Zeit für Geselligkeit – Aber wann feiern wir dann?
Der Austausch mit Gandalf geht in in eine weitere Runde und der Mausbär (td) widmet sich im heutigen Beitrag seinen aktuellen Argumenten.
Nach dem Beitrag „Tankpause“ hat sich – genialerweise – Gandalf gleich noch einmal zu Wort gemeldet mit mehreren interessanten neuen Argumenten für seine Position:
Zeit für Rituale, Feste und Geselligkeit.
Gandalf, alias Udo Klingen, aus seinem Kommentar zum Beitrag „Tankpause“ von td
Ja. Das sind wichtige dinge.Man sollte sie nicht vergessen.
Denn bei diesen Gelegenheiten Tanken wir Kraft.
Wie du schon im vorherigen Beitrag richtig bemerkt hast,sind die meisten Feiertage Religiöse-Christliche Feiertage.
Wir wollen jedoch keine Religiös Basierte Diskussion führen,wir würden uns nur gegenseitig die offenen Scheunentore ein rennen.
Im laufe der letzten mindestens 50 Jahre,hat sich das Verhältnis der Bevölkerung zu diesen Religiösen Ritualen Sehr,sehr Stark verändert,so das die meisten Leute nicht mehr wissen was da gefeiert wird.(Pfingsten ist übrigens der Tag an dem der Heilige Geist sich auf die Jünger Jesu/Apostel übertrug und sie mit allem ausstattete das sie zur Missionierung brauchten)
Also ist man dazu über gegangen so ziemlich jeden Feiertag Zweck zu entfremden. Wodurch sich „neue“ oder stark veränderte Rituale heraus gebildet haben,die jedoch nicht weniger Wichtig geworden sind,auch und besonders in Wirtschaftlicher Hinsicht. Gastronomie und Tankstellen,Profitieren besonders davon.
So hat sich die Bevölkerung neue Möglichkeiten geschaffen die Feiertage zu genießen und somit Kraft und Ruhe zu Tanken.
Denn wenn ich von Ruhe gesprochen/ geschrieben hab ,dann ist es genau das was ich gemeint hab.Kraft Tanken. Ob durch Ruhe oder gemeinsame Unternehmungen spielt dabei keine Rolle.
Durch die Kalendarische Fixierung dieser Tage sind sie leichter Planbar,und können wenn gewünscht in größerem Rahmen( ich mein mehr Leute) satt finden.
DAS. Ist es was ich zum Ausdruck bringen wollte.
Wir sind damit im Prinzip schon derselben Meinung, dass es Tage geben sollte, an denen man Kraft aus der Gemeinschaft schöpfen kann, unabhängig davon, ob wir diese jetzt als Rituale, Feiern oder anderes begehen.
Dass wir Ruhetage ebenso nötig brauchen, ist ebenfalls unstrittig.
Ich freue mich auch, dass wir nicht über den Sinn oder Unsinn, Feiertage religiösen überlieferten Begebenheiten zuzuordnen, streiten wollen. Da bin ich ganz bei Gandalf, das führt höchstens zu Unmut.
Streitpunkt bleibt die gesellschaftliche Fixierung im Kalender. Da sind wir grundsätzlich anderer Meinung.
Wenn ich kurz Gandalfs Argumente zusammenfassen darf, wie ich sie verstehe:
- Das System der Feiertage funktioniert, auch wenn es nicht mehr dem ursprünglichem Sinn dient.
- Die Feiertage bilden Fixpunkte für gemeinsame Termine, weil an dem Tag alle Beteiligten Zeit haben.
- Feiertage erleichtern die Planung von gemeinsamen Aktivitäten.
- Wirtschaftszweige profitieren von den fixen Feiertagen.
Ich hoffe, ich habe das so richtig verstanden, ich lasse mich da gerne berichtigen.
Wie sehe ich diese vier Punkte?
Das System der Feiertage funktioniert, auch wenn es nicht mehr dem ursprünglichen Sinn dient.
Das sehe ich als ein Argument der Bequemlichkeit.
Dass sich das System der fixen und vor allem einheitlichen Feiertage nicht bewährt hat, zeigt sich doch recht deutlich an dem verändertem Verhältnis in der Gesellschaft.
Wäre das System funktional, würden die Menschen die Feiertage nicht für andere Dinge nutzen.
