Die Angst vor dem Geschlechterzeugs

Der Mausebär (td) berichtet heute von seinen Gedanken zum gestrigen Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie.

Den heutigen Text habe ich schon gestern, am Sonntag, geschrieben, da sich mir ein interessantes Thema nahezu aufgedrängt hat.
Am Sonntag (dem 17.05.) war der „Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie“.
Das ist ein Tag, der mir auf mannigfaltige Weise einige Gedanken in den Kopf schießt.

Unter anderem verwundert mich ein wenig die Zusammenstellung oder Durchmischung von zwei völlig separaten Themen, denn während sich Homo,- und Bisexualität auf die Orientierung des Geschlechtstriebes bezieht, sind Inter- und Transsexualität Bestandteile der sexuellen Identität. Quasi bezieht sich das Erste darauf, mit wem ich ins Bett gehen möchte und das Zweite darauf, als was ich ins Bett gehen möchte (also im Bezug auf Geschlechteridentität).
Ich frage mich natürlich auch, wo die Lobby für die Paraphilen sind, also Menschen, die sexuelles Interesse an z. B. Gegenständen (Objektophilie) oder Tieren (Zoophilie) haben.

Für alle, die das jetzt falsch verstehen (wollen), ich habe weder Probleme mit Menschen, die nicht innerhalb der gewohnten Norm lieben, noch erst recht nicht mit Menschen, deren geschlechtliche Identität nicht mit dem biologischem Geschlecht übereinstimmt oder nicht in das gewohnte binäre System, das die meisten kennen, passt. Mich stört es weder, noch habe ich Angst davor, warum auch?

Was mich eher stört ist, dass in unserer Gesellschaft noch immer nicht angekommen ist, dass wir alle Individuen sind und es nun mal mehrere Möglichkeiten gibt, sich zu orientieren.
Ich verstehe auch nicht, was es mich angehen sollte, ob sich jemand vom Geschlecht her als Mann, Frau, keines von Beiden, beides Gleichzeitig oder Apache Kampfhubschrauber empfindet.
Ist mir völlig Wumpe!

Genauso wenig, wie es mich interessiert, oder besser gesagt zu interessieren hat, welche Religion, Lieblingsessen bzw. Essgewohnheiten, Einstellung zu Drogen und Genussmitteln oder politischen Überzeugungen jemand für sich verinnerlicht.
In dem Punkt kann man sich zwar im Rahmen des gegenseitigen Kennenlernens mal austauschen, aber im Prinzip ist es für mich von gleicher Bedeutung, wie die Farbe der Unterwäsche der jeweiligen Person.
Ich danke da ganz extrem meinem inneren Egoisten, der mir vermittelt, dass wenn es keine Bedrohung ist oder wenn es kein gemeinsames Interesse ist, mach es Dir einfach und leg es unter der Rubrik „Egal“ ab.
Oder, um es noch konkreter zu sagen, solange mich keiner sexuell belästigt, in meiner Gegenwart andere Wesen sexuell belästigt oder sexuelles Interesse an der selben Person wie ich hat, dann ist es einfach irrelevant.

Ich verstehe immer noch nicht, wie jemand darauf eine Angst projizieren kann.
Gehen wir mal weg von der weit bekannten Angst des Mannes, im Gefängnis die Seife fallen zu lassen. Hierbei geht es um Vergewaltigung, die nur sekundär etwas mit Sexualität zu tun hat, sondern mehr mit Macht und Gewalt. Und ich behaupte auch einfach mal, dass weder homosexuelle Männer noch bisexuelle Männer unter der Dusche vergewaltigt werden wollen. Des weiteren behaupte ich sogar noch ganz dreist, dass es tatsächlich absolut gesundheitsschädlich sein kann, den Knastvergewaltiger als homosexuell zu bezeichnen.
Dass ich schon mehrfach in Gruppenduschen, auch mit homosexuellen Männern, geduscht habe und dabei niemals sexuell belästigt wurde, wage ich auf mehr als nur auf körperliche Unattraktivität meinerseits zu schieben.

Im Prinzip sind die meisten Männer, die Vorurteile oder gar Angst vor Homosexualität haben, die ich bis jetzt kennen gelernt habe, eher sexuell an sich nicht wirklich gefestigt in ihrer Persönlichkeit.
Das klingt jetzt ziemlich böse von mir, aber ich glaube nun mal, dass Vorbehalte gegen menschliches Verhalten, andere Gruppen oder Kulturen immer zu einem gewissen Teil mit der eigenen Unsicherheit zu tun haben.
Als Mensch mit einem gefestigten religiösen Weltbild habe ich zum Beispiel kein Problem damit, andere von diesem Weltbild überzeugen zu müssen, da mir meine eigene Überzeugung reicht.
Genauso mit meiner Sexualität. Ich sehe mich in meiner Sexualität selbst als so gefestigt, dass ich nicht den Anspruch habe, dass andere mir dafür ihre Zustimmung erteilen müssen.

