich nie nutzen werde, da ich mir den Kram noch nicht einmal rabattiert leisten kann (geschweige denn will).
Nie wird mir meine materielle Unzulänglichkeit so deutlich, wie in diesen Tagen.

Ich denke, dieses Jahr bekomme ich vom Weihnachtsmann ein besonderes Geschenk, denn die depressive Verstimmung an den dunklen Tagen, wird dieses Jahr engagiert durch Corona verstärkt und da meine Silvesterparty ja auch ins Wasser fällt (Schnee wird es ja auch nicht geben), schließe ich jetzt schon gedanklich mit diesem doofen Jahr ab, lege mich in mein Bett und ziehe meine Decke über den Kopf.

Das war es vom Mausebär in 2020.

In 2021 werde ich mich wie ein Phönix aus der Asche erheben, nur um wieder auf den harten Boden der Realität zurück geknüppelt zu werden.

Aber schon Nietzsche wusste zu sagen, dass was uns nicht umbringt, uns lediglich härter macht.

Es bleibt mir nur zu sagen, dass ich hoffe, dass ihr diese trostlose Zeit der sozialen Wüstenbildung einigermaßen gut übersteht und wir uns im nächstem Jahr wieder in irgendeiner Form wahrnehmen werden (wer weiß, was bis dahin erlaubt ist oder nicht).

Euer, ab jetzt tief in seine Höhle verkrochene und in Decke eingemummelte Mausebär

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