Dass sich die Feiertage heimlich zu festgelegten Urlaubstagen, an die ein großer Teil der Bevölkerung gebunden ist (nicht alle, denn manche arbeiten an Feiertagen), gewandelt hat, ist genauso mysteriös wie der Umstand – der mich schon in der Schule störte – dass Kinder anderer anerkannter Religionsgemeinschaften zusätzliche Feiertage bekamen. Das finde ich einfach unfair.
Die „neuen Rituale“, wie Vatertag oder „Maidemonstrationen“ ganz in Ehren, aber hat das noch seinen eigentlichen Sinn?
Nur, weil die Gesellschaft ein geeignetes Improvisorium gefunden hat, heißt das noch lange nicht, dass wir nicht eine bessere Lösung anstreben dürfen.
Die Feiertage bilden fixe Punkte für gemeinsame Termine, weil an dem Tag alle Beteiligten Zeit haben.
Alle Beteiligten haben Zeit, außer den Menschen, die am Feiertag arbeiten müssen/dürfen, also die „systemrelevanten“ Menschen.
Außerdem sind da noch jene Menschen, die mehr als einen Bekanntenkreis haben, welche um gemeinsame Aktivitäten an den Feiertagen konkurrieren.
Schon als Kind hörte ich da so manches mal „Da habe ich keine Zeit, da bin ich schon verabredet.“.
Feiertage sind heiß begehrt in manchen Bekanntenkreisen. Da ist es leichter, einen Termin an „normalen Tagen“ zu finden, da die andere Mitmenschen an den Feiertagen schon verplant sind oder sich den Tag mal als Ruhepause gönnen wollen.
Feiertage erleichtern die Planung von gemeinsamen Aktivitäten
Dass sich ein Problem ergeben wird, Feierlichkeiten zu organisieren, glaube ich eher nicht – im Gegenteil.
Die fixen Anlässe bleiben ja bestehen, aber während sich der gläubige Christ mit anderen Gleichgesinnten an Pfingsten einen Feiertag nimmt, um gemeinsam in der Gemeinde zu feiern, macht es der Heide vielleicht zur Sommersonnwende, um mit Gleichgesinnten am Lagerfeuer zu stehen (was der Christ wiederum zu Ostern macht). Der „Nerd“ hat trotzdem fix am 4.Mai den Starwars-Tag.
Auch heutzutage organisieren sich Events und Veranstaltungen abseits von staatlich verordneten Tagen und Veranstalter versuchen zwar, durch geschicktes Planen im Kalender, ihr Angebot für möglichst viele zu öffnen, daher am Feiertag, wenn viele Zeit haben, treten dadurch aber auch stets in Konkurrenz mit anderen Veranstaltungen.
Einfaches Beispiel:
Wie oft wird eine „wichtige“ Geburtstagsfeier, gemeint ist hier: zu einem „runden“ Geburtstag, zwei bis drei Tage nach hinten verschoben, um an einem Wochenende oder Feiertag zu feiern.
Dort konkurriert das verschobene Ehrendatum mit vielen anderen Veranstaltungen.
Das behindert eher die Planung, denn Veranstaltungen und Feiern sind nicht mehr anlassbezogen im Kalender verankert, sondern auf die Feiertage fixiert. Dort konkurrieren sie, wie schon erwähnt, mit anderen Veranstaltungen.
Jede Art von Zusammenkunft wird vorher geplant. Da ist es doch egal, ob man sagt „Wir treffen uns zu Pfingsten.“, oder „Nimm dir am x-ten Juni nichts vor, da machen wir unser jährliches Treffen.“.
Auch Rituale können entsprechend geplant werden, nach den Vorlieben der Beteiligten.
Ich persönlich denke, dass die einzelnen Festlichkeiten nicht nur wie gewohnt stattfinden, sondern sogar intensiver und besser besucht werden.
Die Tatsache ist, wir machen keine Veranstaltungen, weil ein Feiertag ist, sondern wir legen unsere Veranstaltungen auf Feiertage, weil da viele Menschen Zeit haben.
Sollte man aber flexibel seine Feiertage selbst wählen können, kann man sich aus dem herrlichen Angebot des Eventkalenders die Tage aussuchen, an denen man sich an etwas beteiligen will und macht dort einen Feiertag.
- „Deine Lieblingsband kommt oder ein Festival ist geplant, mache einen Feiertag“
- „Oma wird 99 Jahre alt und feiert im großen Stil, nimm Dir einen Feiertag“
- „Deine Gemeinde trifft sich, um einem religiösen Anlass zu gedenken, nimm Dir einen Feiertag“
- “Deine blöden Nachbarn feiern ihren 30. Hochzeitstag, geh arbeiten und spare Dir den Tag für einen besseren Anlass“
Es wird somit weniger Überschneidungen geben und Termine können sogar besser geplant werden, da man den passenden Tag für den Anlass wählen kann.
