Ich bin ein Narzisst – also feiert mich !!!
Eine denkwürdige Festrede oder eine feierliche Andacht von dem gerade durch den 25. Beitrag sehr feierlich berührten Mausebär
Heute feiere ich ein kleines Jubiläum, denn ich schreibe gerade den 25. Beitrag in der Rubrik „Mausebärs Philosophien“.
Exakt am 30.03.2020 veröffentlichte ich den ersten Text in dieser brandneuen Rubrik unter dem Titel: „Lagerkoller – Eine Betrachtung meiner persönlichen Krise“.
Seitdem habe ich in 23 weiteren Texten meine Gedanken in die Öffentlichkeit gesandt.
Und jetzt folgt der 25. Text, also schon ein kleiner Grund, stolz auf mich zu sein.
Aber auch ein Grund, ein wenig Zwischenbilanz zu ziehen.
Für mich bedeutet dieses Jubiläum auch 25 Tage „Leben mit der Krise“.
25 Tage Lagerkoller mit all seinen Vorteilen und Nachteilen.
Was hat mir also die Krise bis jetzt gebracht?
Als erstes will ich feststellen, dass alles gar nicht so schlimm ist, wie befürchtet.
Einfach mal so gesagt. Ich will mich jetzt gar nicht über irgendwelche Details bezüglich Corona auslassen, das Fass mache ich bestimmt nicht auf. Auch über die vielen Theorien um den Zustand schere ich mich nicht, da ich es zur Zeit einfach nicht einschätzen kann. Manche wilden Theorien belustigen mich am Rande und hin und wieder spielt auch meine Fantasie mit der Einordnung der Geschehnisse in das „große Bild“, aber der Spaß daran ist nur marginal. Der ein oder andere Witz über die Krise entlockt mir noch ein müdes Lächeln, aber auch als Humor-Steinbruch hat die Krise schon vollständig abgebaut.
Gestern gab es dann noch den Aufreger des Tages mit der Mundschutzpflicht, aber selbst da regt sich mein innerer Wutbürger nur mäßig auf.
Bei mir entsteht Corona-Lethargie.
Seit 25 Tagen bin ich jetzt zu Hause und ärgere mich, dass ich die niedrigen Spritpreise nicht ausnutzen kann und vergesse dabei, dass ich ziemlich viel Sprit einspare. War ich vor der Krise noch recht häufig unterwegs, bewege ich jetzt mein Auto maximal ein- bis zweimal in der Woche. Ich lebe den ganzen Tag zuhause.
Und obwohl ich am Anfang noch fürchtete, ich würde auf der Couch festwachsen, bin ich doch aktiver als vorher. Ich komme nicht mehr viel zum Fernsehen, da ich im digitalen Raum unterwegs bin.
Ganz neue Projekte tun sich für mich auf und ich habe große Pläne (Nein, nicht die Weltherrschaft – noch nicht!).
Die Distanz ermöglicht es mir, so offen wie nie zuvor zu kommunizieren. Meine antrainierten und bewährten Masken funktionieren weder im Videochat, noch in der direkten Konfrontation mit mir selbst.
Genau diese Konfrontation bedeutet das Schreiben für mich. Der erste Leser den ich habe, merkt sofort was am Text unehrlich ist, weil er es formuliert hat. Ich kann mich schlecht selbst austricksen – und das stellt sich mittlerweile als mein größter Trick heraus.
Es tut mit gut, ehrlich über mich zu schreiben und mit mir selbst ins Gericht zu gehen.
Jeden Tag nehme ich mir die Zeit und gehe meinen Gefühlen nach, mal selbstkritisch, mal satirisch und manchmal auch tragisch.
Das plane ich nicht, das strukturiere ich nicht und das verfälsche ich auch nicht.
Meine Texte kommen aus dem Kopf, dem Magen oder dem Herzen, aber immer größtenteils ungeschminkt – ein wenig „aufhübschen“ darf sich ja jede Lady, also auch ich „Ehren-Girlie“.
So schaffe ich zwar keine einheitliche Qualität, aber das will ich gar nicht. Hätte ich Bock auf Einheitsbrei, würde ich euch jeden Tag die Fortsetzung eines Schundromans präsentieren.
Meine Texte gehen mit mir spazieren und ich kenne nur den Anfang. Den Weg bestimmt der Fluss in meiner Arbeit und das Ende ist meist nicht im geringsten das, welches ich am Anfang geplant habe.
