Diskutieren, wie der Mausebär es mag

Aus gegebenem Anlass formuliert der Mausbär (a.k.a. Thorsten Dürholt) seine Meinung über gute Diskussionen mal auf spielerische Art.

Mal wieder habe ich festgestellt, dass ich irgendwie etwas vermisse.
Ich vermisse eine anständige Diskussionskultur.
Nicht erst seit gestern, sondern schon eine geraume Zeit, plagt mich das Gefühl, dass meine Mitmenschen keinerlei Gefühl für Gesprächsetikette haben.

Statt lange herum zu meckern, was ich mich stört, würde ich heute gerne einfach vorstellen, wie ich mir eine gute Diskussion vorstelle.
Das dauert nicht lange, ist wahrscheinlich eingängig und jeder, der mich dann demnächst in einer Diskussion genau so behandelt, kommt auf meine interne Liste der coolen Leute, fest versprochen.
Um es zu vereinfachen und auch, weil ich die Form aus bekannten Gründen mag, versuche ich mal die Regeln einer für mich gut geführten Diskussion als Spielregeln zu formulieren.

Spielregeln für das Gesellschaftsspiel „Diskutieren, wie der Mausebär es mag“

Diskutieren, wie der Mausebär es mag – die Spielregeln

Spieleranzahl

Das Spiel kann von 3-8 Personen im Alter von 14-99 Jahren gespielt werden.
Theoretisch können auch mehr Spieler teilnehmen, davon rät der Spielentwickler aber unbedingt ab.
Regeln für das Spiel mit zwei Personen werden demnächst im Erweiterungsset angeboten.

Spielvorbereitung

Das Spielfeld sollte eine gemütliche Situation sein, in der sich alle Personen gegenseitig direkt anschauen können.
Es eignet sich hervorragend ein sogenannter Stuhlkreis (dabei stehen die Stühle in einer kreisförmigen Formation mit der Sitzlehne nach außen), oder bei gewünscht weniger Kontakt, eignet sich auch ein einfacher Tisch als Mittelpunkt.
Die Umgebung sollte möglichst „reizarm“ sein, um die Konzentration der Spieler nicht zu stören.
Die Mitspieler sollten sich in einer geeigneten Distanz zueinander hinsetzen.
Die Empfehlung ist hierbei, so nah aneinander zu sitzen, dass man sich verstehen kann, aber nicht so nah, dass ein körperliches Unwohlsein auftritt.
Vom Sitzen auf dem Schoss wird explizit abgeraten.
Die Spielrunde einigt sich auf ein Diskussionsthema.
Vorgefertigte Themen finden sich in jeder Nachrichtensendung und auch gratis im Internet.
Es ist empfehlenswert, dieses Thema schon frühzeitig festzulegen, um den Spielspaß durch passende Vorbereitung zu erhöhen.
Aus den Mitspielern wird ein Spieler bestimmt, der die Rolle des Moderators bekommt.
Können die Spieler sich nicht auf einen Moderator einigen, wird der Mitspieler zum Moderator bestimmt, der am Spielort das Hausrecht vertritt.
Im Anschluss wird der Startspieler bestimmt. Startspieler sollte möglichst der Mitspieler mit dem Themenvorschlag sein, oder der unerfahrenste Mitspieler.

Spielstart

Der Moderator stellt noch mal kurz das Thema vor.
Diese Erklärung darf maximal fünf Sätze umfassen, die jeweils nur drei Nebensätze enthalten dürfen.
Sollte der Moderator das nicht einhalten können, muss er beim nächsten mal eine Moderationskarte vorbereiten und seine Einleitung nach dem Ende des Spiels als Protokoll ausformulieren und an alle Mitspieler einzeln in handschriftlicher Kopie überreichen.
Dann übergibt der Moderator an den Startspieler.
Dieser formuliert dann eine dem Thema entsprechende Aussage, die eine Meinung oder Behauptung, im weiteren als These bezeichnet, enthält.
Diese These wird für die gesamte Spielrunde benutzt.