Wirtschaftszweige profitieren von den fixen Feiertagen
Ja und Nein. Logisch ist, dass zurzeit sowohl Gastronomie, als auch Industrie von Feiertagen profitieren, allerdings hat das auch seinen Preis. Neben den hohen Feiertagszuschlägen bei den systemrelevanten Tätigkeiten oder im Schichtdienst kommt es auch zu Engpässen. Wenn sich 15 verschiedene Leute einen bestimmten Feiertag für ihre Hochzeitsfeier ausgesucht haben, da Feiertags ja die meisten Gäste frei haben, dann kann eine Gastronomie nur einen Auftrag annehmen und die anderen wechseln zur Konkurrenz (oder den Feiertag). Der Gastronom verliert somit 14 Aufträge. Nicht gerade förderlich für das Geschäft. Auch die erhöhten Preise an Feiertagen dienen dem finanziellen Ausgleich der höheren Kosten und bringen kaum Gewinn. Der Verkauf bestimmter Produkte zu festgelegten Anlässen belastet die Produktion, den Güterverkehr und so weiter. Diese Anlässe zu dezentralisieren, bedeutet bessere Logistik und gleichmäßigere Gewinnverteilung. Denn nur, weil ein fiktiver Herr Mustermann mit seiner Familie zu drei Feiertagen im Jahr in sein Lieblingsrestaurant geht, bedeutet das bei weitem nicht, dass Herr Mustermann bei frei wählbaren Feiertagen nicht weiterhin an drei selbstgewählten Feiertagen mt seiner Familie dieser Tradition frönt, nur halt nicht an den gleichen Tagen wie der ebenfalls fiktive Herr Beispielsweise. Es leidet nur die Grußkartenindustrie, aber darum mache ich mir keinerlei Sorgen, die finden ein neues Betätigungsfeld.
Soweit meine Meinung zu den Gegenargumenten. Es macht mir Freude, mich geistig mit dem Gedanken zu befassen und ich genieße die fruchtbare Diskussion. Es sind auch gerne andere Leser eingeladen, sich zu beteiligen.
Euer Mausebär (td)
3 Kommentare
(G)
Nächste Runde. 🙂
(td)
Wenn ich kurz Gandalfs Argumente zusammenfassen darf, wie ich sie verstehe:
• Das System der Feiertage funktioniert, auch wenn es nicht mehr dem ursprünglichem Sinn dient.
• Die Feiertage bilden Fixpunkte für gemeinsame Termine, weil an dem Tag alle Beteiligten Zeit haben.
• Feiertage erleichtern die Planung von gemeinsamen Aktivitäten.
• Wirtschaftszweige profitieren von den fixen Feiertagen.
Ich hoffe, ich habe das so richtig verstanden, ich lasse mich da gerne berichtigen.
(G)
Jap,das hast du richtig verstanden.
(td)
Das System der Feiertage funktioniert, auch wenn es nicht mehr dem ursprünglichen Sinn dient.
Das sehe ich als ein Argument der Bequemlichkeit.
(G)
Ja, es ist Bequem,warum auch nicht. Ist unser Leben nicht Anstrengend und Kompliziert genug?
(td)
Wäre das System funktional, würden die Menschen die Feiertage nicht für andere Dinge nutzen.
Nur, weil die Gesellschaft ein geeignetes Improvisorium gefunden hat, heißt das noch lange nicht, dass wir nicht eine bessere Lösung anstreben dürfen.
(G)
Klar sollten wir eine bessere Lösung anstreben dürfen.
Ich halte deine Lösung aber nicht für besser.
(td)
Die Feiertage bilden fixe Punkte für gemeinsame Termine, weil an dem Tag alle Beteiligten Zeit haben.
Außerdem sind da noch jene Menschen, die mehr als einen Bekanntenkreis haben, welche um gemeinsame Aktivitäten an den Feiertagen konkurrieren.
Feiertage erleichtern die Planung von gemeinsamen Aktivitäten
Auch heutzutage organisieren sich Events und Veranstaltungen abseits von staatlich verordneten Tagen und Veranstalter versuchen zwar, durch geschicktes Planen im Kalender, ihr Angebot für möglichst viele zu öffnen, daher am Feiertag, wenn viele Zeit haben, treten dadurch aber auch stets in Konkurrenz mit anderen Veranstaltungen.
