Speaker´s Corner: Ich sehe Nachrichten

Ein Text vom Udo Klingen -redigiert und mit einem Vorwort vom Thorsten Dürholt

Gerade habe ich einen Text von Udo bekommen, mit der Frage, ob dieser was für unsere Seite wäre.
Gut, das löste erstmal einen Sturm an Gedanken bei mir aus.
Ist es richtig, wenn ich anderen Autoren erlaube, in unserem Blog zu posten?
Welche Rubrik muss ich dafür eröffnen?

Wie weit darf ich als Lektor redaktionell eingreifen?
Dann las ich den Text nochmal und stellte fest, ja, diese Meinung muss auch auf unsere Seite.
Vieles ist mir als Redakteur unserer Online-Präsenz noch neu, aber schon Baden-Powell sagte „Learning by doing“.

Frei nach diesem Vorsatz präsentiere ich euch den wunderbaren Text „Ich sehe Nachrichten“.

Ich sehe Nachrichten.

Ich sehe Nachrichten.

Ich höre nur noch Corona.
Ich höre große Zahlen, sie benennen die Zahl der Menschen die mit dem Covid-19-Virus infiziert sind.
Ich höre kleine Zahlen, sie benennen die Menschen, die genesen sind.
Ich höre noch kleinere Zahlen, sie benennen die Menschen, die am Virus verstorben sind.
Ich höre, dass ich um Himmels Willen nicht glauben soll, was nicht über die Großen Medienanstalten verbreitet wird.

Ich höre/sehe Nachrichten.

Ich höre, dass die Lieferketten nicht mehr funktionieren.
Ich höre, dass die Wirtschaft vor einer Rezession steht.
Ich sehe mehrere Tage die gleichen Bilder von den gleichen Straßen und Plätzen mit nur wenigen Menschen.
Ich höre/sehe Interviews von den wenigen Passanten, die ALLE befürworten, was die Regierung/Behörden von uns verlangen.
Wir dürfen uns nicht treffen, um dem Virus eine Ausbreitung zu erschweren.
Ich sehe Bilder von leeren Regalen in Supermärkten.
Es fehlen Mehl, Hefe, Milch und vor allem Toilettenpapier.
(Eigene Beobachtung- auch Nudeln und einige Konserven sind in den Regalen nur noch wenig bis gar nicht vorhanden).

Ich stelle mir Fragen.

Ich frage mich sind die Leute verrückt?
Sind die Leute gierig?…
Ich frage mich warum Interviews nur von den gleichen, oder fast nur von den gleichen Menschen gesendet werden.
Ich frage mich ob es keine Menschen gibt, die andere Meinungen haben?

Diese Zeilen schrieb ich Anfang vergangener Woche, doch während des Schreibens erschien es mir völlig sinnlos, es aufzuschreiben und/oder in der Phönixgruppe zu posten.