Es gibt auch kein Script und kein Gerüst, ich schreibe, korrigiere ein paar Fehler, setze das Ergebnis in ein anständiges Format und lasse dann die fleißigen Lektoren darüber schauen. Der Inhalt und auch der Weg werden dabei niemals verändert, nur ein paar Stolpersteine werden ausgemerzt, damit sich meine Leser nicht die geistigen Füße stoßen.
Das ist übrigens gerade eine gute Abzweigung zurück zum Thema, denn das bedeutet ja auch, dass ich jetzt zum 25. Mal mich auf eine Redaktionssitzung mit zwei meiner Lieblingsmenschen freuen kann, die mich stolze 25 Tage ertragen haben.
Das ist eine beachtliche Leistung von Sonja und Alex.
Und wahrscheinlich werden sie mir auch beim 25. Mal vorgaukeln, dass ihnen etwas an meinen literarischen Machwerken gefällt. Auch darüber freue ich mich wie ein Schneebär (oder so ?!?).
Was gibt es noch zu sagen?
25 Mal ist mir etwas eingefallen, über das ich schreiben kann. Ich glaube, ich habe noch für weitere 25 Tage Themen in mir drin.
Damit komme ich auch zu meiner inneren Frage, wie lange wird die Krise noch andauern?
Wann darf ich meine Freunde endlich wieder in die Arme schließen?
Wann kann ich wieder „Penis-Witze“ mit meiner Lieblingsgruppe teilen – live und direkt?
Und wann wird dieser Lifestyle zur Gewohnheit?
Ich befürchte ja, die Phase nach der Krise wird viel mehr Krise für mich, als alles, was gerade passiert. Mich wieder Umgewöhnen an meine neue/alte Lebensweise, wird ein langwieriger und schwieriger Prozess.
Da bei mir gerade auch so viel einfach rund läuft, befürchte ich auch eine schmerzhafte Trennung von meinem Inselparadies auf dem Dachboden, von dem aus ich mit der ganzen Welt verbunden bin.
Jahrelang träumte ich immer mal, davon ein Einsiedler zu sein. Am liebsten so ein Schmuckeremit – das sind Menschen, am häufigsten Männer, die in alten Zeiten, von den privaten Besitzern größerer Parkanlagen, zumeist in England, dafür bezahlt wurden um, gleich einem Eremiten, einsam in dem Park in einer möglichst natürlichen Behausung, wie zum Beispiel einer künstlich angelegten Höhle, zu hausen und damit den Eindruck zu erwecken, der Garten hätte den mystischen Beiklang eines wild lebenden Philosophen (typisch Engländer) – in einer romantischen Parkanlage bei einem hübschen Schloss.
Dank Internet und anderen Kommunikationsmitteln wird der Gedanke immer verführerischer.
Gut, das regelmäßige Knuddeln würde mir fehlen, denn das fehlt mir zur Zeit auch ganz schrecklich.
Aber vielleicht bekomme ich dafür Besuch von meinen Freunden. Dann grillen wir auch in der herrlichen Parkanlage, fest versprochen.
Ein verführerischer Gedanke, aber auch völlig un-umsetzbar.
Und glücklich würde ich auch nicht werden. Vielleicht wäre ich die ersten 2 Wochen sehr zufrieden damit, vielleicht sogar 25 Tage, aber danach…
…danach müsste ich dringend wieder zu meinem Thema zurückkehren, denn das Ende meines Textes nähert sich so langsam.
25 Tage habe ich geschrieben und auch die nächsten 25 Tage werde ich weiterschreiben, wenn nichts dazwischen kommt, wie buhende Menschenmassen in meinem Vorgarten, eine total entnervte Redaktion, mein vorzeitiges Ableben, Zensur durch irgendwelche Geheimdienste oder andere Unannehmlichkeiten.
Man könnte quasi sagen, es ist Bergfest.
Und beim 50. Beitrag in den Chroniken der mausebärischen Philosophie werde ich sehen, wie es weitergeht.
Aber eines sage ich Euch, wenn es bis zum Beitrag Nummer 100 noch im täglichen Rhythmus geht, weil die Krise immer noch andauert, dann mache ich aber mal Ferien, mindestens einen Tag!
Morgen wird es wieder etwas anständiges (oder unanständiges) zu Lesen geben, das uns vielleicht wieder zum Grübeln oder Schmunzeln anregt, aber für heute bitte ich mir diese kleine Jubiläumsschrift zu verzeihen und hoffe, der ein oder andere freut sich mit mir auf die nächsten Beiträge vom Mausebär.
Es grüßt euch zum 25. Mal,
Euer Mausebär (a.k.a. Thorsten Dürholt)
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