Einfaches Beispiel:
Wie oft wird eine „wichtige“ Geburtstagsfeier, gemeint ist hier: zu einem „runden“ Geburtstag, zwei bis drei Tage nach hinten verschoben, um an einem Wochenende oder Feiertag zu feiern.
Dort konkurriert das verschobene Ehrendatum mit vielen anderen Veranstaltungen.
(G)
Nun ja,das ist dann die Qual der Wahl. Und da bin ich echt froh das wir sie haben.
(td)
Da ist es doch egal, ob man sagt „Wir treffen uns zu Pfingsten.“, oder „Nimm dir am x-ten Juni nichts vor, da machen wir unser jährliches Treffen.“.
(G)
Genau das habe ich in vielen Jahren als Schichtarbeiter anders erlebt. Es kann verdammt schwer sein den x-ten Juni Frei zu bekommen. Insbesondere wenn er einem We, vorgeschaltet oder angehängt wird.
(td)
Wirtschaftszweige profitieren von den fixen Feiertagen
Ja und Nein
(G)
Ich denke mit ja und nein,ist die Sache mit der Wirtschaftlichkeit, ausreichend erklärt.
Wir alle (sogenannte erkrankte) haben in Therapien gelernt wie immens wichtig Strukturen sind.
Feiertage geben uns Quasi eine Jahresstruktur,es sind eine Art Orientierungspunkte in der Zeit.
Die wir wie du in einem anderen Beitrag ja schon angemerkt hast ganz gut brauchen können.
(td)
Soweit meine Meinung zu den Gegenargumenten. Es macht mir Freude, mich geistig mit dem Gedanken zu befassen und ich genieße die fruchtbare Diskussion. Es sind auch gerne andere Leser eingeladen, sich zu beteiligen.
(G) Da sind wir voll und ganz einer Meinung.
Hat diesmal wieder ein wenig Zeit gebraucht,aber manchmal is das so.
Fühlt euch alle mal von Gandalf gedrückt 😉
Hallo Gandalf,
Das Du meine Lösung nicht als besser betrachtest ist Dir natürlich völlig unbenommen, genauso wie Dein Argument, dass Dir der leichtere Weg doch besser gefällt. Beides eine Meinungs- und auch Geschmacksfrage, in der wir uns zwar nicht einig sind, aber auch nicht sachlich darüber diskutieren können. Das haben Meinungen nun mal so an sich.
Wo ich nicht mit Dir konform gehe, ist der Umstand das Feiertage eine Jahresstruktur geben, die für Betroffene hilfreich ist. Ich selber, als Betroffener empfinde Feiertage eher als Belastung. Zum einen gehöre ich zu den (wenigen) Menschen, die davon nicht profitieren und zum anderen sind diese einheitlichen Feiertage für mich kein Ruhepunkt, sondern ein Stressor in meiner normalen Wochenplanung. Ich möchte nicht von anderer Seite aufdoktriniert bekommen, wann ich meine Pausen mache. das funktioniert für mich nicht und meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass ich damit nicht alleine stehe.
Bei einem Argument geht mir allerdings ein wenig der Hut hoch. Und das ist die konkrete Feiertagsplanung mit dem Arbeitgeber. Die Bedürfnisse des Arbeitgebers dürfen hier für mich nicht vornan stehen. Ich weiß, das ist sozialistische Träumerei, aber wenn wir schon realistisch sind, dann frage Dich doch bitte auch, wie viele Schichtarbeiter genüßlich Feiertage durcharbeiten um den Feiertagszuschlag zu bekommen. Für die gilt das Argument des Ruhetages wohl nicht. Und ich rede hier nicht von systemrelevanten Arbeiten. Für viele Menschen bedeuten Feiertage mehr Arbeit und mehr Stress und diesen könnte man durch die Dezentralisierung von Feiertagen nahezu elegant umgehen. Und an der fatalen Einstellung zu Arbeit und Freizeit in unserer Gesellschaft sollten wir sowieso arbeiten und nicht dieselbe als Entschuldigung für bestehende Systeme vorhalten.
Ich galube, wir haben jetzt alles zu dem Thema gesagt und werden uns wahrscheinlich in ein paar grundlegenden Meinungsfragen nicht einig, weil wir unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben, aber das ist auch gut so, eine Demokratie braucht auch Meinungen für seine Entscheidungsprozesse.
Liebe Grüße vom Mausebär
So sei es mein Freund.
😉