Heute Nachmittag ging ich einkaufen. Ich brauchte nur wenige Dinge.
Ich gehe immer mit Rucksack zum einkaufen, daher brauche ich so gut wie nie einen Einkaufswagen.
Vor dem Supermarkt wurde ich aufgefordert, einen Wagen zu nutzen.
Mein Freiheitsdrang und meine Abneigung, mich Bevormunden zu lassen sprangen sofort an. Ich zuckte jedoch nur mit den Schultern. Ich schüttelte leicht den Kopf und nahm artig einen Einkaufswagen – vor Wut spürte ich Brechreiz.
Ich ging direkt zur Kasse, da wo man Tabak bekommt. Wieder einmal war meine bevorzugte Marke nicht erhältlich.
Innerlich vor Wut schäumend, doch äußerlich vollkommen ruhig, verließ ich mit leerem Wagen den Laden.
Ich sagte freundlich „Tschö“ , zu dem Türsteher, aber ich dachte: „Du Arschloch hast mich genötigt, diesen dämlichen Wagen hier rum zu schieben“.
Ich brauchte über eine Stunde um mich wieder ab zu regen.
Bin ich bekloppt??
Warum rege ich mich so auf, ich muss doch Verständnis für die Angst der Menschen haben.
Etwa eine Stunde später fing ich hier an, weiter zu schreiben.
Beim Schreiben wurde mir klar, dass ich nicht auf den Türsteher sauer bin. Ich bin auch nicht wirklich sauer, weil ich nicht meinen Tabak bekommen habe.
Ich bin Stinksauer, weil die Medien die Leute dermaßen in Panik versetzen, dass es zu solchen unsinnigen Maßnahmen kommt.
Sowas wie den Zwang, einen Einkaufswagen zu nutzen.
Es ist auch nicht wirklich der Einkaufswagen, der mich so tierisch nervt.
Es ist das, was ich nicht zu denken wage.
Es ist das, was da wohl noch auf uns zu kommt.
Es ist die Möglichkeit, dass die im Moment so oft praktizierte Solidarität, die Hilfsbereitschaft unter den Menschen umschlagen kann.
Und zwar umschlagen in Rücksichtslosigkeit und Gewalt.
Ich will keine Nachrichten mehr schauen, doch einem inneren Zwang folgend, schaue ich sie mir doch an.
Ich höre/sehe eine französische Krankenschwester, die von Nachbarn aufgefordert wird, weg zu ziehen, weil sie ja schließlich mit kranken und infizierten Menschen in Kontakt kommt.

Träume ich `nen Endzeitfilm???
Oder passiert grade das, was mit bzw., aus Raumschiff Enterprise hervor ging – jeder hat einen kleinen Kommunikator, nennt sich Handy/Smartphone.
Bin ich Paranoid ?

Nun, die Zukunft wird es zeigen.

Udo Klingen

Habt ihr auch Texte, die zu uns passen und wollt ihr diese unserer Redaktion anvertrauen, setzt euch mit uns in Kontakt und sendet uns euer Material zu.
Vorerst gerne unter info@erfahrungsexperten-niederrhein.de

Demnächst auch sicher an eine eigene Redaktionsadresse,

Für die Redaktion,

Thorsten Dürholt

3 Kommentare

  • Ich bin da ganz bei Dir.
    Auch ich frage mich, was da gerade passiert und wie es weitergehen soll/wird.

    Manchmal glaube ich an dem blödem Spruch: “ Die Frage ist nicht ob Du paranoid bist, sondern bist Du paranoid genug“, aus dem genialem Film „Strange Days“, ist mehr dran, als man im ersten Moment denken mag.
    Ich hoffe genauso wie Du, dass die Ängste, die mich zur Zeit begleiten, unbegründet seien werden.

    Antworten
  • Grüßt Euch, meine Lieben.
    Die „Speakers Corner“ sehe ich als eine digitale Begegnungsstätte an. Da uns momentan physische öffentliche Begegnungsstätten nicht zur Verfügung stehen, bin ich froh, wenn hier nicht nur das Team der Erfahrungsexperten am Niederrhein seine eigenen Worte von den digitalen Wänden hallen hört.
    Im Gegenteil bin ich froh über jeden Gastbeitrag, denn er bringt einen neuen Blickwinkel in mein Leben und bereichert unsere Diskussionen.

    Antworten
  • Grüß Dich, lieber Udo.