Spielverlauf

Die anderen Mitspieler dürfen sich nun eine passende Antwort, im weiteren Spielverlauf Argument genannt, überlegen. Ein Argument muss zwingend eine einzelne, zu der These passende, Aussage enthalten und darf durch eine einfache (also kurze) Erklärung begründet werden. Das Argument darf nach freier Wahl des Mitspielers die These unterstützen oder widerlegen.
Der Mitspieler signalisiert daraufhin dem Moderator durch Handzeichen, dass er sein Argument vorbereitet hat.
Der Moderator erteilt nun den einzelnen Mitspielern das Wort. Hierbei achtet er auf eine möglichst faire Verteilung der Sprechanteile.
Der Mitspieler, der an der Reihe ist, stellt nun sein Argument vor und begründet es mit möglichst wenigen Worten.
Der Moderator wiederholt die Argumentation, also das Argument samt seiner Begründung, in eigenen Worten und achtet darauf, ob es eventuelle Verständnisprobleme oder Fragen unter den Mitspielern gibt.
Die Mitspieler signalisieren hierbei dem Moderator Verständnis- oder Inhaltsfragen mit einem Handzeichen.
Jede Frage sollte mit einem W-Wort beginnen und maximal aus 30 Wörtern bestehen und mit einem Fragezeichen enden. Sollte es Verständnisprobleme geben, werden diese kurz durch den Moderator aufgeklärt.
Der Moderator darf zu diesem Zweck die anderen Mitspieler befragen.
Auch inhaltliche Fragen zur Begründung dürfen gestellt werden, die der Moderator, oder nach Worterteilung durch den Moderator, der begründende Mitspieler erklären kann.
Danach wählt der Moderator einen anderen Mitspieler aus, der jetzt seinerseits seine Argumentation vorstellt.
Wenn alle Mitspieler jeweils ein Argument vorgetragen haben, dann darf der Startspieler noch einmal auf die Argumente eingehen und seine durch die Argumente veränderte These neu vorstellen.
Sollte sich der Startspieler entscheiden seine These beizubehalten, oder die Anpassung findet noch nicht das einvernehmliche Einverständnis der anderen Spieler, so wird eine weitere Argumentationsrunde gespielt.

Das Ende

Das Ende einer Spielrunde ist erreicht, wenn alle Mitspieler soweit mit der neu formulierten These des Startspielers einverstanden sind, wenn die Mitspieler keine passenden Argumente mehr finden oder nach einer vorherbestimmten Ablaufzeit.
Es folgt die Wertschätzung.

Die Wertschätzung

Als kooperatives Spiel hat „Diskutieren, wie der Mausebär es mag“ keinen einzelnen Gewinner.
Die Spielgruppe gewinnt oder verliert gemeinsam. Der Gewinn des Spieles ist von der sogenannten Wertschätzung abhängig.
Im Anschluss an die Spielrunde erteilt der Moderator jedem einzelnen Spieler das Wort.
Der Spieler hat nun eine angemessene Zeit, zu erläutern, was er aus der Spielrunde gelernt hat und wie er das Spielerlebnis fand.
Hierbei dürfen andere Mitspieler ausdrücklich gelobt werden, aber auch sachbezogen wegen ihres Spielverhaltens (und ausschließlich wegen ihres Spielverhaltens) kritisiert werden.
Entsteht durch diese Abschlussrunde ein Gefühl des Wohlseins und der Gemeinschaft, gilt die Spielrunde als gewonnen.

Achtung!!!

Beleidigungen, Zwischenreden, Schreien und seine Beiträge oder Fragen nicht kurz zu halten, ist genauso unzulässig wie körperliche Gewalt oder emotionale Erpressung.
Der Spielentwickler empfiehlt dringend, bei Zuwiderhandlung mit entsprechendem Mitspieler nicht mehr zu spielen.

„Diskutieren, wie der Mausebär es mag“, Auszüge aus der Spielanleitung vom Mausebär, erschienen in der Fairbär- Edition des Mausebär-Eigenverlags

So, das war es, so stelle ich mir eine gute Diskussion vor.
Jeder der jetzt sagt: „Aber Mausebär, du verstößt ja selber dauernd gegen diese Regeln“, antworte ich gerne mit einem: „Da hast Du recht, aber ich würde es gerne lernen dieses Spiel so zu spielen“.
Also, wer versucht sich in einer kleinen Partie mit mir?
Vielleicht hilft Übung ja?

Mit spielerischem, aber auch gut argumentiertem Gruß,

Euer Mausebär (a.k.a. Thorsten Dürholt)

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