Ja, verlange ich denn zu viel?

Heute habe ich mal wieder ein echtes Problem mit der Menschheit. Oder die Menschheit mit mir. Ich glaube ähnlich wie bei Geisterfahrern (ein Geisterfahrer? Dutzende!) kommt es auf die Perspektive an.

Wieder einmal frag ich mich, ob körperliche Gewalt nicht eine Lösung wäre (Spoiler: Nein, ist sie nicht). Manche Personen verstehen einfach nicht wovon ich rede. Sie wollen oder können es scheinbar nicht.

Erschwerend kommt hinzu, dass wir in einer Zeit der kommunikativen Dunkelheit leben. Die Gesellschaft hat die normale Kommunikation (vor allem die Diskussionskultur) bereits verlernt, bevor sie die neue digitale Kommunikation erlernt hat. dadurch werden Missverständnisse und Fehlkommunikation zur Normalität.

Am liebsten würde ich mich dazu ganz geschlossen halten, aber wie ich es einst gelernt habe, „Man kann nicht nicht kommunizieren“ (da ist die doppelte Verneinung mal sinnvoll), sprich man kommuniziert immer, ob man will oder nicht. Manchmal ist das echt grausam.
Mittlerweile gibt es gefühlt zwei Lager.
Die einen kommunizieren egoistisch, ohne Rücksicht auf anderer Leute Gefühle und auf Konsequenzen (und heulen selber rum, wenn ihnen jemand mal Gegenwind gibt) und die anderen reden sich ihre Angst und Passivität mit den Stichworten „Rücksicht“, „Diplomatie“ und „Verständnis“ schön.

Klare Worte findet da keiner.

Wenn einer sich klar ausdrückt, ist er ein Störelement. Schnell wird eine Hexenjagd veranstaltet und derjenige mit extremen politischen Gesinnungen, komischen Weltbildern und Theorien oder negativen Berühmtheiten der Geschichte in einen Topf geworfen.

Stellungnahmen brauchen immer mehr Zeit, keiner will Verantwortung übernehmen und alles muss „ausdiskutiert“ werden, was meist keine Diskussion ist, sondern entweder ein Streitgespräch ohne erkennbaren Konsens oder eine lahmer Liebhab-Austausch, der das (falsche) Gefühl vermitteln soll, man habe sich doch gekümmert.

Gekümmert für den Arsch!

Es braucht klare Worte, klare Meinungen und einen wohlmeinenden, ressourcenorientierten und konstruktiven Austausch um gemeinsam zu einem Ziel zu kommen. Klare Stellungnahmen, die Positionen verdeutlichen, mit der dazu passenden Bereitschaft, diese Positionen zu hinterfragen und im wohlmeinendem Austausch auf den Prüfstand zu stellen.

Es gibt in meinem Leben ein paar Personen, mit denen ich vernünftig reden, mich austauschen und diskutieren kann. Eine Wohltat für meine gequälte Mausebär-Seele. Aber ich kann, darf und will mein Leben nicht auf eine Filterblase reduzieren, wie es zur Zeit die meisten Leute machen, das ist nicht richtig und nicht gut.

Der Mausebär zieht also immer wieder in den Kampf der Kommunikation und würde sich gerne als Kreuzritter der Vernunft sehen, aber erstens bin ich kein Fanatiker (jedenfalls nicht im Inneren, auch wenn ich die Rolle gerne spiele) und zweitens hat sich ja jeder Idiot die Vernunft auf die Fahne geschrieben, so dass sich dieses einst schöne Wort bereits völlig abgenutzt hat.

Ich war und bin schon immer ein Fan von dem guten alten Freddy Nietzsche gewesen, aber die Situation der Gegenwart treibt mich weinend in die Arme von Immanuel Kant, der versprach „der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen“. Er vergaß anzumerken, dass nicht jeder Mensch seine Begabungen auch nutzt.

„Aufklärung ist das Aufbegehren aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (nochmal Kant), eine wichtige Sache. Die Aufklärung fängt in der Kommunikation an, denn es soll „geklärt“ und nicht „verklärt“ werden. Das Bedarf einer „Klarheit“, auch in der Sprache.

Somit bitte ich euch heute einfach (zum Wohle meiner gepeinigten Seele), kommuniziert klar, offen und wohlmeinend und sucht den ehrlichen austausch mit der Bereitschaft eure Meinung stets zu prüfen und zu erweitern, damit die Welt ein wenige Aufgeklärter wird.

Euer Mausebär

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