Biorhythmus

Schon wieder hat der Mausebär einen Tag verpennt. Gut, ich war spät im Bett, aber bin auch lange dann auf meinem kuscheligem Bärenlager geblieben und habe mich in seltsamen aber auch faszinierenden Träumen herum getrieben. Wie viel einfacher wäre es, wenn man das ganze leben träumen könnte (seufz).

Ja, es ist fatalerweise so, dass zu meinen liebsten Hobbys gehört, in meinem Bettchen zu träumen, in meinem Bettchen ungesundes Zeug in mich reinzustopfen und in meinem Bettchen liegend Filme und Serien zu konsumieren. Völlig ungesund, völlig unproduktiv, braucht kein mensch, aber ein Mausebär. Suchtverhalten der höchsten Stufe und doch auch gleichzeitig vorbeugend, damit ich nicht durchdrehe.

Die Dinge, die mich jetzt zur dunklen Winterzeit aus meiner Höhle treiben und mich dazu zwingen mein Lager zu verlassen sind meine lebenswichtigen Sozialkontakte, meine Arbeit, mein Hunger und das quasi Gegenteil davon (also Reste loswerden).
Gut, ich bin in meinem Leben ein ganzes Stück weiter gekommen dadurch, dass ich meine Arbeit und mein Engagement als wichtigen Faktor meines Lebens erkannt habe und mich das Thema immer wieder aus meiner Lethargie treibt. Auch die Sozialen Kontakte, da gab es Zeiten, da war es nicht so und ich bevorzugte den Kontakt zu einer einzigen Person und die Abkehr von allen anderen Menschen. Aber das hat mich ernsthaft krank gemacht und mich davon überzeugt, wie wichtig es ist Menschen um mich zu haben. Und daher investiere ich Zeit und Energie in meine Arbeit und meine Freizeitkontakte. Die Belohnung ist (neben Gesundheit) ein gutes Gefühl und ein Anstieg an einer anderen Form von Energie, der Nachteil ist, es kostete mich manchmal ganz schön Kraft.

Manchmal denke ich zurück, was mir eine wohlmeinende Person mal gesagt hat, nämlich ich würde: „Die Welt nur in Extremen betrachten, bei mir gäb es nur Schwarz oder Weiß, An oder Aus.“. Tatsächlich ist für mich ein Maß zu finden eine schwierige Angelegenheit. Ich bin gierig und maßlos, wollüstig und neidisch und auch noch faul obendrauf. Als bekennender Narzisst bin ich auch noch eitel und manchmal zum Glück nur rhetorisch) überkommt mich auch der Zorn.

Kein vernünftiger Umgang mit dem eigenem Leben, kein maßvoller Lebensstil, kein Antrieb um mich zu ändern, aber ein volles Bingo in den Todsünden.

Ich habe nie Tanzen gelernt und auch nie wirklich ein Musikinstrument (ich habe es echt versucht), weil ich einfach kein Gefühl für Takt und Rhythmus habe (Ja, das ist nicht Neues, jeder der mich kennt weiß, dass ich kein Taktgefühl besitze). Selbst in der Grundausbildung gelang es mir nicht das Marschieren zu lernen. Weil ich nicht im Takt laufen konnte. Daher wurde ich in unserem Zug ganz nach hinten gestellt, um meine Kameraden nicht aus dem Takt zu bringen. Ein Leben lang habe ich mich vor dem Thema Choreographie gedrückt, weil ich Angst hatte, dass mein mangelndes Rhythmusgefühl Probleme macht.

Natürlich habe ich auch einen schlechten Biorhythmus. Mein ganzes leben ist nicht aus dem Tritt, sondern war nie darin. So stolper und schlurfe ich durch meine Existenz, auf der Suche nach etwas, was ich nicht einmal verstehe und sehe die Welt als eine Art gut geprobte Choreographie, in die ich einfach nicht reinpasse. Sozusagen der Fehler im System. Und daher freue ich mich so, wenn ich mal merke, dass ich in irgendwas ein gutes Timing hatte.

Ja, wie immer sind es die Sachen, die man nicht kann oder die einem nicht offen stehen die man begehrt und gerade merke ich das sehr deutlich, wie sehr ich mich manchmal danach sehen nicht so ein „Mängelexemplar“ zu sein. All das was ich kann und bin verschwindet vor meinem inneren Auge im Angesicht dessen, was ich nie erreichen werde. Und entweder flüchte ich mich (alleine oder gemeinsam mit Anderen) in meine Traumwelten, oder ich versuche verzweifelt Anerkennung zu bekommen, um das Loch in mir zu füllen, was viel zu groß ist um je gefühlt zu sein. Das Loch, was ich in mir selbst gegraben habe, durch alle meine Selbstzweifel, meine Ängste und meiner harschen Kritik an meiner eigenen Unzulänglichkeit. Ich traue mich manchmal echt nicht in die Tiefe zu blicken, aber vielleicht liegt da unten, irgendwo zerschmettert auf dem Grund dieses Loches, neben meinem geschundenem Selbstwertgefühl auch mein zerschmetterter innerer Rhythmus.
Wer weiß?

So genug Selbstmitleid und Gejammer, ich habe noch ein wenig zu tun, bevor ich zurück in meine Bärenhöhle krieche und mich meinem geträumtem Freuden hingebe und hoffe solange die Realität ein wenig genießen zu können.

Bis Dahin,

Euer mausebär

Ein Kommentar

  • Hallo Mausebär,
    ich wünsche dir mehr als jemand anderem, das du deinen Weg findest und das mit vielen Gedanken an die Menschen die dich in deinem Leben positiv geprägt haben. Egal wo sie gerade sind, dir gedanklich Kraft geben, diese Zeit des Zweifelns beiseite schieben zu können und Kraft geben, das Leben zu leben.
    So wie du es magst, so wie es dir gut tut und das im Nehmen und Geben ☺️✊️

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