    Die von Dir beschriebenen Gefühle kann ich gut nachvollziehen. Mir geht es ähnlich.
    Spätestens seit der erlassenen Kontaktsperre ist die Ausnahmesituation in unserer Gesellschaft nicht mehr zu ignorieren, weil unsere Gewohnheiten betroffen sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir zum Beispiel gerne oder ungerne Einkaufen gehen. Gewohnheiten geben uns Halt, eine feste Struktur. Das Einkaufen gehört zu den notwendigen Handlungen, um unser Grundbedürfnis nach Nahrung zu stillen. Der soziale Kontakt steht auf der Bedürfnispyramide wie auch das Bedürfnis nach Sicherheit ebenso zentral in unserem Leben.
    Von frühester Kindheit an sind wir in Deutschland es gewohnt, dass unser Leben, die gerade genannten Grundbedürfnisse betreffend, in den immer gleichen konstanten Bahnen verläuft. Wir kannten bisher nur persönliche, individuelle Ausnahmesituationen, wenn wir selbst oder uns Nahestehende durch Unglück oder Krankheit unsere Grundbedürfnisse nicht mehr wie gewohnt stillen konnten. Nun aber ist die ganze Gesellschaft betroffen. Das kann uns nicht kalt lassen, denn zum ersten mal erkennen wir Risse im Fundament unserer gewohnten Strukturen.
    Gerade in solchen Fällen wächst ein anderes Bedürfnis in uns: jenes nach Informationen, Nachrichten, um uns selbst mit eigenen Sinnen von der ungewöhnlichen Lage einen Eindruck machen zu können.
    Die technische Entwicklung und die von uns gefühlte Beschleunigung der Welt hat zur Folge, dass wir einer unübersichtlichen Vielzahl von Informationen ausgesetzt sind. Jede einzelne buhlt um unsere Aufmerksamkeit. Den Wahrheitsgehalt einzelner Informationen abzuschätzen, wird dadurch erschwert, weil wir in den wenigsten Fällen selbst einen Eindruck erhalten konnten. Wir können auch nicht jede Nachricht unmittelbar auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen.
    Wir können jedoch mehrere Quellen überprüfen und mit anderen Menschen in Kontakt treten, diskutieren und die Nachrichtenlage einordnen. Auch unser eigener Erfahrungsschatz vermag uns mit unserem Bauchgefühl oft in die richtige Richtung zu lenken.
    Für meine Begriffe ist es zudem wichtig, sich darauf zu besinnen, von welcher Plattform eine Nachricht stammt. Seit Jahrzehnten dienen die Hauptnachrichten in TV und Radio als seriöse Informationsquelle. Deutschland ist ein Land mit einem ebenso unabhängigen und freien wie auch umfangreichen Medienangebot. Soziale Netzwerke wie Facebook, YouTube, Twitter und ähnliche sind keine seriösen Nachrichtenkanäle. Diese Plattformen sind gigantische Marktplätze, die weder Sendezeiten noch Seitenzahlen noch Auflagenstärken unterworfen sind. Fast jeder kann und darf dort fast jeden Meinungsbeitrag erstellen, der dann von jedem Nutzer auffindbar ist. Tagesschau, heute-sendung, FAZ, Bild sind zwangsläufig einer engen Auswahl an Nachrichten unterworfen, die in 15-20 Minuten Sendezeit oder auf 10-20 Seiten passen müssen. Generationen von Journalisten haben in Deutschland für die Pressefreiheit und unabhängige Medien gekämpft und gearbeitet, arbeiten weiter daran. Wir leben nicht in einer Autokratie mit staatlicher Propagandamaschine. Unsere Medien sind vielfältig und kritisch, gehören vielen verschiedenen Eigentümern.
    Die aktuelle Situation rund um Corona bezieht ihre Brisanz daraus, dass auf der Welt in fast allen Staaten die Gesundheitssysteme zusammengebrochen sind, TROTZ der niedrigen Zahlen.
    Corona ist nicht die Pest und nicht die spanische Grippe, nicht Ebolah oder Influenza. Über 90% der Infizierten überleben, bei weitem werden sich nicht alle Menschen auf der Welt überhaupt infizieren. Aber es reicht, dass bis heute in fast allen Staaten Ärzte nicht alle Erkrankten mehr behandeln können, wie bei einem Trichter, in den mehr Wasser gefüllt wird, als durch den Ausfluss wieder herauskommen kann. Daher gilt es nun, einerseits die Infektionsketten zu verlangsamen und natürlich andererseits alle Mittel zu mobilisieren, die Gesundheitssysteme so anzupassen, infrastrukturell, finanziell, und materiell, dass dieser Krise und mögliche Krisen der Zukunft wirklich vorbereitet begegnet werden kann.

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