Durchwachte Nacht

Ich weiß noch nicht so ganz, wohin mich mein Blog heute führen wird, weil ich heute mit seltsamen Gedanken im Kopf herumlaufe.
Seltsame Gedanken?

Ja, der Mausebär denkt wieder über Welt nach und fragt sich selber, was daran alles so kompliziert ist und warum manche Leute die Dinge so unnötig verkomplizieren.
Gut, manchmal habe ich eine krasse Schwarz-Weiß-Sicht auf das Leben und lebe in extremen Mustern, aber ein wenig davon sollte doch auch richtig und gut sein.

Das ist auch das Problem, was ich mit mir herum trage, die Definition von Gut und von Moral.
Wir leben (eigentlich wie immer) in einer Zeit des Wandels, in der Werte auf den Prüfstand gestellt und neue Werte definiert werden.

Soweit schön und gut, aber die Art des Wandels ist, aus Mausebärensicht, nicht das passende. Vielleicht liegt es daran, dass ich alt werde und deshalb einige Sachen nicht mehr so ganz verstehen kann, aber ich glaube es liegt auch am Umgang miteinander.
Es gibt so viele Sichtweisen zu einer Sache, sich auf eine zu versteifen und sie gnadenlos zu verteidigen, mag in einem Debattierklub in Ordnung sein, ist aber keine Lebenslösung. Es wirkt auf mich so als hätte die Mehrheit der Leute, die ihre Meinung in die Welt hinaus tragen, völlig ihre Empathie verloren. Keine wertschätzende Diskussion und keine Perspektivenübernahme, sondern Feindbilder, wo immer man hinschaut.

Der Mausebär persönlich weiß eine gute Diskussion zu schätzen und ich überprüfe meine eigenen Thesen gerne gegen die Argumente anderer Leute, aber dadurch bilde ich mir keine persönliche Meinung über mein Gegenüber. Nur weil diese Person in einigen Ansätzen nicht meiner Meinung ist (oder gar eine entgegengesetzte vertritt) muss ich daraus noch lange keine Konsequenzen für unsere Beziehung ziehen.

Genau das wird aber gefordert, dass man Leute, denen ein Prädikat gegeben wurde, ausgrenzt und abweist, denn sonst macht man ja gemeinsame Sache mit Ihnen. Als ob ich die Meinung aller meiner Bekannten teilen würde oder das auch nur im Ansatz wollte.
Das Ganze wirkt auf mich wie eine Hexenjagd.
Bestimmte Personen, oder Personengruppen, werden einer Sache beschuldigt und dann wird radikal gegen diese Leute vorgegangen, ohne Rücksicht auf das Individuum. Wer sich gegen den Mob stellt, ist schnell mal ein Mittäter.

Das ist selbst mir ein wenig Schwarz-Weiß zuviel. Wenn Freunde oder Bekannte von mir gewisse Ansätze im Denken haben, die nicht meinen entsprechen, dann toleriere ich das (tolerieren bedeuten aushalten und ertragen). Toleranz bedeutet nicht, dass ich mich damit Gemein mache, sondern, dass mir andere Aspekte wichtiger sind, so dass ich eine Differenz in dem Punkt akzeptieren kann.
Zum Beispiel ist es mir egal, welche sexuelle Vorlieben jemand hat, solange ich nicht gegen meinen Will einbezogen werde (und auch kein anderer). Mir ist auch egal, als was sich jemand definiert, wenn er es zum einen transparent macht und zum anderen meine eigene Identität als gleichwertig akzeptiert, habe ich kein Problem damit. Und ob und was jemand isst, ist mir echt egal, solange ich essen darf, was ich für richtig halte.
Klar kann man über alles auch mal diskutieren (auch Politik, Religion, etc…), aber diese Diskussionen sollten konsequenzenlos bleiben (also bis auf einen Lerneffekt, neue Erkenntnisse, vielleicht eine Neuorientierung), damit sich jede beteiligte mit seiner Meinung sicher fühlen kann.
Das Recht darauf eine Meinung zu haben und diese zu äußern, ist ein Grundpfeiler einer freien Gesellschaft und muss erhalten werden.
Aber die Gedankenfreiheit wird immer mehr durch populistischen Zwang eingeschränkt und durch Manipulation begrenzt.

Wenn Du anders denkst, hat dein Gegenüber gleich die richtige Schublade für Dich und Du wirst mit anderen (un-netten) Leuten in einen topf geworfen, bis du Abbitte leistest und Dich dem radikalen Gedankengut der Gesellschaft anschließt.
Ausgrenzung von politischen Meinungen, Sippenhaft (Schuld durch Kolonialismus und drittes Reich), Rassismus (Man kann gegen Weiße nicht rassistisch sein), Sexismus (Männer können nicht Opfer von Diskriminierung werden), Gruppenschuld (Wer mit Schwurblern auf die Strasse geht ist selber ein Schwurbler), Pauschalurteile (Mit solchen Menschen kann man nicht reden) und Elitenbildungen sind aus meiner Perspektive, alles Methoden aus einer Geschichtlichen Zeit, in der die Leute an der Macht waren, deren Name jetzt benutzt wird, um (zumeist konservative) Andersdenkende zu bezeichnen. Und zwar so inflationär, dass dieser Begriff langsam an Bedeutung verliert.

Ich fürchte mich in dieser Zeit. Es macht mir Sorge und ich sehe, dass wir auf eine lange, dunkle Zeit zusteuern, bevor es wieder besser wird (was ich wahrscheinlich auch nicht mehr erleben werde).
Es ist nicht der Klimawandel und die Massenbevölkerung, Nicht das Aussterben von Tierarten und der Anstieg an Armut, Nicht die Brisanz von Massenvernichtungswaffen und Pandemien, sondern einfach die Art, wie Menschen miteinander umgehen, die mir Angst vor der Zukunft macht.
Das fehlen von Empathie und der Bereitschaft zur Selbstreflektion, sowie mangelnde Kompromissbereitschaft und fehlende Leidensfähigkeit (für Toleranz), dass ist die Triebfeder, die mich Nachts grübeln und an der Menschheit verzweifeln lässt.
Gut, dass ich auch andere Menschen kenne (und um mich herum habe), die da anders gestrickt sind und die mausebärische Hoffnung nähren, dass es noch einen anderen Weg gibt.

In dem Sinne, bitte bleibt offen im Geist und im Herz,

Euer Mausebär

Ein Kommentar

  • Hallo Mausebär,
    ich kann deinen Gedanken sehr gut folgen und die Ängste sind gedanklich auch gut nach zu vollziehen.
    Ich kenne das schon seit meiner Kindheit und das zieht sich durch bis Heute.
    Mancher Kompromiss wird einseitig genutzt und das noch mit einem schäbigen Lächeln

    Da hilft nur schreiend weglaufen und aufstampfen bis sich der Frust
    auf und davon macht ✊️
    Also im übertragenen Sinne ☺️

    Antworten

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