Auf der Suche nach dem Ich

In einer kurzen Autofahrt fand der Mausebär den Auftakt zu einer mittelschweren Identitätskrise

Hallo liebe Mausebärenfreunde,

Ja es ist heute so gewesen. Ich hatte einen schönen Tag (gemeinsam in Gesellschaft), mit gutem Essen und schönem Wetter. Ich konnte einen lieben Hund kraulen (das tut mir auch gut) und mich fröhlich unterhalten.
Allein bewegungsmäßig war heute alles ein wenig, sagen wir wenig, aber ich hatte ja gestern einen langen Trip, darum sollte ich mir keine Sorgen machen.

Lief also alles gut, was mich zu der Frage bringt, warum ich auf dem Rückweg gerade eben, als ich alleine durch die Nacht fuhr, das Bedürfnis hatte, scharf mit mir ins Gericht zu gehen.
Ich denke manchmal habe ich solche Anwandlungen und heute war es wieder soweit. Es geht nicht um schlechte Laune, oder so etwas.
Auch wüsste ich keinen Auslöser zu nennen. aber meine innere Stimme fing an, mit mir zu meckern und erst mein Verhalten und dann meine Identität an sich zu kritisieren (und das nicht auf die nette Art).

Es ist einer der Nächte, in denen ich mich frage, warum ich nicht der Mensch sein kann, der ich gerne wäre. Eine blöde Frage, die in mir im Kreislauf des Grübelns endet, den ich zu meiner eigenen Sicherheit unterbrechen werde, in dem ich über meine Gedanken schreibe und sie so aus meinem Kopf (wo sie Schaden anrichten) vertreibe. Wahrscheinlich bin ich nicht der einzige Mensch auf der Welt mit solchen Selbstzweifeln (ganz bestimmt nicht),

Ich zweifel an mir (nein ich verzweifel an mir) auf zwei Ebenen. Beide stehen im Zusammenhang mit meinen sozialen Interaktionen und einer seltsamen Frage, die mich umtreibt. Warum interagieren die Menschen in meinem Umfeld mit mir? Was zwingt sie dazu?
Ich meine damit, ich selber würde mit einem Menschen wie mir nicht interagieren wollen. Vielleicht aus Mitleid, aber ich weiß nicht ob diese Antwort zutreffend ist. Vielleicht, weil ich ein gutes „schlechtes Beispiel“ bin und man sich daher an meiner gegenwart aufwerten kann, frei nach dem Motto „Neben dem Mausebär sieht jeder gut aus„? Das ist eine gemeine Unterstellung, aber für mich wäre das eine Erklärung.

Seit langen Jahren versuche ich an meinem Sozialverhalten zu arbeiten und einige Dinge zu ändern. Ruhiger werden, anderen Menschen mehr Raum bieten, mich nicht so aufspielen, mehr zuhören, auf bestimmte Diskussionen nicht eingehen, nicht jeden blöden Scherz oder Flachwitz mitnehmen, nicht jede Niveaulosigkeit provokant in den Raum stellen – Halt einfach pflegeleichter und sozialer werden.
Aber egal wie oft ich es mir vornehmen, ähnlich wie beim Grübeln schaffe ich es nicht aus meinen bekannten (Denk) Mustern auszubrechen (jedenfalls nicht lange). Ich schaffe es eine kurze Zeit nett und anständig zu bleiben, aber dann will meine innere Rampensau raus und ab ins Spotlight (auch wenn ich das nicht will). Ich weiß nicht, warum mein innerer Narzisst so nach Aufmerksamkeit bettelt, dass er alles mitnimmt, was gerade geht. Und selbst wenn ich ihn versuche ihn in Ketten zu legen, zu binden und zu knebeln, gelingt mir das nur mäßig, da er ein paar starke Verbündete in meinem innerem Team hat.
Heute hatte ich zwar ein paar kleine Teilerfolge, wo ich mich selber zurückhalten konnte und Sachen und Gedanken einfach mal runtergeschluckt habe, aber je später der Nachmittag wurde, umso schwieriger wurde meine Selbstkontrolle und ich verfiel in altes Verhalten.
Zum Glück war ich in einem Bekanntenkreis, die mir das offensichtlich nicht übel nehmen, aber ich würde an ihrer Stelle jetzt sowas wie „Was ein Arschloch, warum muss der immer dabei sein?“ denken, ganz ehrlich.

Entweder versagt meine Perspektivenübernahme (die ich sonst denke ganz passabel zu beherrschen) in dem Fall total, oder es gibt einen anderen obskuren Grund, sich überhaupt mit mir abzugeben. Und den kann ich ehrlich gesagt nicht finden.
Was mich übrigens zum zweiten Punkt meiner inneren Zweifel bringt. Meinen Nutzen in der Gemeinschaft.