Es ist eine traurige Angewohnheit unserer heutigen Welt, dass jeder Mensch betonen will, was er für eine „einzigartige Schneeflocke“ ist, in dem er oder sie (oder es) sich jeder Menge komischer Trends anschließt, um sich dementsprechend zu präsentieren.
Und während an anderer Stelle der Klau von Daten durch „böse Weltverschwörer“ und „Unrechtsregime“ bemängelt wird, macht sich der „moderne Mensch“ gleichzeitig in den sozialen Medien zum Affen und feiert seine Einzigartigkeit damit, dass er das selbe macht wie alle anderen in seiner Filterblase.
Wenn sich genug zusammenfinden, bildet sich eine Bewegung. Und da sich eine Bewegung ja bewegen muss, tut man das, in dem sich der fröhliche Mob protestierend versammelt und auf Missstände aufmerksam macht.
Nur in einigen Fällen, wie zum Beispiel bei mir, werden dabei so vehement offene Türen eingerannt, dass die fröhlichen Weltverbesserer durch den eigenen Schwung schon wieder durch die Hintertür verschwinden.
Da wundert sich der Haufen dann, dass ich ihn wie etwas betrachte, das bei mir durch die Hintertür verschwunden ist. Betrachtet dieses Bild ruhig mal biologisch.

Es ist einfach komisch, teilweise aber leider nicht lustig, wie sich manche Menschen zu Verteidigern einer Sache in der Öffentlichkeit aufschwingen, die normalerweise keine Sau interessieren würde.
Manchmal geht es einfach nicht um Toleranz sondern um Akzeptanz.
Am Besten akzeptiere ich die Menschen, mit denen ich etwas gemeinsames habe. Und wenn sich diese Ebene gefunden hat, dann kann ich auch viele Ungleichheiten einfach übersehen.
Mich störte es nicht, wenn einer meiner Freunde gerne mit Männern ins Bett geht, machen die meisten meiner Freundinnen auch gerne.
Mich stört es auch nicht, wenn sich ein Freund, der laut Geburtsurkunde als männlich geboren wurde, sich als weiblich empfindet und damit, ganz natürlich für mich, zu meinen Freundinnen gehört.
Mich stört es nicht, wenn meine Freunde lieber Gemüse essen, weil ihnen Fleisch nicht schmeckt, oder ihnen gesundheitlich nicht bekommt, dann ist mehr für mich da.
In so vielen Punkten könnten wir uns doch darauf einigen, uns einfach gegenseitig zu akzeptieren.
Einfach mal egal sein lassen, wen der Typ, den man trifft, an der Hand hat, denn man will ja auch nicht erfahren, wer alles die eigene Angebetete als unmöglich bezeichnen würde.
Wir haben zur Zeit so viele tatsächliche Probleme auf der Welt, warum künstliche erschaffen?

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte zum „Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie“, dann wäre es, dass dieser umbenannt wird zum „Welttag gegen die Angst vor der freien geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung“.
Denn das würde alle Konzepte mit einschließen und darauf aufmerksam machen, dass wir alle so leben und lieben dürfen, wie wir sind.

Dann können wir danach gleich bei Glaube und Kultur weitermachen und dann könnte es doch noch was werden mit einer höheren Ebene der Existenz.

Ganz bewusst sage ich jetzt an dieser Stelle weder etwas zu meinen sexuellen Vorlieben, noch zu meiner geschlechtlichen Identität, nicht nur, weil es Teile der Leserschaft beunruhigen könnte, sondern vor allem, um mit gutem Beispiel voran zu gehen und mal einfach einzuladen, nachzufragen, wenn es jemanden, aus welchem Grund auch immer, interessiert.

Euer, mit seiner Sexualität, Geschlechtsidentität, Glaubensvorstellung und Moral äußerst zufriedener Mausebär (td), der andere Menschen ganz sorgenfrei lassen kann, was und wie sie sind.

3 Kommentare

  • Ja, ich gebe Dir in vollem Umfang recht. Es macht mich wütend wenn man wieder irgendwo hört oder liest, dass bekannte Persönlichkeit XY schwul oder lesbisch ist. Es sind Menschen wie du und ich, und mich interessiert es nicht wirklich mit wem der/die Jenige ins Bett geht, oder als was man sich empfindet. Bei GMX war zuletzt ein Bericht dieser Art zu lesen. Ich habe es mir nicht nehmen lassen und die Redaktion angeschrieben. Mit der Anmerkung: ich sei eine alte Frau und für mich ist homosexualität ein Bestandteil der Menschheit (immer gewesen). Was bewegt einen jungen Autor solch einen Mist zu schreiben. Zu versuchen, im Jahr 2020, Menschen immer noch zu denunzieren. Was interessiert es ihn wer mit wem ins Bett geht. Er könnte ja mal einen Bericht verfassen welche Stellungen er mit seinen Sexbeziehungen praktiziert, oder wie oft er schon fremdgegangen ist, vielleicht findet er da interessiertere Leser.

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