Einer dieser Tage

Eine kaum hilfreiche Selbstbetrachtung, lieblos hingeschmiert vom unmotiviertem Mausebär (a.k.a. Thorsten Dürholt)

[Gelesen und nur geringfügig redigiert von su, die heute auch einen dieser beschriebenen Tage hat – mit Halsweh und Erschöpfung]

Mal wieder ist es Freitag. Und es ist einer dieser Tage…
Ich weiß nicht, ob ihr es schon wusstet, aber manchmal habe ich diese Tage.
Also, ich meine jetzt nicht so in dem Sinne wie das holde Geschlecht.
Es sind diese doofen Tage, an denen man morgens schon merkt: „Das wird heute einer dieser Tage“
Wenn ich morgens aufwache, auf Klo gehen muss und im Badezimmer wieder diesem komischen Mann begegne, der sein Fenster direkt an meinem Fenster hat und die Unverschämtheit besitzt, sein Badezimmer haargenau wie meines einzurichten, ist es schon zu spät.
Er schaut mich mit diesem lustlosen und müden Augen an. Ich schaue zurück und lasse mich von der Apathie anstecken.
Ab ins Wohnzimmer, meine tägliche Anbetung der Götter der Pharmazie durch ein Schluckopfer durchführen, grob mit Wasser nachspülen und ab zurück ins Bett. Möglichst ohne ein Gespräch aufgedrängt zu bekommen.
Dann wieder ins Bett kuscheln. Jetzt kommt der kritische Moment. Die Spannung steigt.
Und ja, ich mache den kritischen Fehler, ich schaue auf mein Handy-Display.
Damit ist die Entscheidung unwiderruflich – es wird einer dieser Tage.
Ich stelle fest, dass ich wieder mal schneller als mein Wecker war. Ich hätte noch eine Stunde voll sanftem Schlaf. Trotzdem mal die Mails checken. Dann die Messenger-Dienste, What‘s App, Threema und Telegram, alles wird gecheckt. Nachrichten mal eben beantworten und zack, plötzlich sitze ich vor meinem Rechner und haue in die Tasten.
Im Hinterkopf sortiere ich meine Termine für heute. Lust habe ich keine…
Aber es geht ja nicht nach dem Lust-Prinzip, das Leben ist kein „Ponyschlecken“.
Aber warum eigentlich nicht?
Darf ich mir mein Leben nicht so gestalten wie ich will?
Nein, ich habe heute Termine, Verpflichtungen und ähnliches. Ich könnte mich zwar krank melden, aber ich bin ja nicht krank.
Warum ist Unlust eigentlich keine anerkannte Krankheit?
Ich meine nicht die vorgeschobene Unlust, weil man eigentlich was ganz anderes machen möchte, sondern diese echte Unlust.
Wo ich mich den ganzen Tag zusammenreißen muss, um nicht unfair und verletzend zu meinen Mitmenschen zu werden.
Wo jede Tätigkeit mit der Option des Scheiterns beginnt.
Wo ich das geistige „Ach, Nö…“ im internem „Spar-Abo“ gleich fünfmal abonniert habe.
Tatsächlich habe ich an diesen Tagen auch immer die gleichen Sorgen und Ängste.
Ich mache den ganzen Mist, weil ich mich der Konfrontation nicht stellen will. Ich habe versprochen etwas zu tun und dann tue ich es auch.
Klar, wäre ein verschieben durchaus eine Möglichkeit, aber wer immer die Idee hat weiß nicht mit welchen infernalischen Mächten ich es in meinem Leben zu tun habe. Ich zitiere da mal die Comicfigur Werner von Brösel:“ Auweia, das gibt Mecker…“.
Ich möchte mich auch nicht auf meine Diagnosen zurückziehen. Ich habe keinen depressiven Schub, ich habe Unlust. Das hat doch jeder mal.
Eigentlich will ich jetzt auch gar nicht schreiben.
Gut, das Schreiben macht mir Spaß. Ich setze meine eigenen Regeln, habe freie Auswahl der Themen und kann über meine Unlust meckern. Ich kann auch selbst bestimmen wie viel ich heute schreibe und vor allem wann.
Moment, das Wann kann ich gar nicht bestimmen. Ich sitze ja schon dran.
Hatte ich nicht noch vor kurzer Zeit den Gedanken: “Na gut, dann mache ich das mal eben, dann ist fertig und ich kann mich wieder in meiner Grütze suhlen!“
Fairerweise muss ich das zugeben. Selbst die Dinge die mir Spaß machen, sind mir an einem dieser Tage irgendwie lästig.
Und Aufmunterung ist keine Option. Ich hasse motivierende und aufmunternde Dinge, jedenfalls an diesen Tagen.
Mein innerer Zyniker verwandelt sich in einen Werwolf und zerreißt alles, was nur im Ansatz positiv oder motivierend ist. Blut spritzt, Knochen splittern. Ein Blutbad der guten Laune. Mein innerer Sadist jauchzt vor Freude.
Ja, an diesen Tagen könnte ich anderen Menschen mit Freude wehtun, wäre ich nicht so unmotiviert.
Mein innerer Narzisst will zwar bespaßt werden, wie ein römischer Imperator thront er auf einem Diwan in meinem Palast und lässt sich von den drei Grazien, Faulheit, Zynismus und Selbstsucht mit Weintrauben füttern. Mit eiskaltem Daumen entscheidet er, dass der Sadist ihn nicht bespaßt und die Wachen zerren in zurück in seinen Kerker.
Ja, an diesen Tagen gibt es keine Demokratie in meinem Kopf, da herrscht „spätrömische Dekadenz“.
Die Logik hängt noch schlaftrunken im Vomitorium ab (schlagt es nach, es lohnt sich) – ich meine das Legendäre nicht das „Areniale“(das ist jetzt eine neue Wortschöpfung, befürchte ich).

Und weil heute einer dieser Tage ist, wird mein Text heute kurz.
Habe ich eine Lösung für mein Problem?
Nein, habe ich nicht!
Heute gibt es keinen Ratschlag am Ende.
Die einzige Moral ist, das ich manchmal diese Tage habe.
Ich glaube, das hat nichts mit krank oder gesund zu tun. Wahrscheinlich kennt jeder dieses Phänomen.
Und vielleicht hat es auch was Gutes.
Vielleicht gönne ich mir heute auch einen dieser Tage.
Einfach mal in meiner inneren Unzufriedenheit rumsuhlen.
Wir alle kenne wahrscheinlich den tiefen See unserer Melancholie, aber es ist unsere Entscheidung, ob wir darin versinken, oder pfeifend auf unserem Rücken darauf herumzuschwimmen und uns die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Oder mit unsere Liebsten darauf eine Bootstour machen. Oder…

Ich schaue jetzt mal was ich aus „diesem“ Tag so machen lässt, und gebe zurück in die Redaktion.

Heute mal mit missmutigen, ja sogar pampigen Grüßen (aber doch viel Liebe),

Euer Mausebär (a.k.a Thorsten Dürholt)

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