Ja, ich weiß, ich bin ein netter Kerl, blah, blah, blah…

Nein, bin ich nicht. Ich bin ein Narzisst und ein egoistisches Arschloch. Stets auf der Suche nach Bestätigung und/oder den eigenen Vorteil. Ich weiß nicht was ich beizutragen habe, denn für alles, was ich so zu bieten habe, gibt es mindestens eine Person in meinem Umfeld, die darin talentierter, geübter oder anders kompetenter ist. Es ist nicht so, dass ich in allem schlecht bin, aber auch in nichts herausragend.
Es gibt keine Thema, welches so das meine ist, wo ich der Ansprechpartner für bin.
Ich bin weder handwerklich begabt (und könnte da was bieten), noch technisch versiert, da muss ich immer andere Fragen. Ich habe keine interessanten oder obskuren Hobbys von denen ich berichten könnte und auch keine Berufserfahrungen, die nicht jemand anderes in meinem Umfeld in intensiverer Form hat. Ich habe keinen besonders interessanten Bildungsstand. Gut, meine Allgemeinbildung ist in Ordnung und man kann sich mit mir über die meisten Themen unterhalten, aber meistens bin ich derjenige, der daraus lernt, weil mir vielfach die Tiefe fehlt. Nur weil ich einigermaßen Wissensgebiete verknüpfen kann, kann ich mich intellektuell über Wasser halten. Aber ich habe kein Spezialgebiet, in den man mich befragen würde oder wo ich Kenntnisse hätte, die sonst keiner in meiner Umgebung einbringen könnte.
Ich bin auch Faul und bringe keine besondere Leistung mit ein. Zum Teil aus Unfähigkeit, zum Teil aus Unsicherheit, aber halt auch aufgrund von Faulheit und fehlendem Blick für die Notwendigkeiten. Ich stehe meist eher im weg, als Hilfreich zu sein. Ich bin der Klotz und dabei zwar massig, aber weder massiv noch attraktiv (obwohl ich bei meinen Dimensionen eigentlich ein eigenes Gravitationsfeld haben müsste).
Nachdem ich ein Bild von mir gesehen habe, was gestern jemand gemacht hat, dachte ich mir auch: „Och Gott, bist Du fett, unförmig, ungepflegt und runtergekommen. Dazu alt, verbraucht und nicht gerade hübsch„, kurzum, ich empfinde mich als optisch unansehnlich (doppelt gemoppelt). Und wer jetzt sagt, das Schönheit im Auge des Betrachters liegt, der sollte mir den Betrachter mit dem großem Auge zeigen, in dem meine Fülle Platz findet.
Wobei es ja eigentlich unwichtig ist, ob mich wer attraktiv findet, da ich mir keine Illusionen darüber mache, dass ich auf das andere Geschlecht auch aus anderen gründen eher unattraktiv wirke, was auch mit meinem Verhalten, meiner sozialen Stellung und meinem Mangel an Eigenschaften zu tun hat.

Klar, ich bin auf dem Weg an mir zu arbeiten, aber Dinge brauchen Zeit und große Projekte brauchen viel Zeit. Ich denke, dass der Rest meines Lebens au dem weg besteht, dessen Ziel ich nie erreichen werde. Gut dass mir zumindest zur Zeit der Weg Freude bereitet, damit kann ich Leben.
Viele Ziele sind für mich nicht mehr erreichbar und dass muss ich akzeptieren. Und viele Schritte sind notwendig, um mich soweit auf Kurs zu bringen, dass ich einigermaßen erträglich (auch für mich selber) werde, was ich auch akzeptieren muss. Ich bin auch durchaus bereit diese Herausforderung anzunehmen.

Nur eines würde ich mir zur Zeit wünschen. Ich fände es toll, wenn mein innere Streben, danach etwas Besonderes sein zu wollen, ein wenig milder wäre, denn ich bin niemand besonderes und werde es auch nicht mehr werden (zumindest höchstwahrscheinlich nicht).
Es wäre schön, wenn ich damit zufrieden sein könnte einfach der Mausebär und nicht von der Anerkennung andere Menschen abhängig zu sein.
Wahrscheinlich muss ich daran selber arbeiten, jeden Tag, Schritt für Schritt.
Und meinen Freunden danken, dass sie mich aushalten während ich weiter versuche sozial Erträglicher zu werden, warum auch immer sie denken, ich wäre es wert (werde ich wohl nie verstehen).

Jetzt habe ich genug von dem Kram aus meinem Kopf und hoffe die Gedanken erstmal loslassen zu können.
Morgen wird wieder ein guter Tag und bis dahin verbleibe ich,

Euer Mausebär
(Sozial unbeholfen und untalentiert)

Ein Kommentar

  • Guten Morgen Mausebär,
    deine Zeilen sind ehrlich und deine Gedanken sind nachvollziehbar.
    Sich zu reflektieren und sein Verhalten zu hinterfragen, macht bestimmt an vielen Stellen Sinn, aber wenn es dich klein macht und Kraft für einen Neustart, für Veränderungen raubt, dann ist das gar nicht gut.
    Wenn dich die Reflexion aber nach diesen Gedanken nach vorne bringt oder zumindest stärkt an dir zu arbeiten, dann ist der Weg kein leichter, aber macht zumindest Sinn.
    Es gibt immer mehr Menschen um Sich herum, die auch an sich zweifeln, sich nicht wohl fühlen, so wie sie sind, als man mit bekommt. Hilft natürlich nicht besonders, dieses zu wissen. Daher geh deinen Weg, auch wenn er schwer ist, bleib bitte dran. Er sollte dich zufrieden machen und niemals allein werden lassen. Ich wünsche dir, das du weiterhin die Kraft hast, mit positiven Gedanken die Natur zu nutzen, die dich zufrieden macht. Viele liebe Weggefährten dabei mitnehmen kannst, diesen deinen schweren Weg weiter zu begleiten ☺️✊️

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